Am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, soll die Handball-Bayernliga der Männer mit einem Derby zwischen dem TSV Lohr und der DJK Rimpar II starten. So steht es im Spielplan, den der Bayerische Handball-Verband (BHV) auf seiner Homepage veröffentlicht hat. Am selben Tag ist auch das erste Saisonspiel für den dritten unterfränkischen Vertreter, die DJK Waldbüttelbrunn, angesetzt, der beim Titelfavoriten TSV Friedberg ran muss. Doch gut sechs Wochen davor stehen noch viele Fragezeichen hinter dem geplanten Rundenstart.
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Die Fragen sind vielfältig. Wird überhaupt gespielt, wenn die Coronainfektionszahlen weiter steigen? Wenn ja, dürfen Zuschauer in die Hallen? Und wie bewältigen die Klubs die Situation ökonomisch? "Ich glaube nicht, dass viele Vereine eine Saison ohne Zuschauer wirtschaftlich überleben würden", sagt Abteilungsleiter Bastian Krenz von der DJK Rimpar. Dabei gibt es Liga-Konkurrenten, deren Zuschauereinnahmen noch höher liegen dürften, als die bei der Zweitliga-Reserve aus dem nördlichen Landkreis Würzburg, deren Heimspiele durchschnittlich 200 Menschen sehen. Einer davon ist der TSV Lohr, bei dessen Heimpartien im Mittel rund 500 Menschen in der Spessarttorhalle anwesend sind.
Doch TSV-Handball-Abteilungsleiter Matthias Hartmann betont: "Wir planen im Augenblick ohne Zuschauer." Priorität hätten Sicherheit und Gesundheitsschutz. Das Gros der Sponsoren habe den Handballern aus Main-Spessart die Treue gehalten, berichtet Hartmann. So wurde auch die Weiterverpflichtung des 96-fachen Nationalspielers Carlos Prieto möglich. Man müsse auch stets die Situation der Unternehmen im Hinterkopf behalten, die die Handballklubs finanziell unterstützten: "Einen weiteren Lockdown wie im Frühjahr würde die Wirtschaft nicht verkraften", macht Matthias Hartmann klar, dass ökonomische Rückschläge bei den Unterstützern auch massive Folgen für die Vereine hätten.
In ähnlichen Dimensionen wie bei Rimpars Reserve bewegten sich in der im Frühjahr wegen Corona abgebrochenen Saison 2019/20 die Zuschauerzahlen bei der DJK Waldbüttelbrunn. In den vorangegangenen Runden, als die Handballer aus dem westlichen Landkreis Würzburg noch um den Aufstieg mitgespielt hatten, war das Interesse allerdings größer gewesen. "Eine Saison ohne Zuschauer wäre für uns sehr schwierig, dann müssten wir mit der Mannschaft sprechen. Dann würden nicht nur die Eintrittsgelder fehlen, sondern auch die Einnahmen aus dem Hallenbistro", sagt Waldbüttelbrunns Sport-Vorstand Winfried Körner.
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Nicht unwichtig ist der Verkauf von Speis und Trank auch für die Rimparer Reserve. Nicht nur bei den eigenen Spielern, sondern auch bei den Partien der in einer Spielbetriebs-GmbH organisierten Zweitliga-Mannschaft. Auch bei der ist in Corona-Zeiten die finanzielle Lage nicht gerade rosig, doch Bastian Krenz ist sich sicher, dass die besagten Einnahmen weiter an den Verein gehen werden, wenn denn Zweitligaspiele mit Publikum möglich seien: "Die Arbeit machen ja auch die Leute aus dem Verein, nicht die aus der GmbH", betont der DJK-Abteilungsleiter, der sich mit Blick auf die Zukunft trotz aller Probleme zuversichtlich gibt. Auch wenn die Beteiligten neben der Männer-Bayernliga noch ihren Jugendspielbetrieb organisieren müssen. Der ist in Rimpar besonders umfangreich, von der männlichen A- bis zur C-Jugend hat die DJK allein sechs Teams gemeldet, von denen drei in der Bayernliga eingruppiert wurden.
Lohrs Handball-Abteilungsleiter Hartmann sagt vorher: "Es wird eine ganz andere Situation geben als sonst." Und Winfried Körner aus Waldbüttelbrunn meint: "Ich bin noch nicht so überzeugt, dass das alles so über die Bühne geht wie geplant. Was ist, wenn irgendwo in einer Mannschaft ein Corona-Fall auftaucht?"
Im Training befinden sich die Teams bereits seit einigen Wochen, Rimpars Zweitvertretung und Waldbüttelbrunn auch schon seit mehr als einem Monat in der Halle. Beim TSV Lohr ist Hallentraining erst wieder ab 24. August möglich. Das liegt daran, dass es unterschiedliche Eigner und Träger der benutzten Sportstätten gibt. Und die müssen die von den Klubs erstellten Hygienekonzepte genehmigen und die Hallen freigeben, damit trainiert werden kann. Ähnlich wird das auch sein, wenn um Punkte gespielt werden soll. Selbst wenn Regierung und Verband Ligaspiele zulassen sollten, bedarf es noch einer Genehmigung vor Ort: "Wir haben ein Hygienekonzept erarbeitet, das demnächst dem Landratsamt vorgestellt wird", berichtet Matthias Hartmann aus Lohr.
Auch in Rimpar und Waldbüttelbrunn haben sie sich auch schon Gedanken gemacht, wollen aber erst tätig werden, wenn die Bedingungen für den Rundenstart konkreter werden. Im Waldbüttelbrunner Fall liegt es auch daran, dass dort der Halleneigner die Gemeinde ist und nach Winfried Körners Worten die Dienstwege so auch kürzer seien, als wenn man mit Landkreisbehörden sprechen müsse.
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Bei den Hygienekonzepten für Spiele gibt es einiges zu beachten, nicht nur die Festlegung von Wegen, auf denen die Teams in und aus der Halle kommen. "Es spielt ja nicht nur die Bayernliga, sondern auch andere Mannschaften. Wir müssen genügend zeitlichen Abstand zwischen den Spielen haben. Außerdem brauchen wir zwischen den Spielen jeweils eine halbe Stunde, um zu lüften", so Matthias Hartmann. Außerdem müssen Helfer zwischen den Begegnungen desinfizieren – in den Kabinen, im Wechselbereich oder auf dem Spielfeld. "Wir hoffen, dass der BHV so flexibel ist und keine Strafen ausspricht, wenn so etwas mal eine halbe Stunde länger dauert und es zu zeitlichen Verzögerungen kommt", so der Lohrer Abteilungsleiter.
Übertragungen per Livestream?
Es gibt sogar Gedankenspiele, wie die Anhänger am Sport teilhaben können, wenn sie nicht in die Halle dürfen. Nämlich durch eine Online-Übertragung per Livestream. "Wir denken drüber nach", versichert Matthias Hartmann, "aber wir haben noch nichts konkret erarbeitet."
Das macht deutlich: Die Bayernliga-Saison, so sie denn stattfindet, wird anders werden als alle bisherigen Runden.