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Steilpass
Wie Ex-Schweinfurt-Profi Stefan Seufert im US-Fernsehen und türkischen Medien gelandet ist
Der heute 45-Jährige spielt noch immer aktiv Fußball. Eine seiner Aktionen hat ihm auch internationalen Ruhm verschafft. Auf kuriose Weise.
Stefan Seufert (links, damals FC 05 Schweinfurt) im Duell mit Josef Eibl vom SV Schalding-Heining. Drei Jahre lang hat Seufert für die Schnüdel gespielt.
Foto: Andreas Lakota (Archivfoto) | Stefan Seufert (links, damals FC 05 Schweinfurt) im Duell mit Josef Eibl vom SV Schalding-Heining. Drei Jahre lang hat Seufert für die Schnüdel gespielt.
Philipp Wohlfahrt
Philipp Wohlfart
 |  aktualisiert: 09.04.2025 02:38 Uhr

Auch mit 45 Jahren schnürt der ehemalige Schweinfurter Stefan Seufert noch immer die Fußballschuhe. Ans Aufhören denkt er nicht. Der ehemalige Fußball-Profi über ein Pokalspiel gegen Borussia Dortmund, ein kurioses Eigentor und das Ziel Klassenerhalt mit der SG Steinbach/Stettfeld.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Stefan Seufert: Das war Benny Demel, der "Kaiser". Wir kennen uns, seitdem ich 2002 nach Bayreuth gewechselt bin. Er ist einer der wenigen ehemaligen Weggefährten, mit denen ich noch regelmäßig Kontakt habe. Er ist ein guter Freund. Zweimal im Jahr treffen wir uns zum Kartenspielen in Bayreuth. Es ist nicht einfach, Freundschaften nach dem Fußball aufrecht zu erhalten, wenn man sich nicht mehr täglich sieht. Mit Benny funktioniert das aber echt super. Ich freue mich immer, wenn ich von ihm höre.

"Der Kaiser" spielt "Batz" an. Wie ist Ihr Spitzname entstanden?

Seufert: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Es tut mir leid, dass ich diese Frage nicht beantworten kann (lacht). Ich würde sie gerne beantworten, aber ich weiß es einfach nicht. Es hat sich irgendwann mal so ergeben. Entstanden ist er auf jeden Fall in Bayreuth. Bei meinen späteren Stationen hat mich kaum noch jemand so genannt.

Wie war Ihr Laufweg?

Seufert: Ich habe mit etwa fünf Jahren das Fußballspielen beim 1. FC Sand angefangen. Ich bin Sander. Dort habe ich alle Junioren-Mannschaften durchlaufen. Nach dem Aufstieg in die Bayernliga hatte ich die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen. Ich hatte eine Anfrage von Jahn Regensburg, habe mich aber immer schwergetan, zu wechseln. Ich bin sehr heimatverbunden und habe mir diesen Schritt nicht immer zugetraut. Mein Bruder Thorsten hat zu dieser Zeit auch in Regensburg gespielt. Da ist mir der Wechsel dann einfacher gefallen und dann habe ich es einfach probiert.

Ihre Zeit in Regensburg war nicht von langer Dauer. Warum?

Seufert: Als ich im Winter gekommen bin, haben wir in der Regionalliga, damals die dritthöchste Liga, nur gegen den Abstieg gespielt. In der zweiten Saison hat sich viel getan. Am Ende der Spielzeit hat uns nur ein Punkt vom Aufstieg in die Zweite Bundesliga getrennt. Das Niveau war hoch und ich einfach nicht gut genug. Mein Vertrag wurde am Saisonende nicht verlängert.

