Für Dankbarkeit ist im Fußball kein Platz. Egal, ob in der Bundesliga oder bei einem Dorfverein in der Regionalliga. Das hat die Trainerentlassung von Victor Kleinhenz beim Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt am vergangenen Wochenende einmal mehr gezeigt. Ironie des Schicksals, dass die Trennung auf den Tag genau ein Jahr nach dem Aubstädter Sieg im Toto-Pokal-Halbfinale gegen den Drittligisten TSV 1860 München vollzogen wurde – dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte des TSV.
Der Schritt der TSV-Verantwortlichen ist dennoch nachvollziehbar, denn die Angst vor dem noch im Herbst utopisch erscheinenden Abstieg in die Bayernliga war spätestens nach der 0:2-Heimniederlage gegen den TSV Buchbach spürbar. Jahresübergreifend war dies die fünfte Niederlage in Folge, viermal blieben die Aubstädter dabei ohne einen eigenen Treffer. Der Vorsprung auf die Abstiegszone ist mittlerweile auch auf einen Punkt zusammengeschrumpft.
Seit Anfang Oktober läuft es beim TSV Aubstadt nicht mehr rund
Der Abwärtstrend setzte allerdings bereits im Oktober ein. So richtig überzeugten die Aubstädter letztmals beim 2:0-Heimsieg gegen den FC Bayern München II am Tag der Deutschen Einheit. Damals rangierten sie mit 25 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz und hatten neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone. In den folgenden zwölf Spielen kamen dann nur noch acht mickrige Pünktchen dazu.
Auch die Wintervorbereitung verlief, vorsichtig ausgedrückt, äußerst durchwachsen. Vollständig hatte Victor Kleinhenz seinen Kader nie zusammen. Zu den vielen Krankheits- und Verletzungsfällen kamen immer wieder Spieler, die zeitweise im Urlaub weilten. Wenig verwunderlich, dass von den fünf Vorbereitungsspielen nur das erste gegen den hessischen Verbandsligisten SG Ehrenberg gewonnen wurde.
Wochen der Wahrheit warten im April auf den TSV Aubstadt
In der Regionalliga steht der TSV Aubstadt nun vor den Wochen der Wahrheit. Nach dem Spiel am Mittwoch gegen den Tabellenführer SpVgg Unterhaching heißen die Gegner Illertissen, Eichstätt (beide auswärts), Augsburg II (daheim) und Heimstetten (auswärts). Da am Saisonende wohl mindestens 45 Punkte für den direkten Klassenerhalt nötig sein werden, muss gegen diese Teams kräftig gepunktet werden.
Es war also der letzte sinnvolle Zeitpunkt, um mit einem Trainerwechsel einen neuen Impuls zu setzen. Klar ist aber auch, dass nun die Mannschaft gefordert ist und zeigen muss, welches Potenzial ohne die Langzeitverletzten Michael Dellinger, Ingo Feser und Patrick Hofmann wirklich in ihr steckt. Sonst könnte nach dem erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte im Sommer tatsächlich der erste Aubstädter Abstieg seit genau 20 Jahren Realität werden.