Fast auf den Tag genau seit 27 Jahren leitet Winfried Körner nun schon die sportlichen Geschicke bei den Waldbüttelbrunner Handballern. Im Januar 1989 hat der heute 52-Jährige die Aufgabe vom kürzlich verstorbenen Franz Hümmer übernommen. Diese Saison dürfte eine der turbulentesten in Körners bisheriger Amtszeit gewesen sein. Als Titelfavorit in die Bayernliga-Runde gestartet, mussten die Sumpfler frühzeitig abreißen lassen und den Trainer austauschen. Mittlerweile hat sich die DJK unter Interimscoach Daniel Boldt stabilisiert. Vor dem Heimspiel gegen den HSC 2000 Coburg II (Samstag, 19.30 Uhr, Ballsporthalle) spricht Körner über den bisherigen Saisonverlauf, neue Ziele und den ständigen Blick nach oben.
Winfried Körner: Das hätte uns doch niemand ernsthaft abgenommen. Wir waren zweimal nah am Aufstieg dran und haben die Mannschaft im Sommer noch einmal verstärkt. Wie sollen denn die Spieler und das Umfeld das Saisonziel verinnerlichen, wenn man in der Vereinsführung selbst nicht daran glaubt? Und nach außen bewusst tiefzustapeln, ist meine Sache nicht.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir ganz oben in der Tabelle stünden, wenn wir vom Verletzungspech verschont geblieben wären . . .
Körner: Das Verhältnis hat sich am Schluss auch deshalb so zugespitzt, weil der sportliche Erfolg ausgeblieben ist. Abnutzungserscheinungen zwischen Trainer und Spielern sind nach mehr als fünf Jahren ja nichts Ungewöhnliches. Das ändert aber nichts daran, dass Karoly bei uns eine überragende Arbeit geleistet hat. Es wäre schön, wenn er der hiesigen Handball-Region erhalten bleibt.
Körner: Boldti hat ja von Anfang an betont, dass er nur eine Übergangslösung bis Saisonende sein möchte. Dass er seinem Heimatverein in dieser Situation etwas zurückgeben will, rechnen wir ihm sehr hoch an. Gleichzeitig kann er sich erstmals im Traineramt versuchen. Bislang ist ihm das ganz fantastisch gelungen. Bei den Sondierungsgesprächen mit dem potenziellen Nachfolger war Boldti voll involviert.
Aus unserer Sicht wäre er der ideale Co-Trainer. Für die Entscheidung, ob sich Boldti diese Rolle vorstellen kann, oder nicht, geben wir ihm nun alle Zeit der Welt.
Körner: Indem man sich neue Ziele setzt. Die Mannschaft ist absolut intakt und hochmotiviert. Sie möchte nach wie vor unter die ersten drei und am Ende erneut die beste Abwehr in der Liga stellen. Dafür arbeiten die Spieler sehr hart. Und wer weiß, vielleicht gelingt es uns, Spitzenreiter Coburg am Samstagabend bei uns in Waldbüttelbrunn mit dem Publikum im Rücken ein Bein zu stellen. Im Februar stehen dann weitere Schlüsselspiele an, denen wir schon entgegenfiebern.
Körner: Der Blick nach oben ist nun mal das Credo im Sport, zumindest dann, wenn er leistungsmäßig betrieben wird. Es ist ja auch nicht so, dass wir mit unserem Vorhaben ein finanzielles Wagnis eingehen – so wie es manch anderer Verein tut.
Unsere Strukturen sind über viele Jahre gewachsen. Wenn wir eines Tages die Möglichkeit bekommen sollten, erstmals in die dritthöchste deutsche Spielklasse aufzusteigen, dann werden wir das Abenteuer angehen. Aber natürlich freuen wir uns, dass die Bayernliga nach derzeitigem Stand (mit Lohr und Rödelsee, Anm. d. Red.) in der nächsten Saison mehr Derbys und damit volle Hallen erwarten lässt.
Körner: Wenn es gewünscht ist, werde ich mich weiterhin der Verantwortung stellen. Ich möchte mich zur neuen Saison aber wieder stärker zurücknehmen, was die Präsenz auf der Spielerbank angeht. Das ist auch nervlich eine sehr große Belastung. Aber natürlich muss man in meiner Funktion nahe an der Mannschaft dran sein und die einzelnen Charaktere gut kennen.