Dann bin ich zur SpVgg Bayreuth gewechselt. Armin Eck hatte sich schon öfter um mich bemüht, ich hatte ihm immer abgesagt. Die Station in Bayreuth werde ich nie vergessen. Das war die mit Abstand schönste Zeit meiner Karriere. Nach der Bayreuther Insolvenz bin ich 2009 zur SpVgg Weiden und zu Gino Lettieri gewechselt, den ich schon aus meiner Bayreuther Zeit kannte. Ich wäre gerne geblieben, aber auch in Weiden wurde mein Vertrag nicht verlängert.

"Ich habe mir ein Autogramm von Jürgen Klopp auf meinen Schienbeinschoner geholt."
Stefan Seufert

Mit 30 Jahren wollte ich dann nicht mehr alles auf die Karte Fußball setzen. Mit dem Wechsel nach Sand hat sich für mich dann die Gelegenheit ergeben, Beruf und Fußball gut miteinander zu vereinbaren. Ich habe nach einem Jahr gemerkt, dass es mir sportlich zu wenig war. Ich hatte Lust auf mehr und bin für drei Jahre zum FC Schweinfurt 05. Seit 2014 bin ich bei der SG Steinbach/Stettfeld. Ich wohne auch in Steinbach.

Sie hatten bei jedem Verein ein kleines Highlight. Bei der SpVgg Weiden kam neben dem Aufstieg noch ein DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund hinzu. In einem Zweikampf mit BVB-Keeper Roman Weidenfeller kamen Sie zu Fall. Die Entscheidung des Schiedsrichters: Stürmerfoul. Hadern Sie noch mit der Auslegung?

Seufert: Aus meiner Sicht war es ein Elfmeter. Das ist so lange her. Ich kann heute darüber schmunzeln. Ich glaube, ich war einen Schritt schneller am Ball und er schmeißt sich in mich rein.

Mit wem haben Sie nach Spielende das Trikot getauscht?

Seufert: Mit niemandem. Ich wollte meins als Erinnerung behalten. Ich hatte Mohamed Zidan gefragt, aber er hatte es schon einem anderen Spieler versprochen. Ich habe mir aber ein Autogramm von Jürgen Klopp auf meinen Schienbeinschoner geholt.

Hat Ihr Pokal-Trikot einen besonderen Platz in Ihrem Haus?

Seufert: Es hängt wie viele andere Trikots unbeachtet im Keller im Schrank. Wenn ich mal einen Raum einrichte, hänge ich es vielleicht auf mit anderen Trikots, an die ich eine gute Erinnerung habe. Bisher ist es dazu noch nicht gekommen. Die Erinnerungen in meinem Kopf reichen mir.

Stefan Seufert (links, hier gegen Stefan Kleineheismann von RW Erfurt) steht auch mit 45 Jahren noch aktiv auf dem Platz.
Foto: Marion Wetterich (Archivfoto) | Stefan Seufert (links, hier gegen Stefan Kleineheismann von RW Erfurt) steht auch mit 45 Jahren noch aktiv auf dem Platz.
Sie sind bei der SG Steinbach/Stettfeld Spielertrainer in der Kreisklasse. Zur neuen Saison geben Sie ihr Amt ab. Als Spieler bleiben Sie der Mannschaft erhalten. Haben Sie keine Lust mehr, Trainer zu sein?

Seufert: Selbst auf dem Platz zu stehen, macht mir mehr Spaß, als Trainer zu sein. Die Aufgabe als Spielertrainer hat sich ergeben und ich habe das beides unter einen Hut gebracht. Ich habe das gerne und mit Leidenschaft gemacht. Mit Lars Tully und Lois Jilke hat sich die Möglichkeiten ergeben, ein Trainerduo zu verpflichten. Als Verein mussten wir da nicht lange überlegen. Es kommt kein fader Beigeschmack auf. Die beiden werden als Spielertrainer die Mannschaft auch sportlich nach vorne bringen.

Bleibt die Frage, in welcher Liga die neuen Trainer die Mannschaft übernehmen. Der direkte Klassenerhalt scheint in weiter Ferne.

