
Kilian Ort ist so etwas wie das Aushängeschild des TSV Bad Königshofen. Der gebürtige Bad Neustadter ist beim Verein groß geworden und hat es dort vom Jugend- zum Bundesligaspieler gebracht. Aktuell aber muss er seinen Kollegen an der Platte zuschauen.
Kilian Ort: Das war Peter Hofmann. Ich kenne ihn seit 2019. Ich schätze neben seiner Fachkompetenz als Physiotherapeut und Osteopath auch und fast noch mehr die menschlichen Aspekte. Seine Einstellung ist super. Er verschreibt sich seinem Job zu 100 Prozent. Er hat auch schon mal seinen Urlaub verschoben, damit er bei einem Auswärtsspiel unserer Mannschaft dabei sein kann. Aber das ist nur ein Beispiel von den vielen positiven Eigenschaften, die der Peter als Mensch mit sich bringt. Ich suche ihn immer wieder auf.
Ort: Kurz gesagt: TSV Bad Königshofen. Ich habe noch nie bei einem anderen Verein gespielt. Ich habe beim TSV aber tatsächlich zuerst Fußball gespielt. Den alten Pass haben die Ping-Pong-Ultras abfotografiert. Ich habe eine Zeit lang Tischtennis und Fußball parallel gespielt, bis ich etwa elf oder zwölf Jahre alt war. Irgendwann musste ich mich dann für eine Sportart entscheiden. Im Tischtennis war ich schon in der bayerischen Spitze in meinem Jahrgang dabei.
Auch deshalb ist die Wahl auf Tischtennis gefallen. Mit 13 Jahren habe ich bereits das erste Mal in einer Herrenmannschaft gespielt. Ernsthaft angefangen mit dem Tischtennis habe ich mit fünf oder sechs Jahren. Ich habe mit dem TSV fast jede Liga mitgenommen: von der Landesliga bis zur Bundesliga.
Ort: Er hat zu mir später mal gesagt, dass ich immer Lust hatte, Tischtennis zu spielen. Er musste mich nicht zwingen, in die Halle zu gehen. Das ist wichtig bei Kindern. Wenn es Zwang ist, ist es falsch. Klar, es gab auch Streitereien zwischen mir und meinem Vater, die es so nicht gegeben hätte, wenn ich einen anderen Trainer gehabt hätte. Aber das lag an mir, nicht an ihm. Als ich in die Pubertät kam, hatte ich oft das Gefühl, es einfach besser zu wissen. Obwohl er mir sicherlich helfen konnte.
Er sieht auch heute noch viel und hat einen scharfen Blick. Insgesamt war es ein Segen, weil er mich von klein auf sportlich fördern konnte. Ohne eine Mutter, die sich um das ganze Drumherum kümmert, wäre das allerdings auch nicht möglich gewesen werden. Sie hat mindestens einen genauso großen Anteil an meiner sportlichen und menschlichen Entwicklung wie mein Vater.

Ort: Als 1996er-Jahrgang habe ihn als aktiven Spieler nicht mehr miterlebt. Aber diese Angewohnheit habe ich nicht nur beim Tischtennis (lacht). Wenn wir an Weihnachten Brett- oder Geschicklichkeitsspiele machen, geht bei mir unbewusst einfach die Zunge raus. Das hängt wahrscheinlich einfach damit zusammen, dass ich mich konzentrieren muss. Es ist fast schon tragisch, dass es von mir beim Tischtennis fast kein Bild ohne Zunge gibt. Aber da habe ich mich ja auch auf andere Sachen zu fokussieren als auf meine Zunge.
Ort: Definitiv. Da gibt es auch eine Vorgeschichte. Im Jahr zuvor habe ich bei den Deutschen Meisterschaften in Bamberg im Viertelfinale gegen Ruwen Filus gespielt. Ich lag 3:2 in Sätzen und 9:5 im sechsten Satz vorne, war also nur zwei Punkte von der ersten Einzelmedaille entfernt. Das Spiel habe ich dann noch knapp 3:4 verloren.
