Das Handball-Bayernliga-Spiel zwischen dem TSV Lohr und dem ASV Cham, das für Samstag, 17. Oktober, geplant war, ist abgesagt. Das gaben die Lohrer Handballer am Donnerstagabend auf ihrer Facebookseite bekannt. Das kam nicht überraschend: "Sehr unsicher" sei es, ob seine Mannschaft in Lohr antreten könne, hatte Chams Handball-Abteilungsleiter Norbert Meier bereits am Mittwoch erklärt.
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Bereits die ersten beiden Rundenspiele des Aufsteigers aus der Oberpfalz waren abgesagt worden. Denn der ASV hat in Filip Turecek einen tschechischen Trainer, zudem stammen drei Handballer aus dem nur 25 Kilometer von Cham entfernten Nachbarland. Allerdings ist das Pendeln über die Grenze derzeit schwierig. Tschechien gilt als Corona-Hotspot, in einem Interview mit dieser Redaktion stufte der Würzburger Virologe Lars Dölken die Infektionszahlen im Nachbarland auf die Bevölkerungszahl umgerechnet mehr als achtmal höher ein als derzeit in Deutschland. Bereits Anfang des Monats hatte die tschechische Regierung den Notstand ausgerufen.
"Wenn Sie bei Einreise nachweisen können, sich nicht mit Covid-19 infiziert zu haben, ist in den meisten Bundesländern keine Quarantäne erforderlich. Der Nachweis muss durch ein ärztliches Zeugnis erbracht werden. Der molekularbiologische Test auf Vorliegen einer Infektion darf höchstens 48 Stunden vor Einreise erfolgt sein", macht die Deutsche Botschaft in der Hauptstadt Prag darauf aufmerksam, dass aus Tschechien einreisende Menschen entweder einen negativen Coronatest benötigen oder in Quarantäne müssten.
Also schlechte Voraussetzungen für eine Austragung das Lohrer Heimspiels gegen den ASV Cham, bei dem in der vergangenen Woche noch ein Handballer positiv auf das Coronavirus getestet wurde. "Zum Glück mussten keine anderen Spieler in Quarantäne", erklärt Abteilungsleiter Meier. Der betroffene Sportler habe vor Feststellung seiner Infektion keinen Kontakt zu Teamkollegen gehabt. Trotzdem sagten die Oberpfälzer die Begegnung nun ab.
Appell an die Vernunft
Für Ingrid Schuhbauer, Vizepräsidentin des Bayerischen Handball-Verbandes (BHV) mit der Zuständigkeit "Spielbetrieb", ist der Umstand, dass die tschechischen Spieler beim Gegner nicht einreisen können, ein hinreichender Grund für eine Absage. "In der gegenwärtigen Situation stellen wir es Vereinen frei, ob sie Spiele absagen oder zu Spielen nicht anreisen", erklärt sie. "Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen vor Ort die Sache mit Vernunft angehen."
Über die weitere Entwicklung mag Schuhbauer nicht spekulieren: "Keiner kann sagen, wie das Infektionsgeschehen in ein paar Wochen ist. Wir sind keine Hellseher." Gegenwärtig laufe Handball-Wettkampfsport in Bayern auf "Notbetrieb". Wenn die Anzahl der Absagen so hoch bleibe – in der Männer-Bayernliga sind bisher acht von zwölf Spielen ausgefallen, mit dem TSV Roßtal hat bereits eine Mannschaft zurückgezogen –, dann sei auch eine Reduzierung der Begegnungen möglich, zum Beispiel nur auf die Hinrunde.
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Beim TSV Lohr hätten sie am Wochenende gespielt. Sein Team sei gerade dabei, seinen Rhythmus zu finden, auch wenn die jüngste 25:26-Niederlage im Derby in Waldbüttelbrunn ärgerlich gewesen sei, betont Maximilian Schmitt. "Ich bin froh, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte der Lohrer Spielertrainer. Allerdings dürfte es einer weiteren Entwicklung nicht förderlich sein, dass das TSV-Team nun pausieren muss.