Viele können nicht von sich behaupten, zusammen mit Robert Lewandowski oder St. Paulis Guido Burgstaller in einem Atemzug genannt zu werden – vor allem nicht, wenn sie statt in der Fußball-Bundesliga nur in der B-Klasse, also zehn Ligen tiefer, spielen. In der „Kicker-Torjäger-Kanone für alle“, einer Auflistung der erfolgreichsten Torschützen im Amateurbereich der laufenden Saison, taucht der Name von Fabian Amend, Spielertrainer der Sportfreunde Steinsfeld (Lkr. Haßberge), auf. Und das "Kicker-Sportmagazin" fügt die Top-Torschützen der ersten bis dritten Liga in einer tabellarischen Print-Spielerei gleich mit an: Amend und Lewandowski nur wenige Zentimeter getrennt.
16 Spiele hat Steinsfeld als Spitzenreiter der B-Klasse Schweinfurt 5 in dieser Saison bestritten, 15 Mal dabei war Fabian Amend. Und hat in 14 dieser 15 Partien getroffen. Insgesamt 48 Mal. Damit ist der 28-Jährige für knapp die Hälfte aller 98 Steinsfelder Tore in dieser Saison direkt verantwortlich. Macht 3,4 Tore pro Spiel, eine Quote, die weder der polnische Weltklasse-Stürmer des FC Bayern München noch der unnachahmliche Gerd Müller aufzuweisen haben. Auch nicht fünf Hattricks in einer Halbserie. Zugegeben, beide spielen oder spielten auch oberhalb der B-Klasse.
Manchmal sind es sechs Tore in einem Spiel
Besagte Quote hat Amend in seiner fußballerischen Erfolgsbilanz der laufenden Runde stehen. Ebenso wie die sechs Tore beim 9:0-Auswärtssieg zum Saisonauftakt in Neuschleichach oder gar sieben beim 13:0 über die Reserve des VfR Kirchlauter. "Da allerdings waren es nur sechs, der Schiedsrichter hat ein Tor falsch eingetragen", zeigt sich der gebürtige Unterschwappacher ehrlich. Nur einmal ging Amend leer aus, als die Sportfreunde überraschend mit 0:2 bei den Namensvettern in Unterhohenried unterlagen.
Der treffsichere Stürmer weiß natürlich auch, dass es in der B-Klasse für ihn leichter ist, seine Aufgabe vor dem gegnerischen Kasten zu erfüllen. Aber: Als Spielertrainer des FC Zeil hat Fabian Amend auch eine Klasse weiter oben schon die Torjäger-Kanone geholt. Seine 26 Tore verhalfen den Zeilern in der Saison 2018/19 zu Meisterschaft und Aufstieg. Zur selben Zeit ging es für seinen Heimatverein Spfr. Steinsfeld von der A- in die B-Klasse.
Zurückgeholt für den Wiederaufstieg in die A-Klasse
Und aus der soll Amend den Verein nun wieder hinausführen. Dafür hat Steinsfeld ihn zurückgeholt. "Und natürlich soll ich Tore schießen", weiß er um seine Job-Beschreibung, der er bis dato mehr als nur gerecht wird. "Dass es aber so viele werden, damit habe ich nicht gerechnet", zeigt sich der Wirtschafts-Fachwirt von seiner überragenden Quote schon etwas überrascht.
Und dass er damit im "Kicker" in einer Zeile mit Robert Lewandowski genannt wird, macht ihn ein wenig verlegen: "Wenn man ehrlich ist, gehöre ich da nicht hin. Die Schlagzeile ,Von Lewandowski bis Amend' ist natürlich lustig", freut sich der Steinsfelder trotzdem über diese Aufmerksamkeit des Fußball-Fachmagazins aus Nürnberg. Und während der Bayern-Stürmer für seine 19 Tore auch drei Elfmeter benötigt hat, kam Amend bislang ohne Strafstoß-Tor aus. "Wir haben aber in der Hinrunde auch schon einige Elfer verschossen, es kann also durchaus sein, dass ich in der Rückrunde auch mal zum Punkt gehe."