2018 habe ich wieder gegen Ruwen gespielt. Wieder im Viertelfinale. Da konnte ich mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Matchbälle abwehren und ins Halbfinale einziehen, wo ich auf Basti (Steger, Anm. d. Red.) treffen sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie gegen ihn gewonnen. Und auf einmal stand ich im Finale. Ich war spielerisch nicht der zweitbeste Deutsche, das hat man im Finale gesehen. Aber bei einem K.-o.-System rutscht man eher mal durch.
Ort: Ich musste keine Überzeugungsarbeit leisten. Unsere Vereinsführung war hartnäckig und hat nicht nur bei dieser Entscheidung gute Arbeit geleistet. Ich war sehr überrascht von diesem Wechsel. Gerade weil wir zu diesem Zeitpunkt nur junge Spieler im Kader hatten. Und ich wusste auch nicht, dass wir die finanziellen Mittel hatten, einen Spieler mit so einer Vita zu verpflichten.
Wir haben vor kurzer Zeit mal über unsere direkte Bilanz gesprochen. Und Basti war davon überzeugt, dass er gegen mich eine negative Bilanz hat. Da habe ich ihm dann sofort widersprochen. Ich habe viele Schwächen, aber eine meiner Stärken ist es, dass ich mich an fast jedes Spiel erinnern kann. Er hat immer noch eine positive Bilanz.
Ort: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht gerne gespielt hätte. Aber ich gönne es auch jedem meiner Mannschaftskollegen. Sie haben super gespielt. Da ist kein Störenfried dabei. Sie sind super Menschen und nebenbei noch super Sportler. Unabhängig vom Erreichen der Play-offs finde ich die Entwicklung unseres Vereins einfach toll. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo unsere erste Mannschaft in der Landesliga und unsere zweite Mannschaft in der 2. Bezirksliga gespielt hat. Jetzt haben wir eine Bundesliga- und eine Regionalliga-Mannschaft.
Ort: Ich habe einen Bandscheiben-Vorfall mit einer Ausstrahlung vom Ischiasnerv ins Schienbein. Ich wurde schon zweimal operiert. Leider ohne Verbesserung. Bei meinen früheren Verletzungen war nie eine OP nötig. Bei meiner Schulterverletzung 2015 wurde es nach einiger Zeit wieder besser. Dieses Gefühl habe ich bei meiner aktuellen Verletzung in den letzten knapp zwei Jahren nicht. Ich kann heute nicht sagen, dass ich in zwei Monaten wieder spiele. Das wäre Realitätsverweigerung. Ich habe in den letzten 20 Monaten kaum bis kein Tischtennis gespielt. Ich kann im positiven als auch im negativen Sinne nichts ausschließen.
Ort: Ich habe im April 2024 ein Fernstudium in Sportmanagement angefangen. Das lenkt mich ganz gut von meiner Verletzung ab. Vor ein paar Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich nochmal ein Studium anfange. Ich komme gut voran und hoffe, dass ich den Bachelor in gut zwei Jahren dann in der Tasche habe. Bis Ende März bin ich offiziell noch Sportsoldat bei der Bundeswehr. Auf dem Papier bin ich Oberfeldwebel, aber natürlich habe ich nicht das Wissen und die Fähigkeiten eines "normalen" Oberfeldwebels, weil der Fokus bei mir auf dem Sport lag. Ich habe die Entscheidung, Soldat zu werden, nicht bereut.
Ort: Ich habe selbst bis zu meinem elften oder zwölften Lebensjahr Fußball gespielt und auch die Spiele der Fußballabteilung des TSV Bad Königshofen verfolgt. Ich stand an der Bande und habe angefeuert. Und da war immer so ein großgewachsener Unruheherd vorne drin. Weil das Format ja "Steilpass" heißt und man einen Steilpass gewöhnlich auf einen Stürmer spielt, würde ich gerne den Julian Grell anspielen, dem ich schon als kleiner Junge zugeschaut habe. Der Julian war – in positiver Hinsicht – ein Schlawiner als Stürmer. In seiner Rolle als Trainer des TSV Aubstadt wünsche ich ihm weiterhin viel Erfolg.
Das Interview-Format "Steilpass"
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