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Würzburg
Zum Tag des Wassers: Ist es im Klimawandel noch sinnvoll, am trockenen Würzburger Stein Wein anzupflanzen?
Entnahme von Mainwasser ist kein Allheilmittel im Klimawandel: Würzburger Umweltschützer stellen den Sinn von Millionen Euro teuren Bewässerungs-Projekten in Frage.
Unser Foto zeigt die Weinlage Würzburger Stein im September 2022.
Foto: Christoph Weiss | Unser Foto zeigt die Weinlage Würzburger Stein im September 2022.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:26 Uhr

"Nach wie vor gibt es keine Gesamtbetrachtung, welche die Auswirkung auf den Main durch alle bestehenden und geplanten Wasserentnahmen untersucht und bewertet", kritisiert Steffen Jodl, Geschäftsführer des Bund Naturschutzes Würzburg. Zum internationalen Tag des Wassers am 22. März haben BN und der Agenda 21 Arbeitskreis „Wasser am Limit“ zum Gespräch über das Thema eingeladen.

Projekte zur Weinbergs-Bewässerung mit Mainwasser gibt es zum Beispiel in Iphofen, Nordheim und Oberschwarzach (Lkr. Kitzingen), aber auch in anderen unterfränkischen Winzergemeinden wird darüber nachgedacht. Die Stadt Würzburg hat ein Bewässerungsprojekt für 150 Hektar Reben am Steinberg in Auftrag gegeben. 1,4 Millionen Liter Wasser wollen Gemüsebauern in der Bergtheimer Mulde jährlich dem Main entnehmen. "Die Begehrlichkeiten, Mainwasser in den trockenen Sommermonaten für die Bewässerung im Wein- und Gemüsebau einzusetzen, nehmen rasant zu“, sagt Armin Amrehn, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg.

Frankfurt deckt mit Flusswasser 20 Prozent seines Trinkwasserbedarfs 

Auch wenn das Wasser im Winter entnommen werden soll, wenn ohnehin genug davon Richtung Meer fließt, meint Jodl: "Diese Entnahmen addieren sich und werden das Ökosystem des Flusses und auch die Neubildung von Grundwasser durch Uferfiltrat beeinflussen." Man müsse auch bedenken, dass bereits jetzt Wasser aus dem Main genommen wird - und das nicht nur in unserer Region. Die Stadt Frankfurt deckt zum Beispiel 15 Prozent ihres Bedarfs an Trinkwasser durch Entnahme von Main- und Rheinwasser, das durch Versickerung im Stadtwald aufbereitet wird. In Zukunft sollen es laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung 30 Prozent werden

Große Sprenger-Anlagen in der Weinlage Sommerhäuser Ölspiel im Sommer 2022. 
Foto: Antje Roscoe | Große Sprenger-Anlagen in der Weinlage Sommerhäuser Ölspiel im Sommer 2022. 

Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin der Würzburger Umweltgruppe "Wasser am Limit" kritisiert, dass Alternativen zur Mainwasser-Entnahme nicht ernsthaft verfolgt würden. „Die Stadt Würzburg muss endlich zur Schwammstadt werden, anstatt Mainwasser für die Bewässerung von Grünanlagen verwenden zu wollen.“

Hierzu müsse das bisherige Mischkanalsystem umgebaut, Niederschlagswasser gesammelt und den Grünanlagen direkt zugeleitet werden. Auch könne man mehr Niederschlagswasser in landwirtschaftlich genutzten Flächen halten, wenn die Böden höhere Humusanteile enthalten oder Hecken offene und windanfälligen Flächen schützen.

Da der Bedarf an Bewässerung sowie auch an Trinkwasser im weiter fortschreitenden Klimawandel steigt, ist es laut Jodl blauäugig, auf Mainwasser zu setzen. Auch im Süden Bayerns würden die Grundwasserspiegel fallen und der Main werde vermutlich nicht für alle Zeiten mit Wasser aus dem Brombachsee gefüllt werden. Statt Millionen Euro in Mainwasser-Projekte zu investieren, die vielleicht nicht lange funktionieren, sollte man Steuergelder besser für umfassenderen Klimaschutz und nachhaltigere Klimaanpassung nutzen.   

„Es ist klar, dass wir in Regionen, die immer trockener werden, nicht mehr alle Kulturen wie bisher anbauen können", sagt Jodl. Er meint damit nicht nur den Anbau von bewässerungsintensiven Gemüsesorten wie Gurken in der Bergtheimer Mulde, die nicht nur regional, sondern auch international verkauft werden. Sondern auch den Weinbau.

Muss man trockene Steillagen wie den Würzburger Stein bewässern? 

