
Von der Bayernliga bis zur Kreisliga ist Fabian Röder mit dem FC Sand in allen Fußball-Spielklassen unterwegs gewesen. Viele Jahre war der Klub das Aushängeschild im Landkreis Haßberge – bis es vor zwei Jahren zu Turbulenzen kam. Zwei Abstiege später sind die Sander in der Bezirksliga angekommen. Als zentraler Spielgestalter, meinungsstarker Mannschaftskapitän und fest verwurzeltes Eigengewächs spricht Fabian Röder (25) im Interview über die Fehler der Vergangenheit und die Aufbruchstimmung nach dem großen Knall.
Fabian Röder: Tobias Burger hat im Juli auf dem Weinfest in Sand gefragt, ob er mich nominieren darf. Wir haben in der Landesliga eine Saison zusammengespielt, kannten uns aber schon aus der Zeit des Jugendstützpunkttrainings in Limbach. Seine vier Tore in einem Spiel gegen die TG Höchberg sind uns noch gut in Erinnerung. Da war er unser Burger-King. Es ist schade, dass er uns nach dem Abstieg verlassen hat, aber verständlich, da er bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach weiterhin in der Landesliga spielen kann.
Röder: Bis auf fünf Jahre in der Jugend habe ich immer für den FC Sand gespielt. Zwischendurch war ich beim FC 05 Schweinfurt und hatte die Möglichkeit, in das Internat von Rot-Weiß Erfurt oder Carl Zeiss Jena zu gehen. Das wollte ich aber nicht. Vielleicht hätte ich es probieren sollen. In Schweinfurt waren die Erfahrungen auch interessant, weil unsere Gegner in der Junioren-Bayernliga die SpVgg Unterhaching, Wacker Burghausen und Jahn Regensburg waren.
Röder: Ich wollte so schnell wie möglich zurück nach Sand zu meinem Heimatverein und als A-Jugendlicher in die erste Mannschaft aufrücken. Das war mir eine Herzensangelegenheit. Ich hatte früh Einsätze in der Bayernliga, bin meistens aber nur eingewechselt worden. Um regelmäßig zu spielen, bin ich nach einigen Jahren in die zweite Mannschaft gegangen. Das war der richtige Schritt, weil ich dann wieder Spaß hatte und meine Tore geschossen habe.
Röder: Der Verein hat turbulente Zeiten hinter sich, das stimmt. Das hat mich als Ur-Sander sehr beschäftigt. Es hat wehgetan, diese Entwicklung zu erleben. Der Abstieg aus der Bayernliga war irgendwann vorhersehbar. Dass die erste Mannschaft vor zwei Jahren mit einem Mal zerfallen ist, kam dagegen überraschend. Das war eine Kettenreaktion. Immer mehr Spieler haben sich verabschiedet und haben die Einheimischen im Stich gelassen. Für den Verein war es im Nachhinein das Beste, dass es den großen Knall gab und im Misserfolg alle gegangen sind, denen der Klub egal war.
Röder: So gab es die Möglichkeit zum Neubeginn mit Spielern, die für den Verein einstehen und sich mit ihm identifizieren. Viele andere wären im freien Fall daran kaputtgegangen und hätten mit ihrer Mannschaft in der untersten Liga wieder anfangen müssen. Bei uns war auf die zweite Mannschaft Verlass, sodass wir nach dem Zusammenbruch in der Landesliga weiterspielen konnten, auch wenn wir dort sportlich keine Chance hatten und in die Bezirksliga durchgereicht wurden. Viel wichtiger war aber, dass das Team funktioniert. Für mich kam es in dieser Situation nie infrage, den Verein zu verlassen. Im Gegenteil. Ich habe mich bereiterklärt, Mitglied im Vereinsausschuss zu werden und den neuen Vorstand zu unterstützen.
