
Vor 46 Jahren hat Toni Gernert am Gymnasium Marktbreit sein Abitur gemacht. Dann ging er seinen Weg. In Würzburg hat er Germanistik, Geschichte und Sozialkunde studiert und nach dem Referendariat den Beruf des Lehrers ergriffen. Immer wieder führte sein Weg zurück ans Marktbreiter Gymnasium, zunächst als Lehrer, dann als Schulleiter. Jetzt geht Toni Gernert wieder seinen Weg. Der Ruhestand steht an. Am Donnerstag wird er verabschiedet.
Anton Gernert (lacht): Nein. Ich war bisher immer offen für neue Lebensabschnitte, habe mich aber nicht planerisch darauf eingelassen. Insofern glaube ich schon, dass ich meinen Ruhestand gestalten kann.
Die hätte ich gerne noch gehabt, ja. Weil wir jetzt mit der fertigen Generalsanierung des Gymnasiums die Hardware hergestellt haben. Die Software ist in der Entstehung – und da wäre es schön gewesen, wenn ich manches noch hätte weiter entwickeln können.
Gernert: Die Medienentwicklung, beispielsweise. Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Man könnte auch sagen, vor einer Medienrevolution. Die Kinder für diese Zeit fit zu machen, ist für mich immer ein Anliegen gewesen. Darüber hinaus: Kunst, Kultur und Sport. Vor allem in der Musik wäre ich gerne noch dabei gewesen, wenn die Ansätze mit unseren Chören und Orchester jetzt zur vollen Entfaltung kommen. Auch in Zusammenarbeit mit der Musikschule Marktbreit.
Gernert: Ich würde mir gerne attestieren, dass ich mich bemüht habe. So wie es auf dem Grabstein von Willy Brandt steht: „Man hat sich bemüht.“ Im Ernst: Wenn ich erreicht habe, dass die Schule gut läuft, dann bin ich voll zufrieden.
Gernert: Nein. Aber er ist ein Mann, der mit seiner Menschlichkeit viele berührt hat – und mich auch.
Gernert: Ich habe ein ausgeglichenes Leistungsspektrum gehabt. Meine Vorlieben lagen im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich. Geschichte war immer mein Lieblingsfach. Und Sozialkunde hat mich auch interessiert. Und natürlich Deutsch. Ansonsten habe ich alle Schulfächer mit der nötigen Nachhaltigkeit bearbeitet.
Gernert: Auch die, ja. Ich bin ja von der Realschule gekommen und hatte da ein sehr solides Fundament. Doch der Mathematikunterricht am Gymnasium war natürlich ausdifferenzierter. Da musste man sich schon auf den Hosenboden setzen, um mitzuhalten.
Gernert: Die Schule ist wesentlich offener geworden. Auch Lehrer haben sich gewandelt. Wobei ich sagen muss, dass ich schon damals Lehrer hatte, die mit Offenheit und Schülernähe gearbeitet haben und durch Menschlichkeit viele Freunde unter den Schülern gewonnen haben. Bis heute bin ich mit einem Lehrer von damals befreundet. So wie auch ich mittlerweile viele Freunde unter meinen ehemaligen Schülern habe. Was Schule ausmacht, soll nicht von Angst geprägt sein.
Gernert: Würde ich schon sagen. Vor allem habe ich von den Schülerinnen und Schülern erwartet, dass sie das, was in ihnen steckt, auch einbringen. Ich wollte aber auch immer ein fairer Lehrer sein. Ob ich das erreicht habe, müssen meine Schüler/-innen beurteilen. Vor allem wollte ich, dass sie sich so behandelt sahen, wie die Lehrer sich behandelt sehen
wollten.
Gernert: Da habe ich mich immer als primus inter pares gesehen. Also als jemand, der in der Gemeinschaft arbeitet – lösungsorientiert.
Gernert: Verändert hat sich die Schule. Sie hat sich geöffnet und bezieht Schülerinnen und Schüler jetzt stärker ein. Auch versuchen wir jetzt mehr auf die Interessenlage der jeweiligen Generation einzugehen. Dabei ist sicher die eine oder andere Reform überhastet eingeführt worden. Aber jede Schule, die gut arbeitet, kommt mit solchen Herausforderungen zurecht und federt sie so ab, dass sie für die Schüler akzeptabel sind – und das ist nicht immer ganz einfach.
Gernert: Gemerkt habe ich das nie. Jede Entscheidung über eine Direktorenstelle landet auf dem Tisch des Kultusministers. Und da ich trotzdem Schulleiter geworden bin, hat es mir sicher nicht geschadet. Ich kenne in meiner Generation mehrere Schulleiter, die in der SPD engagiert sind. Aber ich weiß nicht, wie es vor dieser Zeit war.
Gernert: Das ist in meiner Jugend gewachsen. Das war eine sehr offene Gesellschaft. Ich erinnere mich noch gut daran, dass vor dem Ochsenfurter Rathaus Blumenkästen aufgebaut wurden, damit sich dort keine Hippies mehr hinsetzen. Wir haben dann Unterschriften dagegen gesammelt und sie dem damaligen Ochsenfurter Bürgermeister übergeben. Das war für mich der Anlass, in dieser öffentlichen Auseinandersetzung mitzumachen.
Gernert: Ich habe geglaubt, dass ich in 30 Jahren ein Vertrauenspotenzial aufgebaut habe, das einen auch in solchen Zeiten hoher beruflicher Anspannung trägt. Aber dem war nicht so. Und das war für mich das eigentlich Überraschende – und auch Ernüchternde.
Gernert: Das hat mich sehr getroffen. Aber der Wähler ist der Souverän – und damit muss man immer rechnen.
Gernert: Das kommt auf die Situation an. Ich habe ja schon eingangs gesagt, ich plane nie lange vorher. Sondern nehme die Situation an. Grundsätzlich war die Kommunalpolitik immer ein wesentliches Element neben der Schule.
Gernert: Nein. Eine große Leere wird es schon deshalb nicht sein, weil ich nach wie vor viele Interessen habe. Ich möchte aber auch neue Momente aufgreifen, die bisher etwas zu kurz gekommen sind.
Gernert: Die Musik. Ich spiele Akkordeon. Aber viel lieber singe ich. Und das interessiert mich sehr. Abgesehen davon, meine Frau freut sich natürlich auch, dass ich jetzt mehr Zeit für die Familie habe.