"Durch die Klimaerhitzung muss man Reben nicht mehr unbedingt an südlichen Steilhängen anbauen, damit sie viel Sonne und Wärme bekommen", argumentiert Jodl. In Zukunft seien diese Bedingungen auch in flachen Lagen gegeben, wo gleichzeitig mehr Regenwasser versickert. "Warum soll man trockene Steillagen wie den Würzburger Stein dann noch mit viel Aufwand bewässern?", fragt der BN-Geschäftsführer. Würzburger Weingüter wollen, wie berichtet, dort künftig bewässern, weil nur so die größte zusammenhängende Weinlage Frankens eine Zukunft habe.

Zum Argument, dass Weinberge Teil der Kulturlandschaft sind und ohne sie die Hänge am Main kahl und öde wären, meint Angenvoort-Baier: "In aufgelassenen Weinbergen können wertvolle Trockenrasen und Hecken wachsen." Sie nennt als Beispiel den Kleinochsenfurter Berg, wo aus aufgegebenen Weinbergen ein Landschaftsschutzgebiet geworden ist. "Man muss mutig für Veränderungen sein", sagt Jodl. Die Dürresommer der vergangenen Jahren hätten dramatisch gezeigt, dass "weiter so wie bisher" keine Option mehr sei.     

 
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Kommentare
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  • A. G.
    Übrigens führt der Main auf Höhe Würzburg durchschnittlich 122.000 Liter Wasser. PRO SEKUNDE.

    Quelle: Würzburgwiki.

    Binnen wenigen Stunden der Hochwasserphase (Winter) wären mit dem Mainwasser alle angedachten Bewässerungsspeicher zu füllen.
    Das dann ohnehin zu viel vorhandene Wasser würde keineswegs der Ökologie des Mains fehlen.
    Wer das dennoch so darstellt, will vermutlich nur Ängste schüren und daraus politisches Kapital schlagen.
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  • A. G.
    Die richtigen Prioritäten?

    Die Mainpost erreicht tausende Leser die allesamt Wasserverbraucher sind und mit ihrem Verhalten einen Einfluss auf die künftige Versorgungslage haben.

    Man möchte meinen, angesichts dieser Reichweite greift die Mainpost heute den Welttag des Wassers auf, um ihn zu nutzen, wofür er einst ausgerufen wurde: Die Menschen zu einem sorgsamen Umgang mit Wasser zu ermuntern. Denn jeder kann was tun.

    Doch weit gefehlt. In der heutigen Zeitung zu privatem Wasserverbrauch, Spartipps, dem Zuwachs an Pools, der zunehmenden Bewässerung von Freizeit- und Sportrasen (Fußball, Golf, etc) usw. kein Wort.

    Stattdessen nutzt die Mainpost mit gleich 4 ! Artikeln in der heutigen Zeitung die Gelegenheit, mit dem Finger auf einige wenige Wassernutzer zu deuten und Missgunst gegen die zu schüren.
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  • D. K.
    Wie mir ein alteingesessener Winzer erklärte, brauchen die Weinstöcke höchstens bei der Neupflanzung etwas Wasser. Auch hier ist sehr sparsam zu verfahren, weil sich sonst der Weinstock an das Gießen gewöhnt und es nicht für erforderlich hält, seine Wurzeln nach unten zu treiben um Wasser zu suchen. Übrigens: in trochenen Jahren gab es schon immer den besseren Wein, so der Winzer.
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  • A. G.
    @hugo
    Vielleicht missinterpretieren Sie da was.

    Mit einem "trockenen Jahr" ist gemeint, dass die Trauben nicht zu groß werden (Verdünnungseffekt) und die Reife des Weins nicht verregnet ist. Das A und O ist nunmal die Qualität.

    NICHT gemeint ist eine totale Dürre. Nicht nur, dass es dann nichts zu ernten gibt, sondern die Weinstöcke nehmen schaden, sodass Jahrzehntealte Bestände verloren gehen.

    Keine Angst, die Weinbauern, die beregnen können und zukünftig beregnen wollen, wissen sehr wohl selbst, in welcher Situation Wasser nützt und wann es schadet. Die Anlagen Bauen und das Beregnen kostet viel Geld und wird nur gemacht, wenn es arg notwendig ist.

    Außerdem gibt es da noch die Frostberegnung, die an einem fiesen Spätfrostmorgen ganze Ernten und Bestände retten kann.

    Erklärt Ihnen Ihr eingesessener Winzer sicher gern.
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  • B. S.
    Alle Nahrungsmittel brauchen Wasser zum Wachsen .
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  • K. F.
    endlich mal ein vernünftiger Tag! Wasser brauchen wir alle - ohne Wasser kein Leben!
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