Röder: Es gab finanzielle Unregelmäßigkeiten, die dem Klub zugesetzt haben. Statt auf die eigene Jugend zu bauen, hat man Geld investiert und Legionäre aus Schweinfurt und Bamberg geholt, die dem Nachwuchs den Platz in der Mannschaft weggenommen und sich nicht ins Vereinsleben eingebracht haben. Als ich 2017 nach Sand zurückgekehrt bin, war ich der einzige Juniorenspieler in der ersten Mannschaft. Es ging Jahre so, dass es kaum Einheimische gab. Die Diskussionen, ob das der richtige Weg ist, haben sich durch den radikalen Schnitt von selbst erledigt. Der Kurswechsel hätte allerdings schon früher einsetzen müssen.
Röder: Der Neuanfang hat uns gutgetan. Wir können uns wieder auf den Fußball konzentrieren. Es ist wieder Ruhe eingekehrt. Wir sind sportlich und im Vorstand breit aufgestellt. Mittlerweile haben fast alle Spieler Stallgeruch, weil wir eine gute Jugendabteilung haben. Das ist unsere Zukunft und der Weg, für den ich mich einsetze. Eine Abkehr davon würde ich nicht mittragen. Wir sind in der Bezirksliga eine sehr junge Mannschaft, mit den meisten im Alter um die 20. Ich als Kapitän bin mit 25 Jahren bereits der viertälteste Spieler im Team.
Röder: Die Dampfacher haben in den letzten Jahren viel richtig gemacht, das muss man zugeben und akzeptieren. Zur Wahrheit gehört auch, dass dort etliche Spieler eine Sander Vergangenheit haben. Für den Landkreis ist es nicht schlecht, dass zumindest eine Mannschaft in der Landesliga spielt. Wir gehen unseren eigenen Weg, der darauf ausgelegt ist, dass wir uns mit eigenen Leuten in der Bezirksliga etablieren.

Röder: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Bezirksliga für uns die passende Spielklasse, um die jungen Spieler weiterzuentwickeln. Mein persönliches Ziel ist es, den vierten Platz aus der Vorsaison zu bestätigen. Für den Verein ist der Aufstieg kein Muss. Dafür ist die Konkurrenz in unserer Liga zu groß, wenn ich Bad Kissingen, Ettleben, Oberschwarzach und Münnerstadt sehe. Um Meister zu werden, muss alles perfekt passen. Das lässt sich vor der Saison schwer vorhersagen. Irgendwann fände ich es schon gut, wieder in der Landesliga zu spielen. Das kann auch erst in drei, vier Jahren sein. Mit zunehmender Erfahrung wird sich unsere Qualität durchsetzen.
Röder: Wir sind wahrscheinlich die einzigen in der Liga, die so oft trainieren. Wir haben schon mit dem Trainer gesprochen, dass zwei Einheiten auch reichen würden, damit jeder seinen anderen Verpflichtungen nachgehen kann. Mit 16, 17 Spielern ist die Trainingsbeteiligung aber immer gut. Wir handhaben das flexibel, dass wir nach guten Leistungen auch mal trainingsfrei bekommen.
Röder: Das war eine einzigartige Erfahrung, die uns durch Sponsoren ermöglicht wurde. Leider konnte ich krankheitsbedingt nicht mitfliegen. Wobei die Jungs nicht nur trainiert haben, sondern sich häufig an der Hotelbar getummelt haben. Es war ein Urlaub mit 20 Freunden, die währenddessen ein bisschen Fußball gespielt haben.
Röder: Ich bin in der Lebensmittelindustrie beschäftigt und arbeite bei einem österreichischen Hersteller von Schinken und Rohwürsten. Im Vertriebsaußendienst bin ich für Nordbayern zuständig und betreue Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel.
Röder: Meinen ehemaligen Teamkollegen Dominik Schmitt aus der Zeit in Sand, als wir noch in der Bayernliga waren. Da er nun beim FC Gerolzhofen ist, treffen wir in der Bezirksliga aufeinander. Er macht als junger Spielertrainer einen guten Job, ist an seiner ersten Station Kreisliga-Meister geworden und hat die Mannschaft nach dem Aufstieg auf Anhieb etabliert.