Seufert: Auf dem direkten Weg ist es so gut wie ausgeschlossen. Ich habe schon viel erlebt im Fußball. Aber realistisch ist der Klassenerhalt nur über die Relegation möglich.

Sie spielen auch mit 45 Jahren noch eine wichtige Rolle. An fast der Hälfte der Tore Ihrer Mannschaft waren Sie direkt beteiligt.

Seufert: Ich schaue nicht auf Statistiken. Sie sind mir egal. Es wäre mir lieber, wir hätten 30 Tore mehr geschossen und ich wäre an keinem der Tore beteiligt. Dann hätten wir jetzt ein paar mehr Punkte auf dem Konto. Einzelstatistiken sind im Fußball nichts wert.

Wann planen Sie, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?

Seufert: Wenn ich diese Frage vor fünf Jahren gestellt bekommen hätte, wäre der Zeitpunkt bestimmt schon erreicht gewesen (lacht). Mir ist wichtig, dass es nicht peinlich aussieht. Ich hoffe, dass Leute am Spielfeldrand stehen und mir ehrlich sagen: "Stefan, es wird jetzt wirklich, wirklich Zeit, dass du es lässt." Noch hat mir das keiner gesagt. Und ab und zu treffe ich noch den Ball. Im Moment fühle ich mich noch gut. Wenn mein Trainer mir nächstes Jahr sagt, ich sollte es lieber lassen, dann nehme ich das nicht persönlich und akzeptiere das.

"Einzelstatistiken sind im Fußball nichts wert."
Stefan Seufert
Auch Ihr Bruder Thorsten ist Fußballer. Wer ist der bessere Fußballer im Hause Seufert?

Seufert: Ich habe die Frage erwartet (lacht). Der Erfolgreichere von uns beiden ist mein Bruder. Er hat mit Schweinfurt in der 2. Bundesliga gespielt. Thorsten hat als Stürmer natürlich auch mehr Tore geschossen als ich.

Können Sie sich erinnern, was Sie am 31. Oktober 2013 gemacht haben?

Seufert: Puh. Darf ich kurz überlegen?

Gerne.

Seufert: Da müsste ich noch in Schweinfurt gespielt haben (überlegt). War das vielleicht der Tag, an dem ich das Eigentor gegen 1860 II geschossen habe?

Ja, genau.

Seufert: Das hatte ich gar nicht mehr so genau im Kopf. Aber wenn ich so explizit auf ein Datum angesprochen werde, dann muss es ja etwas Verrücktes gewesen sein.

Auf Ihr 50-Meter-Eigentor gab es bestimmt viele Reaktionen.

Seufert: Wer mich da alles angeschrieben hat, war der Wahnsinn. Ein Bekannter hat mir erzählt, dass ich sogar im US-Fernsehen zu sehen war. Überall ist über das "Eigentor des Jahres" berichtet worden. Ich habe ein paar Screenshots gemacht, wo ich erwähnt wurde. Da waren auch russische und türkische Zeitungen und Portale dabei. Das ist der Wahnsinn, welche Wellen das geschlagen hat.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Seufert: Ich bin seit vier Jahren bei der Firma Fränkische. Dort bin ich Sachbearbeiter im Vertrieb und betreue ein Gebiet im Münchener Großraum im Innendienst. Ich bin Ansprechpartner für Kunden und Händler im Bereich Drainage und Regenwassermanagement.

Wen spielen Sie an?

Seufert: Ich spiele André Karmann an. Er hat lange Jahre in Sand gespielt und lebt auch dort. Aktuell spielt er in Eltersdorf in der Bayernliga Nord. Als ich zurück nach Sand gekommen bin, kam er gerade aus Jugend raus. Er hat sich super entwickelt und ist in Eltersdorf Stammspieler.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

Transparenzhinweis: In einer früheren Version wurde Stefan Seuferts aktueller Verein als "SG Steinfeld/Steinnbach" genannt. Richtig ist selbstverständlich "SG Steinbach/Stettfeld".

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