Es wurden sehr viele Tipps rund um den Hype um dieses erste Regionalliga-Heimspiel des TSV Aubstadt, das er am Ende mit 2:0 (0:0) gegen den SV Heimstetten gewann, abgegeben. Eine Niederlage war kaum dabei. Die meisten Sieg-Prognosen entbehrten indes jedweder Grundlagen. Wer kennt schon die Gegner? Wer kennt die Liga und das Niveau? Ob die Tipper jetzt ein Stück schlauer sind? Wahrscheinlich ist es gut für die Vorbereitung auf das Dienstagsspiel in Schalding-Haining in den Köpfen der Spieler, dass sie dieses Spiel hier nicht so hoch gewonnen haben, wie es den nicht geschätzten, sondern protokollierten zehn Riesen-Chancen nach möglich gewesen wäre.
Gut deshalb, dass die Mannschaft aus dem Münchener Vorort mit Maximilian Riedmüller einen Tormann zwischen den Pfosten hatte, wie er noch nie auf diesem Sportplatz zu sehen war. Der einen Hochkaräter nach dem anderen entschärfte. Ihm und der in Topverfassung spielenden Aubstädter Mannschaft galt gleichauf die Bewunderung der 720 zahlenden Zuschauer. Während TSV-Trainer Josef Francic hinterher einräumte, dass „er meine Spieler ratlos gemacht hat. Sie haben mich in der Halbzeit gefragt, was machen wir denn falsch? Wie und wohin sollen wir denn schießen oder köpfen? Man hat das Gefühl, der ist schon vorher dort.“
Keeper Riedmüller im Brennpunkt
Am Sportplatz machte die Runde, dass dieser Riedmüller dritter Torwart beim FC Bayern München war, als der letztmals die Champions-League gewann. Sein maximaler Marktwert lag 2013, als er zu Holstein Kiel gewechselt war, bei 250.000 Euro. Am Samstag verhinderte er in Aubstadt eine Blamage seiner Mannschaft. Die Aubstädter begannen nämlich derart furios, selbstbewusst und mit einem Höllen-Tempo, als wollten sie den Gegner überrumpeln.
2. Minute: Der Innenverteidiger Christian Köttler setzte eine abgewehrte Ecke aus sieben Metern knapp neben den Pfosten. In der 11. Minute hatte Martin Thomann drei Gegner um sich herum schon eliminiert, zog aus sechs Metern ab – Riedmüller die erste. In der 12. Minute die dritte Chance, diesmal scheiterte Köttler an einem Verteidigerbein auf der Linie. In der 18. Minute gab?s den achten Eckball für Aubstadt – von geschätzten 20. Die Hintermannschaft der Oberbayern schwamm, wankte und paddelte. Aber sie stellte auch geschickt die Räume zu, manchmal zu elft im eigenen Strafraum. Türme in der Abwehr-Schlacht waren neben jenem Riedmüller die beiden Innenverteidiger Günzel und Cavadis.
Viel investiert
Die Gastgeber investierten im ersten Spielviertel gefährlich viel. Bei solch hohem Aufwand musste unbedingt ein Ertrag in Form von mindestens zwei, drei Toren bis zur Pause her. Aber auch Timo Pitter (29.) und Mike Dellinger (40.) scheiterten in aussichtsreichster Position, ohne etwas falsch gemacht zu haben. Hätte nur noch gefehlt, dass Carl Weser (31.) mit der einzigen Torchance für den SVH diesen in Führung gebracht hätte. Der weitestgehend arbeitslose Christian Mack parierte seinen prächtigen Fallrückzieher mit Bravour.
Nach der Pause zunächst ein ganz anderes Bild. „Nein, wir haben gesagt, so weitermachen wie bisher“, widersprachen Francic und Co-Trainer Dinudis, dass sich ihre Mannschaft bewusst erst mal zurückgezogen und den Gegner habe kommen lassen. Eine gute Viertelstunde war es nämlich ein ausgeglichenes Spiel. Vorüber zunächst die Nähmaschinen-artigen Angriffe: Die Hausherren setzten nur noch Nadelstiche. Einer davon ein 22-m-Knaller von Ben Müller, den Riedmüller um den Pfosten drehte. Als auch noch Martin Thomann an den ihn vereint blockierenden Riedmüller und Günzel gescheitert war und die Eckbälle nicht mehr so gut ankamen, wünschte sich draußen so mancher die nicht verfügbaren Kopfball-Riesen Benkenstein oder Bieber herein.
Joker Christoph Schmitt sticht
Aber drinnen waren auch noch Obere-Etagen-Spezialisten. Bei der geschätzten 15. Ecke war Mike Dellinger (66.) mit dem Kopf da und der Hexer zwischen den Pfosten bezwungen – 1:0. Jetzt kam die Nähmaschine wieder auf Touren. Timo Pitter (73.), Max Schebak (74.) stachen, aber nicht zu. Dann sollte der Joker Christoph Schmidt stechen. In der Pause hatte er noch um seinen Einsatz gefleht. „Ich will raus aus dem Käfig, rein in die Manege“, steckte er unserem Mitarbeiter. Acht Minuten war er drinnen, dann setzte er den Ball an die Latte und stand goldrichtig, wie es sich für einen Joker gehört, um ihn, als er zurück kam, über die Linie zu drücken.
Herz und Leidenschaft
Auch der zweite Joker Michael Kraus hätte sich ein Geburtstags- und zugleich Hochzeitsgeschenk machen können, drosch die Kugel (90.+1) aber über die Latte. Als hinterher Josef Francic immer wieder in den Spielerkreis die Worte „Herz und Leidenschaft“, die sie gezeigt hätten, hinein schrie, da strahlten ihn die Spieleraugen an wie Kinder das leibhaftige Christkind. Und das vom „Mentaltrainer“ Constantin Härter intonierte „Zicke-zacke, zicke-zacke“ wurde mit „Hoi, hoi, hoi“ so laut beantwortet, dass es bis nach Großeibstadt hinüber zu hören war.
Die Statistik des Spiels
Fußball: Regionalliga Bayern TSV Aubstadt – SV Heimstetten 2:0 (0:0)
Aubstadt: Mack – Behr, Köttler, Grader, Feser – Dellinger (ab 75. Schmidt), Leicht (ab 88. Kleinhenz), Pitter, Müller – Schebak (ab 77. Kraus), Thomann.
Heimstetten: Riedmüller – Sabbagh, Cavadias, Günzel, Hintermaier – Sengersdorf (ab 88. Kehl), Schels – Hannemann, Riglewski, Weser (ab 46. Sztaf) – Müller.
Schiedsrichter: Hanslbauer (Altenberg).
Zuschauer: 720.
Tore: 1:0 Dellinger (66.), 2:0 Schmidt (82.).
Gelb: Pitter, Thomann, Dellinger – Hannemann.