Ein echtes Spitzenspiel kann es in dieser Saison in der Regionalliga Bayern nur zwischen der SpVgg Unterhaching und den Würzburger Kickers geben, die sich vom Rest des Feldes bereits abgesetzt haben. Dann aber gebührt dem Duell zwischen dem 1. FC Nürnberg II (3./35) und dem TSV Aubstadt (5./29) an diesem Samstag um 14 Uhr schon obere Priorität. Wobei es auf dem Max-Morlock-Platz am Valznerweiher im Grund nur einen Favoriten gibt: die U23 des Club. Die seit Jahren nicht so stark war wie in dieser Saison, die noch nie gegen Aubstadt verloren, das Hinspiel im Juli mit 3:1 gewonnen und bisher eine überragende Runde gespielt hat.
Technisch perfekten Fußball hat der FCN-Nachwuchs zwar schon immer gespielt, aber auch Schwächen von so blutjungen Teams gezeigt, die zwischendurch immer mal gegen Mannschaften stolpern, die ihnen das körperbetonte Spiel aufdrängen. In der am vergangenen Wochenende beendeten Hinrunde war das nur ein Mal der Fall, bei der 3:5-Niederlage beim Schlusslicht SV Heimstetten. Aubstadts Trainer Victor Kleinhenz freute sich nach dem 2:0-Auswärtssieg in Hankofen schon auf das Spiel in Nürnberg, "in dem zwei Teams aufeinandertreffen, die beide den Fußball nach vorne lieben".
Steffen Behr schaffte es ohne Ausbildung bei einem Profiverein in die Regionalliga
Robustheit will er dabei sehen und wird Spieler zum Einsatz bringen, denen er das Spielerische generell, aber auch die Körperlichkeit speziell zutraut. Und dabei Steffen Behr (27) mit auf dem Plan haben, einen seiner vier Männer, die für die zwei Innenverteidiger-Positionen zur Verfügung stehen. Denn auch Tim Hüttl ist nach seiner Rot-Sperre wieder spielberechtigt. In 15 der 19 Spiele kam Behr zum Einsatz, stand dabei zwölf Mal in der Startelf und wurde drei Mal eingewechselt.
Der Polizei-Vollzugsbeamte trägt seit 2017 das TSV-Trikot. Aufgewachsen ist er in Bergrheinfeld und hat dort in den U-Mannschaften gespielt, "meistens als Sechser oder Innenverteidiger". Ob er als Kind und Jugendlicher schon immer Profi werden wollte? Ein spontanes, festes "Ja, definitiv" folgt und die Ergänzung, dass "ich aber sehr zufrieden bin mit dem, was ich jeweils bei Vereinswechseln und bei der Berufswahl für Entscheidungen getroffen habe". Steffen Behr macht im Gespräch wie auf dem Platz einen verlässlichen Eindruck. Er ist einer, auf den sich der Arbeitgeber, die Freundin, aber auch der Nebenspieler und der Trainer verlassen können.
Nach der Hinrunde ist der TSV Aubstadt die Nummer zwei in Unterfranken
Deshalb kam er bisher auch zu 137 Liga-Einsätzen in der Bayern- und Regionalliga. Eine Vergangenheit bei einem Profi-Klub wie viele seiner Teamkollegen, die schon in Hoffenheim, Leipzig, Schalke, Nürnberg oder Fürth spielten, hat er nicht. In der U13 wechselte er von Bergrheinfeld in das Nachwuchs-Leistungszentrum (NLZ) des FC 05 Schweinfurt. Zwei Mal durfte er in der ersten Mannschaft der 05-er ran, 70 Mal in der Reserve, von der Kreisliga bis zur Landesliga. Von größeren Verletzungen ist Steffen Behr bisher verschont geblieben. Und das bei seiner robusten, für den Gegner oft unangenehmen Spielweise.
Dabei lächelt er selbstzufrieden, auch darüber, dass er in den 15 Spielen diese Saison erst zwei Mal Gelb gesehen hat. Ist er deshalb immer noch zu zahm oder so beherrscht? "Ich weiß in meinem Alter und mit meinen Erfahrungswerten, wann ich in einen Zweikampf robust rein gehen kann oder einfach auch mal zurückziehen muss. Außerdem bekommt man auch mit, wie weit welcher Schiedsrichter etwas zulässt." Was er in seinem Spiel gern noch verbessern möchte? "Bei der Spieleröffnung, beim Pass in die Tiefe genauer werden." Und was er seinem Anspruch nach gut beherrscht? "Die Defensivaufgaben, besonders die Kopfballduelle und die Zweikampfhärte."
In der Tat ist Steffen Behr auf den meisten der Action-Bilder von ihm hoch in der Luft oder mit der Grätsche am Boden zu sehen. "Ja, das beschreibt meine Spielweise ganz gut." Mit dem bisherigen Saisonverlauf des TSV Aubstadt ist er durchaus zufrieden, auch wenn man vor einem Jahr nach Ende der Hinrunde punktemäßig etwas besser da stand. "Wir haben zwar in einigen Spielen Punkte liegen lassen, wie bei den drei Unentschieden in den Heimspielen im Juli und August. Aber als Zweiter in Unterfranken können wir uns doch sehen lassen."
Beim TSV Aubstadt wurde Steffen Behr vom Außen- zum Innenverteidiger umgeschult
Victor Kleinhenz hält große Stücke auf seinen Innenverteidiger. "Er hat die Umstellung vom Außen- zum Innenverteidiger mit Bravour gemeistert. Seine große Stärke ist seine mentale Klarheit. Steffen würde vermutlich in einem Testspiel gegen einen Kreisligisten mit derselben Körpersprache auftreten wie in der Champions-League. Er ist ein sehr, sehr wertvoller Spieler." Den er bei der schwierigen Aufgabe am Samstag in Nürnberg gut gebrauchen kann. "In der Nürnberger Mannschaft sind extreme Fußballer drin. Den einen oder anderen werden wir nicht mehr so lange in der Regionalliga sehen. Für einige von uns ist dieses Spiel ja ein 'Zurück zu den Wurzeln', zum Ausbildungsverein. Wir trauen uns auch zu, aus Nürnberg was Zählbares mitzunehmen."