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Fußball: Bezirksliga
Wie der SSV Kitzingen gegen Corona und den Abstieg kämpft
Beim Bezirksligisten SSV Kitzingen hat es während der Saisonunterbrechung eine Veränderung im Vorstand gegeben. Was das für den Verein und für seine Zukunft bedeutet.
Thomas Beer trainiert beim SSV Kitzingen die erste Mannschaft. Die 'Siedler' kämpfen als Aufsteiger in der Bezirksliga West um den Klassenerhalt. Aus sportlicher Sicht sagt Beer: 'Die Situation vor und nach Corona kann man überhaupt nicht mehr miteinander vergleichen.'
Foto: Hans Will | Thomas Beer trainiert beim SSV Kitzingen die erste Mannschaft. Die "Siedler" kämpfen als Aufsteiger in der Bezirksliga West um den Klassenerhalt.
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:25 Uhr

Vor drei Monaten ist Christopher Soldner an die Spitze des rund 500 Mitglieder zählenden Siedler-Sportvereins Kitzingen gerückt. Sein Vorgänger Mathias Rumpel, der dem Verein 18 Jahre lang vorstand und im vergangenen Dezember angekündigt hatte, nicht mehr zu kandidieren, hatte den Wechsel auf der Jahresversammlung im Juli lange vorbereitet.

"Corona war bislang ein riesengroßes Thema", sagt Soldner. Während der alte Vorstand noch die geforderten Konzepte für den Umgang mit Hygieneregeln und Kontakteinschränkungen erarbeitet hatte, beschäftigt es ihn seitdem, diese umzusetzen und anzupassen.

Ein wichtiges Ziel sei es gewesen, wieder den Sport ausüben und vor Zuschauern spielen zu können. "Natürlich trifft die ganze Situation auch unseren Verein", gibt Soldner offen zu. Es schmerzt den Verein, der Zusammenhalt und Miteinander pflegt, dass mit der Kirchweih die größte und ebenso viele weitere Veranstaltungen ausfallen mussten.

Vorstand hat einen gesunden Verein übernommen

Die "Siedlerkerm" gilt als wichtigste Einnahmequelle des Vereins. Sorgen müsse sich deshalb aber niemand um den SSV machen. "Der vorherige Vorstand hat uns einen finanziell gesunden Verein überlassen", beruhigt Soldner. Größere Einschnitte seien nicht zu befürchten, sofern wegen Corona nicht erneut striktere Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Aushängeschild des Vereins soll wie bisher die Jugendarbeit sein. "Wir wollen hier weiterhin ein attraktives Angebot bieten, das konnten wir aber nicht mehr alleine stemmen", sagt Soldner. Mit der JFG Schwanberg, an der sich die Fußballer aus Mainbernheim, Iphofen und Sickershausen beteiligen, scheinen die Siedler einen passenden Partner gefunden zu haben.

Beispielhaft dafür stehen die U19-Junioren. Zehn Spieler bringen die Siedler in dieser Altersklasse ein. Die höhere der beiden Mannschaften spielt derzeit in der Bezirksoberliga. Nach drei Spielen führen die von Sven Fischer trainierten Junioren die Tabelle an. Würde der Aufstieg in die Landesliga gelingen, es wäre ein schneller erster Erfolg des Bündnisses aus SSV und JFG.

Eigener Nachwuchs soll weiterhin die Basis sein

"Eigenständig zu sein ist in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger geworden", erklärt Jugendleiter Bernd Wenkheimer den Zusammenschluss ab den U13-Junioren. In einigen Jahrgängen wäre es nicht mehr möglich gewesen, eine eigene Mannschaft zu bilden. Dagegen seien die unteren Altersklassen dann stärker besetzt. "Da geht es wieder bergauf", ist Wenkheimer optimistisch. Bei den Bambinis wuseln derzeit rund 20 Kinder über den Platz.

Der neue SSV-Vorstand (von links):  Nico Karwath (Kassier), Christian Hofrichter (Zweiter Vorsitzender), der ehemalige Vorsitzende Mathias Rumpel und der neue Vorsitzende Christopher Soldner, Jürgen Ketturkat (Dritter Vorsitzender) und Michael Kümmel (Schriftführer).
Foto: Gerhard Bauer | Der neue SSV-Vorstand (von links):  Nico Karwath (Kassier), Christian Hofrichter (Zweiter Vorsitzender), der ehemalige Vorsitzende Mathias Rumpel und der neue Vorsitzende Christopher Soldner, Jürgen Ketturkat ...

Um Kinder für den Vereinsfußball zu begeistern, müssten neue Ideen entstehen. Soldner weiß, dass er den Verein in einer Zeit übernommen hat, in der der Fußball mit anderen Freizeitbeschäftigungen konkurrieren muss. Den 34-Jährigen, selbst vor einigen Monaten Vater geworden, beschäftigt diese Frage: "Was wollen unsere Kinder eigentlich in Zukunft machen?"

Anspruch beim SSV ist es, die erste und zweite Mannschaft auch künftig größtenteils mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs aufstellen zu können. In den nächsten drei bis vier Jahren stehen laut Wenkheimer dafür einige talentierte Spieler vor diesem Sprung.

Situation vor und nach Corona ist nicht vergleichbar

Mit dieser Vorgabe des Vereins kann sich Thomas Beer, Trainer der ersten Mannschaft, "vollauf identifizieren". Für ihn gilt, aus dem Möglichen stets das Beste zu machen. Aber nicht um jeden Preis: "Es bleibt dabei, dass wir keine Spieler mit Geld zu uns holen wollen", sagt Soldner. In dieses Konzept passen Fabian Zehn und Robin Mühlbauer, zwei 19-Jährige, die sich während der Saisonunterbrechung den Siedlern anschlossen.

Andere Spieler hätten sich dafür entschieden, Arbeit oder Ausbildung erst einmal Vorrang zu geben. "Uns fehlen auch ein paar, die wir gut gebrauchen könnten", findet Beer. Für ihn ist in seiner dritten Saison beim SSV deshalb aus sportlicher Sicht klar: "Die Situation vor und nach Corona kann man überhaupt nicht mehr miteinander vergleichen."

Doch geht die Saison und für die Siedler der Kampf um Klassenerhalt weiter. In den beiden Spielen, die seine Mannschaft seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ausgetragen hat, hätten die Siedler mehr als nur einen Punkt gewinnen können. "In unserer Situation ist das einfach zu wenig", rechnet Beer vor. Das Auswärtsspiel in Uettingen sei deshalb ein Sechs-Punkte-Spiel.

Stürmisch nach vorne, aber auch hinten zu sorglos

Es sei dem "jugendlichen Leichtsinn" zuzuschreiben, dass die Mannschaft zwar unbekümmert nach vorne stürme und ihr Publikum begeistere, aber auch zu sorglos verteidige. Auch wegen der Erfolge in der Vorbereitung gegen die Landesligisten aus Unterpleichfeld und Lengfeld ist Beer trotzdem zuversichtlich, die bevorstehende Aufgabe gegen den direkten Konkurrenten Uettingen sowie den Verbleib in der Bezirksliga bewältigen zu können.

Neben allem sportlichen Ehrgeiz für dieses Ziel weiß Beer, in welch ungewöhnlicher Situation der Fußball ein Stück Normalität zurückgewinnen möchte: "Ich freue mich gerade über jedes Spiel, das stattfindet. Es macht einfach Spaß, den Ball wieder am Fuß zu haben."

 
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