
Die großen Fische im Tischtennis-Bundesliga-Teich sind in dieser Saison die Leibspeise des TSV Bad Königshofen. Nur an den Tischtennisfreunden (TTF) Ochsenhausen haben sich die Grabfelder zum elften Mal im dreizehnten Vergleich verschluckt: Nach den Niederlagen in der Liga und im Pokal in der Vorrunde gab es am Sonntag eine 2:3-Heimniederlage, durch ein 2:3 im Entscheidungsdoppel. "Ich bin nicht traurig", gestand TSV-Manager Andy Albert hinterher. "Sieger war heute die Sportart, und ich bin stolz auf unsere Jungs. Sie haben den Zuschauern dreieinhalb Stunden Tischtennis auf Weltklasse-Niveau geboten."
Wobei er vielleicht Kilian Ort beim TSV und Alvaro Robles bei den TTF hätte herausheben können, weil Ort zwei Einzelsiege beitrug und Robles eineinhalb Punkte im Einzel und im Doppel. Lokalmatador Kilian Ort, Erfolgsgarant beim Sieg in Düsseldorf in der vergangenen Woche, besorgte seiner Mannschaft die 1:0-Führung. Samuel Kulczycki gewann den ersten Satz, ehe Kilian Ort auf Betriebstemperatur war. Doch dann setzte sich Ort mit seiner speziellen Taktik der Kurz-Kurz-Spiel-Vorbereitung seiner Angriffe durch.
Dass Filip Zeljko eine Chance haben würde gegen Simon Gauzy, ihn von seinem Flow herunterzuholen, war nur im ersten Satz (14:16) zu hoffen. Danach spielte der Franzose zu überlegen, mit mehr Varianten im Spiel und weniger Fehlern.
Dass Bastian Steger sein Team gegen den Spanier Alvaro Robles nicht erneut in Führung bringen konnte, lag daran, dass er zwei Sätze benötigte, ehe er ihm auf die Schliche gekommen war. Im zweiten hatte er wenigstens den Schlüssel gefunden, mit dem er Zugang zum dritten und vierten bekam. Doch im fünften Durchgang setzte sich Robles durch. "Ich bin sonst eigentlich immer gut gegen ihn zurechtgekommen", ärgerte sich Steger.
Kilian Ort und Simon Gauzy liefern sich sensationelle Ballwechsel
Das Spitzeneinzel dieses Spitzenspiels bestritten somit zwei der derzeit besten Spieler der Liga, Kilian Ort und Simon Gauzy. Bereits im ersten Satz weckte Ort Hoffnungen, die er hinterher auch erfüllen konnte – 11:8. Im zweiten Durchgang schien der Bad Königshöfer Anführer alle taktischen Fesseln ab- und seinen Spielplan über den Haufen werfen zu wollen. Es kam zu sensationellen Ballwechseln, bei denen jede Mathematik und Geometrie außer Kraft gesetzt schien. Der Preis: zunächst 8:11 gegen Ort. Doch er hatte sich dabei in so einen Rausch gespielt, sich immer häufiger, auch bei unspektakulär aussehenden Bällen, gepusht, dass er diesen mit 11:4 und den vierten mit 11:9 für sich und sein Team entschied.
Und dabei nach dem Matchball kurzerhand die Sportart wechselte, indem er wie ein Hochspringer abhob, sodass sich manche der 815 Zuschauenden schon um seine Gelenke, Wirbel und Muskeln sorgten. Kilian Ort brüllte seine Freude heraus, lachte herzhaft, was er so noch nie gemacht hatte, schüttelte den Kopf, als könne er es selber nicht glauben und hielt verschämt die Hand vors Gesicht, weil solche Ausgelassenheit eigentlich nicht sein Ding ist. Dafür hat er zu viel Respekt vor seinen Gegnern.
Im Schlussdoppel schickte Bad Königshofens Trainer Koji Itagaki dieselbe Kombination Steger/Allegro ins Rennen um den dritten Punkt wie in Düsseldorf. Und es sah wieder zunächst sehr gut aus, als die gegenseitigen Stellungen besser zu passen schienen und die TSV-Spieler die Ochsenhausener Robles und Kulczycki 11:5 abservierten. Als im zweiten Satz getauscht wurde, wer auf wen aufschlägt, hieß es 6:11.
Fast logisch, dass im dritten die Gastgeber wieder gewannen und im vierten die Gäste. Und als es im fünften beim Seitenwechsel nur 4:5 mit der günstigeren Stellung stand, war die zweite Niederlage im achten Doppel der Saison zu befürchten und auch nicht mehr abzuwenden. Ochsenhausen ist halt doch nicht Saarbrücken oder Düsseldorf. Schon am Freitag in Bremen, so Bastian Steger, wolle man diese Scharte, die eigentlich gar keine ist, auswetzen.
Ergebnisse
Kilian Ort – Samuel Kulczycki 3:1 (7:11, 11:9, 13:11, 11:3)
Filip Zeljko – Simon Gauzy 0:3 (14:16, 8:11, 8:11)
Bastian Steger – Alvaro Robles 2:3 (7:11, 11:13, 11:7, 11:9, 5:11)
Ort – Gauzy 3:1 (11:8, 8:11, 11:4, 11:9)
Steger/Allegro – Robles/Kulczycki 2:3 (11:5, 6:11, 11:6, 7:11, 5:11)