"Länger hätte die fußballfreie Zeit nicht mehr dauern dürfen", meint Matthias Strätz, Trainer des Bayernligisten FC Sand. Bayerns Politik hatte sich viel Zeit gelassen, bis sie dem Amateurfußball das "Go" erteilte. Am Wochenende kam es in fast allen Klassen zum ersehnten Re-Start - mit Zuschauern. Mit heißer Nadel wurde bei den Vereinen an der Umsetzung eines passenden Hygienekonzepts gestrickt.
Die Erfassung der Zuschauer-Kontaktdaten gehört nun zur Pflicht der Heimvereine. Die Vielzahl der Klubs entschied sich dabei für die händische Variante. Sprich: Jeder Besucher füllt am Eingang einen Zettel aus. Einige Klubs entschieden sich auch für die vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) bereitgestellten Apps, die eine Erfassung über einen QR-Code ermöglichen. Das sorgte auch für die vielleicht kurioseste und "harmloseste" Spielabsage im Bezirk. Kreisklassist TSV Rottenbauer musste seine Partie gegen die zweite Mannschaft der Würzburger Kickers absetzen lassen, weil das Konzept mit der Zuschauer-Registrierung über einen QR-Code nicht rechtzeitig umgesetzt werden konnte.
Zehn Absagen rund um den Hotspot Würzburg
Es war eine von knapp zehn Absagen im Kreis Würzburg. Für einen - derzeitigen - Corona-Hotspot lief es "erstaunlich gut", erklärt BFV-Kreisspielleiter Marco Göbet: "90 Prozent der Spiele konnten stattfinden. Mir sind auch im Nachgang keine negativen Vorfälle zu Ohren gekommen." Die Absagen waren zumeist auf Corona-Verdachtsfälle zurückzuführen. Eine Handvoll Verschiebungen gab es auch im Kreis Schweinfurt. In welchem Zusammenhang diese genau standen, sei derzeit nicht immer nachvollziehbar, so Spielleiter Gottfried Bindrim. Wichtig sei ihm, immer Vorsicht walten zu lassen: "Lieber einmal vorsichtiger, als einmal weniger", meint er. An Spielabsagen müsse man sich auch in den nächsten Wochen gewöhnen.
Wie schnell es gehen kann, zeigte sich in Bad Königshofen. Mehrere Ansteckungen auf einer Hochzeit sorgten dafür, dass die Inzidenz im Landkreis Rhön-Grabfeld deutlich anstieg. Daraufhin wurden auch drei Kreisligaspiele abgesetzt - in Zusammenhang mit besagter Hochzeit. "Da sind wir kein Risiko eingegangen", betont Kreisspielleiter André Nagelsmann. Bei den restlichen Spielen "blieb alles ruhig", berichtet er. Weitere Absagen gab es keine.
"Eigentlich war es ein ganz normales Fußball-Wochenende, wie es sein soll", meint Bindrim. Wenn denn gespielt wurde. "Es ist einfach super, wieder auf dem Platz stehen zu dürfen und um Punkte kämpfen zu können", freut sich Lucas Berger, Spielertrainer des Kreisklassisten SG Dittelbrunn.
Zufriedenheit nach den ersten Pflichtspielen
Für das Gros der Teams war es das Pflichtspiel-Comeback nach einer fast einjährigen Pause. Begleitet wurde der Re-Start auch von vielen interessierten Zuschauern. An mehreren Orten wurde die erlaubte Maximalauslastung - bei Stehplätzen - mit 200 Zuschauern erreicht. "Es ist geil, endlich wieder vor Publikum zu spielen", frohlockte auch der Sander Trainer Strätz: "Darauf haben sich auch die Spieler extrem gefreut."
Es roch also wieder gewaltig nach Fußball auf den Plätzen in der Region. Die Hygieneauflagen wurden - den Protagonisten und Beobachtern zufolge - von Spielern und Zuschauern gleichermaßen diszipliniert eingehalten.
Dabei sind die Vereine ohnehin "von der Einsicht bei den Leuten abhängig", versucht Bindrim zu skizzieren: "Sonst wird das alles nicht funktionieren. Wenn die Vernunft bei uns allen siegt, passt das - denke ich - auch alles." Der Amateurfußball scheint erstmal in der neuen Normalität angekommen zu sein. Zu der gehören auch künftig Spielabsagen. Mit dem Mehraufwand durch die geltenden Hygieneauflagen kommt der überwiegende Teil der Vereine gut zurecht. "Der Auftakt verlief sehr hoffnungs- und verheißungsvoll", findet Göbet: "Der Start macht auf jeden Fall Mut für die nächsten Monate."