
Die erste Torschützin nach der Coronaunterbrechung in einem Punktspiel im Handballbezirk Unterfranken heißt Elena Bergmann. Die Spielerin des TV Großlangheim hatte ihr Team am Samstagnachmittag kurz nach Viertelsechs beim TSV Partenstein mit 1:0 in Führung gebracht. Doch 80 Minuten später feierten jedoch die Gastgeberinnen in der Frammersbacher Heuberghalle einen 21:20-Sieg in einer Bezirksliga-Partie, die eine über halbjährige Punktspielpause im Handballbezirk beendete.
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Eigentlich hätte die erste Nach-Corona-Partie in Unterfranken TSV Partenstein II gegen DJK Waldbüttelbrunn III heißen sollen, doch die Gäste zogen ihre Bezirksklassen-Mannschaft einen Tag vor der Begegnung zurück, weil ihnen, wie sie auf ihrer Homepage darlegten, der Aufwand und das Risiko, mit einer Hobbymannschaft am Spielbetrieb teilzunehmen, in Coronazeiten einfach zu groß waren.
So wurden die Frauen aus Partenstein und Großlangheim kurzerhand zu Vorreiterinnen des handballerischen Wiederbeginns im Bezirk. Allerdings fand ihr Spiel ohne Zuschauer statt. Die durften erst nach Abpfiff der Frauenpartie in die Heuberghalle, als sich die Bezirksoberliga-Männer Partensteins und des TV Marktsteft gegenüberstanden. Ganze 28 Betrachter besetzten mit gebührendem Abstand zueinander die rund vier Meter oberhalb des Spielfelds gelegene Tribüne.
"Eigentlich hatten wir mit 50 Zuschauern geplant, weil wir gedacht hatten, dass mehr Leute mit ihren Partnern oder Kindern kommen, mit denen sie in einem Haushalt leben. Die hätten dann auch den Abstand zueinander nicht einhalten müssen", erklärte Partensteins Handball-Abteilungsleiter Jochen Herrmann. Da aber viele allein den Weg auf den Heuberg unternommen hatten, blieb es letztlich bei 28 Zuschauern. Die TSV-Verantwortlichen mussten den ein oder anderen Einlasswilligen abweisen.
15 Minuten vor Anpfiff der BOL-Partie
Ganz so wenige Zuschauer waren es dann doch nicht, verfügt doch die Heuberghalle über fünf langgezogene Fenster mit Blick ins Innere, von wo zwei Dutzend Menschen, vielfach in Begleitung von Bierflaschen, das Geschehen auf dem Spielfeld verfolgten. Dort und abseits des Feldes lief vieles anders als in den Zeiten vor Corona. Die beiden Mannschaften mussten in einem separaten Eingang die Halle betreten, Listen mit ihren persönlichen Kontakten hinterlassen und Masken tragen, die sie erst wieder auf dem Spielfeld ablegen durften. Das führte dazu, dass Marktstefts Trainer Stefan Knötgen seine taktischen Besprechungen auf dem Spielfeld abhielt. Die Partensteiner begaben sich dazu in die Kabine, mussten aber den Weg in die Umkleide und zurück maskiert antreten. In der Halbzeitpause wurden Tore und Auswechselbereiche desinfiziert.
Als die Teams dann auf dem Spielfeld standen, war dann vieles wieder normaler. Es war ein ordentliches Bezirksoberliga-Spiel, flott, bisweilen hitzig, und sogar mit etwas Stimmung. "Wir haben schon gehört, dass was los war", bemerkte Partensteins Spielertrainer Otto Fetser. Denn, obwohl die Tribüne spärlich besetzt war, war der Lärmpegel in der Halle durch Trommler durchaus hoch. Fetsers Team hielt gegen den Meisterschaftsfavoriten in der ersten Hälfte gut mit und die Partie offen. Beim Wechsel stand es 11:11.
Als entscheidende Phase erwiesen sich die Minuten nach dem Wechsel, als die Gastgeber in kurzer Zeit mit Siebenmeter-Strafwürfen zweimal an TVM-Keeper Felix Lang scheiterten und zwei Überzahlsituationen nicht nutzten. Da zog der Gast weg und zehrte bis zum Abpfiff von dem Vorsprung. "Da haben wir uns selbst geschlagen", befand der ehemalige Bundesliga-Spieler Fetser.

Den Gästen aus Marktsteft war's herzlich egal. Sie tanzten nach dem Abpfiff im Kreis und skandierten "Auswärtssieg, Auswärtssieg". Ein Aufschrei der Erleichterung nach schwierigen Wochen für die Handballer aus dem Landkreis Kitzingen.
"Komisch" sei der Wiedereinstieg im Spessart für sein Team gewesen, gab TVM-Coach Knötgen zu. "Einerseits die Freude darüber, dass es wieder losgeht. Andererseits war es seltsam nach den schwierigen letzten Wochen." Denn sein Team hatte erst zwei Tage vor der Partie wieder in die Halle gedurft, zuvor gab es eine zweiwöchige Trainingspause. "Wir hatten mehrere Quarantänefälle, das war schon eine Belastung", berichtete der Marktstefter Trainer. Und da war es dann nach 60 relativ "normalen" Handballminuten wieder da – das Thema "Corona". Ein Thema, das Handballer in allen Ligen nicht nur in der Halle, sondern im gesamten Leben in den kommenden Monaten weiter begleiten dürfte. Auch wenn Punktspiele wieder stattfinden.