So schnell kann es gehen in dieser Fußball-Regionalliga-Saison: Der TSV Aubstadt stand vor fünf Spieltagen zwei Punkte vor der Abstiegszone. Vor der Partie beim FC Augsburg II (2:2) war er Vierter und vor der Partie gegen den SV Heimstetten (Samstag, 14 Uhr) ist er Siebter mit durchschnittlich 1,58 Punkten pro Spiel. Enttäuschung bei Trainern und Spielern über den verpassten Sieg: Fehlanzeige.
Augsburgs Coach Tobias Strobl bekannte hinterher, "das war die beste erste Halbzeit, die ich je von einer von mir trainierten Regionalliga-Mannschaft gesehen habe". Schließlich war Strobl zweieinhalb Jahre Trainer beim FC Schweinfurt 05. Kommt hinzu, dass die Augsburger damit zum sechsten Mal in Serie unbesiegt blieben, was das Unentschieden des TSV zusätzlich aufwertet. Nun bringt Heimstetten (20./10) eine Bilanz mit, durch die die Elf von Trainer Victor Kleinhenz zu einem Sieg geradezu verurteilt scheint. Wüsste man nicht um die Ausgeglichenheit der Liga.
Maximilian Riedmüller brachte Aubstadt zur Verzweiflung
Die Gäste aus dem östlichen Münchener Vorort haben nach sechs sieglosen Spielen als Tabellenletzter zuletzt die SpVgg Greuther Fürth II mit 2:0 besiegt. Lukas Riglewski und Emre Tunc erzielten die Treffer. Im Tor steht mit Maximilian Riedmüller (34) ein Routinier, der auch bei der Regionalliga-Heimpremiere des TSV Aubstadt gegen Heimstetten im Juli 2019 zwischen den Pfosten stand.
Riedmüller spielte schon professionell u. a. beim FC Bayern München II (2008 bis 2011), war bei den Bayern-Profis (2011 bis 2013) unter Trainer Jupp Heynckes dritter Keeper hinter Manuel Neuer und Tom Starke und mehrfach in der Bundesliga und Champions League auf der Bank. In der 2. Bundesliga stand er bei Holstein Kiel (2013 bis 2015) im Tor. Heute ist er von Beruf Physiotherapeut. Bei den vier Spielen zwischen Aubstadt (drei Siege) und Heimstetten (ein Sieg) war er immer zwischen den Pfosten.
Trainer Victor Kleinhenz warnt seine Mannschaft eindringlich
In der Pandemie-Saison 2019/21 war der offensive Mittelfeldspieler Lukas Riglewski Torschützenkönig der Liga mit 16 Treffern. Diese Saison war er bei zwölf Einsätzen erst fünfmal erfolgreich. "Es hat sich in dieser Saison schon mehrfach bewiesen, dass jeder jeden schlagen kann", warnt Kleinhenz vor jeglicher Fehleinschätzung der Aufgabe. Mit derselben Ernsthaftigkeit geht auch Timo Pitter, einer seiner Führungsspieler in dieses Spiel.
Bei ihm läuft es in dieser Runde besonders gut. Ohne jegliche Verletzung stand er in allen Spielen in der Startelf und wurde kaum einmal ausgewechselt. Sein zweites Tor erzielte er zum 1:1-Ausgleich in Augsburg. Die rechte Außenbahn ist derzeit die feste Position des offensiven Mittelfeldspielers, der am 1. September 30 Jahre alt wurde. Pitter wuchs in Oberschwarzach auf und wohnt derzeit in Sennfeld. Beruflich ist er als Projektmanager bei einer Herstellerfirma von Fotovoltaik-Großanlagen beschäftigt und überwiegend international im Einsatz.
Timo Pitter ist während seiner Zeit in den USA quer durch das Land zu den Spielen geflogen
Prädestiniert ist er dafür besonders durch seinen internationalen Studienabschluss, den er während seines fünfjährigen USA-Aufenthalts erwarb. Dorthin zog es ihn nach dem Abitur und Spielzeiten beim FC Gerolzhofen und FC 05 Schweinfurt.
An der Creighton University erhielt er 2012 ein Stipendium für Wirtschaftswissenschaften und spielte für die Creighton Bluejays, später unter anderem beim FC Dallas in der Major League Soccer als Profi. "Das war natürlich ein Unterschied, wenn man täglich trainierte, quer durch die Staaten zu den Spielen flog und gegen deutsche und europäische Fußballer spielte, die man vom Fernsehen kannte."
Timo Pitter findet beim TSV Aubstadt ideale Bedingungen vor
Nach seiner Rückkehr 2017 wollte er ursprünglich die Schuhe an den Nagel hängen und sich ganz dem Beruf widmen. "Fußball reizte mich dann aber doch zu sehr, und ich folgte dem Ruf von Oliver Kröner zum SV Euerbach/Kützberg. Ab 2019 fand ich beim TSV Aubstadt wieder Bedingungen vor, die mir durch den Vollzeit-Beruf und Fußball maximal einen Tag die Woche Freiraum geben, manchmal den nicht."
Was er aber keineswegs bereut, sondern genießt, "weil ich auf dem höchsten bayerischen Amateurlevel spielen kann und nahe an meine beste Zeit mit um die 23 komme." Um gegen Heimstetten keine negative Überraschung zu erleben, ist es wichtig, "dass wir uns vom Mentalen her nicht von der Tabelle blenden lassen. Wir sind am stärksten, wenn wir unsere beste Tugend, die harte Arbeit, auf den Platz bringen. Alles andere wäre fatal. Das Spielerische kommt dann."