"Meine Quote liegt natürlich auch an der Spielklasse", weiß der Torjäger, dass es ihm in der B-Klasse oft leicht gemacht wird. Meist nach gleichem Muster: "Meine Mitspieler legen die Bälle in die Schnittstelle, in die kann ich dann starten", erklärt der 28-Jährige, der fast immer zu schnell für seine Gegenspieler ist. Kein Wunder, dass Amend rundum zufrieden ist. "Wir sind auf dem ersten Platz, voll auf Kurs." Im Idealfall wird Ende Mai die Meisterschaft gefeiert. "Wenn es nur Platz zwei wird, nehmen wir das auch mit. Hauptsache nicht Dritter", macht der Spielertrainer klar, dass er mit seinen Sportfreunden unbedingt aufsteigen will. Und damit Lewandowski zumindest um eine Liga näher rücken.
Doch Amend ist nicht der Einzige aus der Region, der in der Rangliste vertreten ist: Burhan Bayat von der SG Dürrfeld/Obereuerheim war lange Zeit bei den A-Klassisten ganz vorne gelegen, ist mittlerweile aber trotz seiner 59 Tore in der Kicker-Rangliste einen Platz abgerutscht und "nur" noch auf Rang zwei zu finden. Der 20-jährige Schweinfurter wurde in den letzten Spielen vor der Winterpause von Aleksandar Stoilov (MK Makedonija Stuttgart) überholt und von Platz eins verdrängt. Der Schwabe kommt auf 63 Treffer, beide haben dafür je 14 Partien gebraucht. Trotzdem liegt Bayat damit bundesweit über alle Spielklassen gerechnet auf Platz zwei.
Tipps vom Schweinfurter Profi Adam Jabiri
Für jüngere Top-Stürmer wie Amend oder Bayat hat ein anderer, der mit seinen 37 Jahren und einem Bundesliga-Einsatz für Hoffenheim schon ein bisschen mehr von der Fußball-Welt gesehen hat, einen einfachen Tipp parat: Adam Jabiri, selbst aktuell Deutschlands Bester dieses Rankings bei den Regionalligisten. Der Profi (u.a. Erfurt, Würzburger Kickers und aktuell FC 05 Schweinfurt) rät: "Ich ziehe meinen Hut vor deren Torquoten, ich habe selbst mal Kreisliga gespielt und weiß, wie schwer es ist, dort Tore zu erzielen. Man muss in dem Alter aber schauen, was man will. Will man höherklassig spielen, sollte man möglichst schnell wechseln. Will man einfach nur Spaß mit den Kumpels haben, dann einfach weitermachen."
Mit seinen 20 Treffern aus 21 Einsätzen ist Jabiri auf Kurs, wie schon in der Saison 2017/18 (damals mit 28 Treffern) Torschützenkönig der Regionalliga Bayern zu werden. "Für mich eine schöne persönliche Auszeichnung, genau wie die Torjäger-Kanone für alle", sagt der wuchtige Vollblutstürmer zwar voller Stolz ("wenn es mich nicht freuen würde, bräuchte ich auch nicht jubeln"), räumt aber ein: "Viel lieber feiere ich Team-Erfolge." Da hakt es aktuell bei den Schweinfurtern etwas, als Dritte und mit 13 Punkten (bei einem Spiel weniger) Rückstand auf Bayreuth liegen sie recht weit entfernt von ihrem Saisonziel Meisterschaft.
"Die Bayreuther sind so stark, dass sie uns wenig Hoffnung geben, noch einzubrechen", so Jabiri. "Aber wir müssen einfach unsere Spiele gewinnen, Konstanz reinbringen und auf ein Wunder hoffen. Das hieße aber, dass wir eine grandiose Rückrunde spielen müssten." Ob er selbst noch ein Jährchen Regionalliga dranhängt, ist noch nicht endgültig entschieden, doch er lässt durchblicken: "Letztlich geht es nur darum, ab wann ich Vollzeit als Architekt arbeite. Und da kommt es auf ein Jahr rauf oder runter eigentlich nicht an."