Je eher die Alarmglocken läuten, desto eher können Schutz- und Rettungsmaßnahmen in Angriff genommen, kann drohendes Unheil abgewendet werden. Tabellensituationen von Fußballmannschaften sind zwar keine Naturkatastrophen und Abstiege keine Untergänge. Wer aber blauäugig Gefahren unterschätzt, kann hier wie dort Probleme bekommen. Völlig überrascht die derzeitige Situation des TSV Aubstadt nicht, und mit oberflächlichem Blick auf die Tabelle ist sie nicht einmal so sehr brisant. Die Tendenz vor dem Auswärtsspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern am Samstag um 14 Uhr beim SV Viktoria Aschaffenburg zeigt aber deutlich nach unten.
Der Vorsprung des TSV Aubstadt auf die Abstiegszone beträgt nur noch fünf Punkte
Aubstadt war schon Dritter, ging als Siebter in die Winterpause und ist nach dem 0:1 gegen Vilzing vor einer Woche mit 33 Punkten aktuell Achter. Von den letzten fünf Ligaspielen wurden drei verloren (bei einem Sieg und einem Unentschieden). Der Abstand zum ersten Relegationsplatz beträgt nur noch fünf Punkte. Von den gefährdeten sieben Teams über dem Strich hat rein rechnerisch der TSV Aubstadt zwar das beste Startkapital. Wie wenig verlässlich es trotzdem ist, zeigt die geringe Spanne von vier Punkten zwischen den Sieben. Und im Tabellenkeller hat die Konkurrenz im ersten Spiel nach der Winterpause ordentlich gepunktet.
Was irritiert, ist noch nicht einmal die Niederlage an sich gegen Vilzing, sondern das Wie. Eigentlich gab es außer der Position des Torhüters überall Defizite. Besonders im Angriffsverhalten. In der ersten Halbzeit war man im gegnerischen Strafraum außer bei einem Kopfball von Christopher Bieber keine Sekunde in Ballbesitz. Und im Abwehrverhalten: So richtig Ruhe kam da nie rein. Es war alles mehr Reagieren als Agieren. Vom einst so gefährlichen Umschaltspiel der Aubstädter war überhaupt nichts zu sehen.
TSV-Trainer Victor Kleinhenz redete nach dem Schlusspfiff gar nicht drum herum: "Wir haben viel Arbeit vor uns und wir werden sie angehen." Und er beobachtete, dass einige Spieler ihrer Form hinterher laufen. "Diese Rückstände wollen wir aufholen." Dieses Wir-Gefühl, der Teamspirit wird es auch sein sowie Geduld und akribische Arbeit, um den Zug, der eine Bremse drin hat, wieder ins Rollen zu bringen.
Einen Fehlstart legte auch der kommende Gegner Viktoria Aschaffenburg hin, verlor bei Fürth II mit 0:3. Für die Mannschaft von Trainer Jochen Seitz, ehemaliger Bundesliga-Profi, war es seit dem 14. Oktober (0:1 gegen Unterhaching) die erste Niederlage. In der Winterpause hat Marco Fritscher seine Laufbahn beendet und ist Luca Dähn aus den USA zurückgekehrt. Wie stark die Viktoria einzuschätzen ist, sollte man lieber am 3:2-Heimsieg gegen den FC Bayern München II unmittelbar vor der Winterpause festmachen.
Das Hinspiel zwischen dem TSV Aubstadt und Viktoria Aschaffenburg endet 1:1
Im Hinspiel trennten sich Aubstadt und Aschaffenburg 1:1. Sieben Spieler der damaligen TSV-Startelf begannen auch gegen Vilzing. Aschaffenburgs Benedict Laverty hat alle 25 Spiele bestritten, Benjamin Baier, der Sohn bzw. Bruder der Bundesliga-Profis Jürgen und Daniel Baier, hat alle fünf Elfer verwandelt. "Sie spielen seit Jahren im vorderen Drittel dieser Liga mit, verfügen über eine kompakte, clevere, eingespielte Mannschaft und waren bis vor einer Woche Tabellendritter", formuliert Kleinhenz seinen Respekt vor der Viktoria. "Sie haben in allen Mannschaftsteilen viel Qualität, bringen viel Erfahrung mit, spielen robusten, reifen Fußball und stehen völlig verdient da oben."
Ihre 0:3-Niederlage in Fürth wolle der Aubstädter Coach nicht als Maßstab anlegen. "Ich habe es mir angeguckt, es war ein ausgeglichenes Spiel. Fürth ging mit einem Standard in Führung und hat sie dann zwei Mal knallhart ausgekontert. Von daher interessiert mich das Ergebnis nur bedingt." Vielmehr sei die Herangehensweise der Fürther zur Nachahmung empfohlen. "Über die Schwere der Aufgabe sind wir uns bewusst", sagt Kleinhenz.
Steffen Behr fehlt in Aschaffenburg nach seiner Gelb-Roten Karte
An der Stimmung im Kader habe die Niederlage am vergangenen Wochenende keinen Flurschaden angerichtet. "Sie ist gut, alles in Ordnung. Die Trainer, die Mannschaft, wir waren natürlich alle enttäuscht vor allem über die erste Halbzeit am letzten Samstag. Wir haben uns viel darüber ausgetauscht und, ich gehe davon aus, die richtigen Schlüsse daraus gezogen."
Die Vilzinger Mannschaft diene dem TSV Aubstadt als absolutes Vorbild. Vor allem bei den Grundtugenden wie Körpersprache und positive Energie. "Was das angeht, sind sie aktuell in der Liga die Besten. Damit haben sie uns von der ersten Minute an überrannt. Da wollen wir uns eine Scheibe von abschneiden." Von den Verletzten kommt am Samstag noch keiner zurück, Steffen Behr fällt nach seiner Gelb-Roten Karte aus. Er könnte durch Tim Hüttl, der kürzlich seinen Vertrag in Aubstadt verlängert hat, ersetzt werden.