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Ochsenfurt
Zusammenarbeit statt Konfrontation: Wie das Bürgerforum Stadtentwicklung in Ochsenfurt etwas bewegen will
Ob Fernwärme, regionale Vermarktung oder Innenentwicklung – das Bürgerforum Stadtentwicklung will große Themen in den Fokus rücken. Was die Gruppe vorhat.
Das Bürgerforum Stadtentwicklung Ochsenfurt will sich für die Zukunft der Stadt einsetzen und Themen anstoßen. Manfred Singer (von links), Werner Binnen, Matthias Nimmesgern und Toni Gernert sind von Beginn an Teil der Gruppe.
Foto: Anna-Lena Behnke | Das Bürgerforum Stadtentwicklung Ochsenfurt will sich für die Zukunft der Stadt einsetzen und Themen anstoßen. Manfred Singer (von links), Werner Binnen, Matthias Nimmesgern und Toni Gernert sind von Beginn an Teil ...
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 21.12.2023 02:55 Uhr

Ursprünglich ging es ihnen einmal darum, das geplante Baugebiet am oberen Dümmersberg per Bürgerentscheid zu verhindern. Heute reicht das Themenspektrum der Gruppe von altersgerechtem Wohnen über regionale Vermarktung bis hin zur kommunalen Wärmeplanung. "Wir wollen nicht nur Nein sagen, wir wollen Ja sagen zu Ochsenfurt", fasst es Werner Binnen zusammen. Er ist einer, für den nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid nicht Schluss war. Im Gegenteil: "Es gibt so viele große Themen, für die es auch lokal Lösungen braucht." Gemeinsam mit anderen Engagierten hat Binnen im vergangenen Herbst deshalb das Bürgerforum Stadtentwicklung Ochsenfurt (BÜSO) gegründet.

Parteiübergreifend und ergebnisoffen

Doch wer steckt hinter der Grupper? Etwa 30 Personen seien bei den monatlichen Treffen regelmäßig mit dabei, sagt Toni Gernert. "Aber wir sind natürlich offen für alle interessierten Bürger." Genau wie Gernert und Binnen sind auch Matthias Nimmesgern und Manfred Singer noch aus Zeiten der Bürgerinitiative "Erhalt des Dümmersbergs" Teil der Gruppe. Als harten Kern bezeichnen sie sich mit einem Augenzwinkern. Hierarchien oder festgelegte Funktionen gebe es allerdings keine innerhalb der Gruppe, betont Gernert.

Auch die politische Heimat der Beteiligten spiele keine Rolle für das BÜSO, sagt er und deutet in die Runde. "Hier sitzt rot neben grün, neben schwarz." Es solle parteiübergreifend und ergebnisoffen zugehen, da sind sich alle einig.

Das BÜSO will gesellschaftliche Themen in den Fokus rücken

Das ist nicht immer so. Geht es um die Details eines Themas, wird zwischen Gernert, Binnen, Nimmesgern und Singer durchaus leidenschaftlich diskutiert, sich ins Wort gefallen und noch mehr diskutiert. "Am Ende kommen wir immer auf einen Nenner", sagt Binnen. Dass eine ganze Reihe von Themen mehr Aufmerksamkeit bräuchte, da seien alle aus der Gruppe durchaus einer Meinung.

Da ist etwa die Innenentwicklung. "Viele ältere Menschen im Ort wohnen alleine in großen Gebäuden", sagt Manfred Singer. Gleichzeitig sei es etwa für junge Familien oft nicht einfach, Wohnraum zu finden. Ein Widerspruch, so die Meinung der BÜSO. Alleine im Stadtteil Hohestadt würden in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich um die 50 Häuser aus Altersgründen frei, sagt Singer. Das habe eine Befragung der Anwohnerinnen und Anwohnern ergeben. 

Gleichzeitig gewinne im Zuge des demografischen Wandels auch altersgerechtes Wohnen zunehmend an Bedeutung. Mit künftigen Veranstaltungen wolle die Gruppe deshalb auf die Probleme aufmerksam machen und Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit bieten, Lösungsansätze zu diskutieren.

Ein großes Vorbild sieht Werner Binnen in den Gemeinden der Allianz Hofheimer Land im Landkreis Haßberge. Deren Strategien zur Ortskernrevitalisierung und Innenentwicklung wurden bereits mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis belohnt. Er hoffe deshalb, deren Vorsitzenden und Hofheimer Alt-Bürgermeister Wolfgang Borst für einen Vortrag gewinnen zu können, so Binnen.

Fachleute sollen helfen, neue Perspektiven zu gewinnen

Expertinnen und Experten wolle die Gruppe auch zum Thema Fernwärme einladen. Der Grund: Das  Verhältnis zwischen den Betreibern der Fernwärme Ochsenfurt (FWO) und den Kundinnen und Kunden sei aus Sicht des BÜSO kein gutes, sagt Matthias Nimmesgern. Es fehle vor allem an Transparenz.

"Unsere Vorstellung wäre, dass alle Haushalte in der Ochsenfurter Altstadt, die möchten, angeschlossen werden und das Netz mit ökologischer Energie betrieben wird", sagt Nimmesgern. Außerdem befürworte die Gruppe eine Bürgerbeteiligung an der FWO. Im Frühjahr solle es deshalb eine Informationsveranstaltung mit Fachleuten geben, um Möglichkeiten für die Zukunft der FWO näher zu beleuchten.

BÜSO hofft auf Zusammenarbeit mit dem Stadtrat

Die geplanten Veranstaltungen werden nicht die ersten sein. Schon in den vergangenen Monaten hat das BÜSO verschiedene Formate umgesetzt. Sei es ein Vortrag mit Alexander Schraml, dem langjährigen Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburgs, und Pflegefachkraft Bettina Fellmann mit dem Titel "Alternative Wohnformen im Alter".

Oder die Reihe "Ochsenfurter Landpartie", die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Wert regionaler Lebensmittel näher bringen sollte. Dafür organisierte das BÜSO in Zusammenarbeit mit der VHS Besuche bei Erzeugern und Bauernhöfen im Umland. Zudem habe Werner Binnen ein Netzwerk an Erzeugern aufgebaut, um die Zusammenarbeit zu fördern. Auch bei diesen Themenfeldern wolle die Gruppe ihre Arbeit fortführen, sagt Binnen. 

"Nicht alle diese Themen bekommen im Stadtrat genug Aufmerksamkeit", begründet Matthias Nimmesgern das Engagement des BÜSO. Allerdings gehe es nicht um die Konfrontation mit dem Gremium, sondern um die Zusammenarbeit. Fürs kommende Jahr sei deshalb ein Gespräch mit dem Ochsenfurter Bürgermeister Peter Juks und dem Stadtrat geplant.

 
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