zurück
Fußball: Regionalliga Bayern
Der FC 05 Schweinfurt vor dem Spitzenspiel: Warum Kevin Frisorger ein Problem hat, wenn es ums Feiern geht
Der Innenverteidiger des Tabellenvierten trifft beim abwehrstarken Primus FV Illertissen auf seine früheren Kollegen. Trainer Victor Kleinhenz verspricht Tempo und Wucht.
Attacke: FC-05-Innenverteidiger Kevin Frisorger trifft am Freitag mit den Schweinfurtern in Illertissen auf seinen Ex-Klub - im Spitzenspiel der Regionalliga Bayern.
Foto: Ryan Evans / PresseFoto Evans | Attacke: FC-05-Innenverteidiger Kevin Frisorger trifft am Freitag mit den Schweinfurtern in Illertissen auf seinen Ex-Klub - im Spitzenspiel der Regionalliga Bayern.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 05.09.2024 02:51 Uhr

Egal, wen man fragt in diesen Tagen beim Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt – die Standard-Antworten lauten in nur minimalen Abwandlungen: "Das sind die Spiele, auf die man sich als Fußballer freut" oder "dieses Spitzenspiel haben wir uns erarbeitet". Keine Ausnahme macht da Kevin Frisorger. Nur: Für den Innenverteidiger der auf Platz vier rangierenden Nullfünfer ist das Gastspiel beim nur einen Punkt besseren Spitzenreiter FV Illertissen ein ganz besonderes.   

Wenn am Freitag, 30. August, um 19 Uhr die Partie im Vöhlinstadion angepfiffen wird, steht der 24-Jährige auf der anderen Seite der Mittellinie. Bis Anfang Januar war er in Illertissen unter Vertrag, dann zog es ihn zurück in die unterfränkische Heimat. "Ich bin an einen Punkt gekommen, wo mir klar geworden ist, dass ich eine Ausbildung neben dem Fußball brauche", sagt der Würzburger, der seine ersten fußballerischen Gehversuche beim dortigen Stadtteilklub SC Heuchelhof gemacht hatte und anschließend in der Jugend der Würzburger Kickers und von Greuther Fürth ausgebildet worden ist. Er beginnt in Schweinfurt eine Lehre zum Sport- und Fitnesskaufmann. 

Sein Leben auf ein solides Fundament zu stellen, passt zu dem "absoluten Familienmenschen". Selbst hat er noch keine Kinder, gefällt sich aber in der Rolle des Patenonkels. Seine Schwester hat zwei Kinder, "da ist zu Hause immer viel Action. Ich kann da viel lernen." Der eigene Nachwuchs müsse zwar nicht zwingend kicken eine Fußballer-Familie seien die Frisorgers aber schon: "Der Opa hat sehr leidenschaftlich und gut gespielt."

"Ich wünsche mir Frieden – und zwar auf der ganzen Welt"

Kevin Frisorgers Eltern sind zur Jahrtausendwende als Spätaussiedler aus Russland gekommen, seine Mutter war zu der Zeit schwanger mit ihm. In Bayreuth, der ersten Anlaufstation, kam er zur Welt – später ging's nach Würzburg. In Russland war Frisorger nur einmal als Kleinkind. "Ich kann die Sprache, habe aber kaum Berührungspunkte." Den Ukraine-Krieg verfolgt er, hält sich jedoch bedeckt: "Ich bin kein Politiker und es ist nicht genug Wissen da, um in der Öffentlichkeit darüber sprechen zu können. Nur so viel: Ich wünsche mir Frieden – und zwar auf der ganzen Welt."

Angefangen hat Frisorger als Stürmer. Als bei den Kickers die Verteidiger rar waren, "bin ich bis zur U 13 immer weiter hinter gerutscht". Mittlerweile sieht sich der 1,89 Meter große Spieler im Abwehrzentrum gut aufgehoben. Zweikampfführung und Kopfballspiel seien seine Stärken. Ihm und Luca Trslic hat Trainer Victor Kleinhenz nach dem 2:1-Sieg über Greuther Fürth II eine Entwicklung zu einem reiferen Defensiv-Verhalten attestiert. Weg von reiner Gier auf Zweikämpfe. Was sich in weniger Verwarnungen niederschlage. Frisorger nickt: "Als Innenverteidiger musst du hart sein, du bist letzter Mann und hast viel Druck. Aber ich bin auch Mensch und habe Gefühle."

Der Mensch Frisorger würde freilich gerne am Wochenende etwas mehr Zeit mit den ehemaligen Mitspielern ("ich freue mich auf ein Wiedersehen") verbringen, weiß tatsächlich noch nicht, ob er anschließend mit der Schweinfurter Mannschaft nach Hause fahren wird, oder in Illertissen bleiben. Skurril wäre Letzteres im Fall eines Sieges der dann bestens gelaunten Gastgeber: "Ja, das stelle ich mir schwierig vor. Aber davon gehe ich nicht aus." 

Frisorgers nette Anekdote mit Groundhoppern aus Manchester

Kleinhenz auch nicht, wenngleich er die "überragende Gegentorstatistik" der Illertissener warnend anführt. Da steht erst ein Treffer. "Eine auf allen Positionen top besetzte Mannschaft, die sich nicht zu schade ist, kompakt zu verteidigen." Seine eigene Elf will der 33-Jährige "mit Intensität anlaufen" lassen. Er erwartet viele Eins-gegen-Eins-Duelle, "in denen wir nicht zu gierig, aber trotzdem eklig" sein wollen. "Und mehr Torchancen erarbeiten." Sich immer auf die zuletzt gezeigt Effektivität zu verlassen, ist eben doch riskant. "Wir wollen mit Speed und Wucht anlaufen."

Selbst Frisorger weiß, wie man in Illertissen trifft – davon zeugt eine nette Anekdote: Im DFB-Pokal-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf letzte Saison (1:3) erzielte er den 1:2-Anschlusstreffer für den FVI, schon nach drei Minuten allerdings auch ein Eigentor. Kurios: Eine Groundhopper-Gruppe aus Manchester hatte sich aus einer Kneipen-Laune heraus den Ort für einen Liga-Besuch samt lautem Support auserkoren, wo das erste Tor der Pokalrunde fällt – Illertissen. 

Wo den Nullfünfern immer noch Max Wolf und Spase Arsov sowie höchstwahrscheinlich Fabio Bozesan (zurück im Mannschaftstraining) fehlen werden. Ein personelles Nachjustieren bis zum Ende der Transferperiode am 31. August sei offenbar denkbar: "Man könnte noch...", so Kleinhenz. "Wenn das Gesamtpaket passen würde, schließen wir nichts aus."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Michi Bauer
1. Fußballclub Schweinfurt 1905
Aussiedler und Spätaussiedler
FC 05 Schweinfurt
FC Würzburger Kickers
FV Illertissen
Fortuna Düsseldorf
Fußball-Regionalliga Bayern
Fußballspieler
Max Wolf
Mütter
SpVgg Greuther Fürth
Victor Kleinhenz
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Karl-Heinz Mauer
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten