Was sich eigentlich undramatisch anhört, ein 0:1 des TSV Aubstadt in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen den SV Wacker Burghausen, hat zumindest kurzfristig Mannschaft, Verantwortliche und Fans in einen Schockzustand versetzt. Das war man halt überhaupt nicht mehr gewohnt, eine Niederlage in der heimischen NGN-Arena. Man muss bis zum 25. März zurück blättern, an dem der TSV letztmals ein Heimspiel verlor: 0:2 gegen Buchbach. Mit der Folge einer Trainer-Entlassung und dem Auftrag an das Interims-Duo Josef Francic/Julian Grell, nichts anbrennen zu lassen in Sachen Klassenerhalt. Der ja auch in überzeugender Manier erfüllt wurde.
Erste Heimniederlage als Trainer für Julian Grell
Was dem heutigen Cheftrainer Julian Grell hinterher wirklich im Kopf umtrieb, weiß nur er selber. Es war halt ein ungewohntes Gefühl für den emotionalen Menschen Grell, den kurzzeitig die Enttäuschung überrollte. Seine erste Heimschlappe nach Saison-übergreifend 16 Heimspielen, die erste in dieser Runde nach neun Siegen und einem Remis. Nicht gegen Kaliber wie Bayern München II, Türkgücü München oder Nürnberg II, sondern gegen den arg in Abstiegsnöte geratenen SV Wacker Burghausen, der zuvor nur vier Punkte in der Fremde geholt hatte.
Der Sieg der Mannschaft von Trainer Robert Berg wäre ja so unverdient nicht einmal gewesen, hätten die wackeren Oberbayern nicht bereits ab der 12. Minute mit dem Zeit-Schinden begonnen. Was dem Spiel jeden Rhythmus nahm und bei zunehmender Verschandelung des Rasens unanschaulicher wurde. Was wirklich in der 12. Minute geschehen war, als Wacker-Stürmer Andrija Bosnjak theatralisch zu Boden ging vor dem seine Unschuld beteuernden Adrian Kireski, dürften wohl nur diese beiden wissen.
Bosnjak schnappte sich die Kugel und verwandelte den Foulelfmeter eiskalt und humorlos. Hätte das in der 82. Minute Martin Thomann nur ebenso gemacht. Dazwischen lagen nämlich 70 Minuten, Zeit genug eigentlich, diesen Gegner noch einzufangen. Dazu hätte ja auch ein Aubstädter Kollektiv in Normalform genügt, das dieses aber in keiner Phase des Spiels erreichte. "Es war halt ein rabenschwarzer Tag, an dem wir wollten, aber nicht konnten", fasste Grell seine noch unsortierte Analyse zusammen und brachte auf den Punkt, was seine Truppe alles nicht auf den Platz brachte.
Außer dem Elfmeterfehlschuss hat der TSV Aubstadt keine wirkliche Torchance
Sie hatte im gesamten Spiel keine wirklich prickelnde Torchance, außer Thomanns Elfer. Schuld daran waren aber nicht nur Pech, die Platzverhältnisse oder der Schiedsrichter, sondern eine zunehmend verkrampfter und ideenloser kämpfende, aber nicht wie gewohnt kombinierende Aubstädter Mannschaft. Und eine Burghausener, bestehend überwiegend aus richtigen Kanten, die nicht nur rennen und sich rein hauen konnten, sondern auch mit Köpfchen und zunehmendem Selbstbewusstsein spielten, kombinierten und sogar die Mehrzahl der wirklich guten Tormöglichkeiten produzierten.
Als der eingewechselte Steffen Behr vom guten Gäste-Keeper Markus Schöller umgerissen wurde, schnappte sich der ebenfalls eingewechselte Martin Thomann den Ball und - das passte ins Gesamtbild an diesem Tag - drosch vom Elfmeterpunkt die Kugel an die Latte, dass diese nur so bebte. Die Aubstädter aber auch. Sie setzten zwar immer noch bis in die sechste Minute der Nachspielzeit alles in Bewegung, was in ihnen an diesem Tag möglich war. Solche Spiele haben sie in dieser Saison schon mehrfach gedreht, dieses eben nicht. "Kein Vorwurf", wurden sie hinterher von Julian Grell in Schutz genommen. "Solche Tage gibt es im Fußball. Wir werden auch diesmal eine Reaktion zeigen, ihr werdet schon sehen."
Er erkannte aber auch: "Uns haben der Wille und die Überzeugung gefehlt, wie man unter solchen Bedingungen Fußball spielen muss. Das mit dem verschossenen Elfmeter passt natürlich zu diesem Tag. Es hat sich aber wirklich nicht angedeutet. Wir hatten eine super Trainingswoche. Wenn man in dieser Liga vom Kopf her ein Prozent nachlässt, dann passiert so etwas. Wir hatten ja nie wirklich Zugriff zum Spiel." Während Gäste-Trainer Robert Berg erklärte: "Wir sind hierher gekommen und haben uns gesagt, jede Serie reißt einmal. Wir haben letztlich gar nicht so unverdient gewonnen."
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
TSV Aubstadt - SV Wacker Burghausen 0:1 (0:1)
Aubstadt: Vertiei – Köttler (60. Thomann), Hüttl, Kireski – Volkmuth (60. Trunk), Müller (71. Behr) – Langhans, Dellinger, Stahl (46. Harlaß), Pitter – Nickel (46. Bieber).
Burghausen: Schöller – Maljojoko, A. Spitzer, Miftaraj, M. Spitzer, Schulz – Bachschmid, Bazdrigiannis (69. Sigl) – Malinowski (78. Duxner), Ade (90. + 1 Schmutz) – Bosnjak (90. + 6 Salispahic).
Schiedsrichter: Christopher Knauer (Isling). Zuschauende: 465. Tor: 1:0 Andrija Bosnjak (12., Foulelfmeter). Besonderes Vorkommnis: Martin Thomann (Aubstadt) schießt Foulelfmeter an die Latte (81.).