Irgendwelche Hochrechnungen, was der 2:1-Heimsieg des TSV Karlburg im Spitzenspiel der Fußball-Landesliga Nordwest gegen den SV Alemannia Haibach nun zu bedeuten hatte, mochte nach dem Abpfiff am frühen Samstagabend bei den Gastgebern keiner zum Besten geben. Doch in diesem Fall ließ auch das Verhalten der Beteiligten darauf schließen, wie wichtig der vorangegangene Erfolg gewesen war. TSV-Trainer Markus Köhler – im Prinzip ein ruhiger Vertreter seiner Zunft – stürmte nach Spielende mit geballter Faust auf den Rasen. Und sein Team hatte sich wenige Minuten nach dem Abpfiff im Kreis versammelt und stimmte lautstark "Oh, TSV" an.
Die nackten Zahlen unterstreichen, dass die Karlburger wirklich Grund zur Freude gehabt hatten. Der Spitzenreiter war das einzige Team aus dem Landesliga-Spitzensextett, das an diesem Wochenende gewonnen und somit den Vorsprung auf den Tabellenzweiten FT Schweinfurt auf sechs Punkte vergrößert hatte. Noch wertvoller wird der Karlburger Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten im Titel- und Aufstiegsrennen eingedenk der Tatsache, dass die Gastgeber ohne sieben Spieler antraten, von denen die Mehrzahl zu den Leistungsträgern gezählt werden kann.
Also war eher Maloche als schöner Fußball angesagt. "Es war ein typischer Arbeitssieg, kämpferisch haben wir eine Wahnsinnsleistung gebracht", betonte TSV-Trainer Köhler.
Jari Heuchert verletzt sich an der Schulter
Da von den sieben Ausfällen sechs Offensivakteure beziehungsweise zentrale Mittelfeldspieler gewesen waren, versuchten es die Gastgeber mit einer Außenseitertaktik: also mit kompakter Defensive und langen Bällen aufs Offensivpersonal. Das wurde nach einer Viertelstunde noch weiter dezimiert, als Flügelstürmer Jari Heuchert nach einem Foulspiel auf seine Schulter fiel, am Spielfeldrand verletzt liegen blieb und mehrere Minuten lang behandelt wurde
Derweil gerieten seine Teamkollegen auf dem Rasen unter Druck: Nachdem TSV-Keeper Marvin Fischer-Vallecilla gegen Max Thomas Grünewald (18.) und Luca Gelzleichter (21.) noch gerettet hatte, klärte er einen sehr kurz geratenen Rückpass von Marvin Schramm nur bis an die Strafraumkante, von wo aus Kai Philipp den Gast mit einem Heber in Führung brachte (33.).
Doppelpack durch Marco Kunzmann
Anschließend war das Spiel erneut unterbrochen, als ein Notarzt Jari Heuchert am Spielfeldrand versorgte und der Verletzte anschließend mit einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht wurde. Doch aus dieser unfreiwilligen Pause kehrten die Gastgeber fokussierter zurück als der Gegner und drehten in der 18-minütigen Nachspielzeit der ersten Spielhälfte die Partie – nicht zuletzt durch zwei Treffer von Marco Kunzmann. Zunächst umkurvte der Angreifer nach einem langen Ball seinen Gegenspieler und schob zum 1:1 ein (45.+9), dann setzte er nach einem Lattenkopfball von Marvin Schramm nach und drückte den Ball per Kopf zum 2:1 in die Maschen (45.+13).
Da die Hausherren bei Großchancen von Fabio Tudor (53.) und von Pascal Jeni (61.) die Vorentscheidung verpasst hatten, mussten sie bis zum Schluss um den Sieg bangen. In der Endphase kam mit Julian Meyer ein erfahrener Defensivakteur aufs Feld, der eineinhalb Jahre lang wegen einer Schambeinentzündung gefehlt hatte und sich in ungewohnter Position im linken Mittelfeld den Haibacher Offensivbemühungen entgegenstellte.
"Es war ein geiles Kampfspiel", erklärte der 31-jährige Meyer, nachdem er und seine Teamkollegen den letzten Haibacher Angriff abgewehrt hatten. Und vermittelte so den Eindruck, dass das Team trotz der schwierigen Personallage bereit ist für das nächste Spitzenspiel, wenn die Karlburger am Samstag, 16. März, beim TSV Großbardorf zu Gast sind.
Fußball: Landesliga Nordwest, Männer
TSV Karlburg – SV Alemannia Haibach 2:1 (2:1).
Karlburg: Fischer-Vallecilla – Kübert, Schramm, Jordan, Schlagmüller – Tudor (73. Meyer), Fenske, Wabnitz, Heuchert (17., Hock, 90.+3 Fleischmann) – Kunzmann (66. Franz), Jeni (68. Winter).
Haibach: Schneider – Fröhlich (82. Szabo), Rothenbücher, Grünewald, Bergmann (66. Trapp) – Kiefer, Wadel – Moussa (66. Sepik), Philipp, Koukalias – Gelzleichter.
Schiedsrichter: Görtler (Oberhaid). Zuschauende: 270. Tore: 0:1 Kai Philipp (33.), 1:1, 2:1 Marco Kunzmann (45.+9, 45.+13).