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Rom
Benedikt XVI verteidigt den Zölibat
Der emeritierte Papst versucht mit einer brisanten Veröffentlichung Einfluss auf seinen Nachfolger zu nehmen
Papst Franziskus (links) und der emeritierte Papst Benedikt XVI. unterhalten sich im Kloster Mater Ecclesiae. Benedikt hat sich aus dem Ruhestand erneut zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet und sich gegen eine Aufweichung des Zölibats ausgesprochen.
Foto: ArchivVatican Media, dpa  | Papst Franziskus (links) und der emeritierte Papst Benedikt XVI. unterhalten sich im Kloster Mater Ecclesiae. Benedikt hat sich aus dem Ruhestand erneut zu einem heiklen Thema in der katholischen Kirche zu Wort ...
Julius Müller-Meiningen
 |  aktualisiert: 18.01.2020 02:10 Uhr


Nach seinem Rücktritt im Februar 2013 hatte Papst Benedikt XVI. versprochen, er wolle fortan „für die Welt verborgen“ im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae seinen Lebensabend zubringen. Immer wieder hat Joseph Ratzinger diese Ankündigung mit der Veröffentlichung von Schriften, Vorträgen oder Interviews unterlaufen. Sein jüngster Akt in dieser Hinsicht ist kirchenpolitisch außerordentlich brisant. In einer Phase, in der sein Nachfolger Papst Franziskus höchstwahrscheinlich eine Lockerung des Priesterzölibats vorbereitet, spricht sich der emeritierte Papst vehement für die Beibehaltung desselben aus.


An diesem Mittwoch erscheint in Frankreich ein Buch mit dem Titel „Des profondeurs de nos coeurs“ (Aus der Tiefe unserer Herzen), das den inzwischen 92 Jahre alten Benedikt XVI. sowie Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea als Autoren ausweist. Der 74-jährige Präfekt der Gottesdienstkongregation ist einer der schärfsten Kritiker von Franziskus und Integrationsfigur des traditionalistischen Spektrums in der katholischen Kirche. Beide warnen in dem 175 Seiten langen Buch, aus dem „Le Figaro“ Auszüge vorab veröffentlichte, vor „schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern“.

Die Kirche dürfe sich davon nicht beeinflussen lassen, Priester seien durch die „ständige Infragestellung“ des Zölibats verwirrt. Das Priesteramt erfordere „die völlige Hingabe eines Mannes“, der „Ruf zur Nachfolge Jesu“ sei ohne den Zölibat, dieses „Zeichen der Freiheit und des Verzichts auf alle Kompromisse“ nicht möglich.


Die beiden Autoren kommen in ihrem Buch auch auf die Amazonien-Synode zu sprechen, die im vergangenen Oktober im Vatikan stattfand. Dort hatte sich eine Mehrheit der Bischöfe für verheiratete Priester in entlegenen Gegenden ausgesprochen und einen leichteren Zugang für Frauen in kirchliche Ämter angeregt. Beiden Vorschlägen erteilten Benedikt XVI. und Sarah eine klare Absage. In einem gemeinsam verfassten Vorwort zitieren die beiden Traditionalisten den Kirchenvater Augustinus mit dessen Ausspruch „Ich kann nicht schweigen“. Sie verurteilen die Berichterstattung der Medien, die „Oberhand über die echte Synode“ gewonnen hätte.


Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist brisant. Papst Franziskus hatte nach dem Bischofstreffen angekündigt, ein eigenes Dokument zur Amazonien-Thematik zu liefern, das in einigen Wochen erscheinen soll. Beobachter gehen davon aus, dass der amtierende Papst darin ausnahmsweise die Weihe sogenannter viri probati, also „bewährter“, verheirateter Männer zu Priestern erlauben werde, um dem Priestermangel in Amazonien beizukommen.

Franziskus hatte dies in der Vergangenheit bereits angedeutet. Schon die Einberufung einer Synode zum Thema Amazonien machte klar, dass der Papst eine Diskussion auch über den Zölibat wünschte. Die überwiegende Mehrheit der Bischöfe sprach sich auf der Konferenz für die Zulassung verheirateter Priester aus. Damit ist abzusehen, dass emeritierter und amtierender Papst zu einem der größten Diskussionsthemen in der katholischen Kirche mit unterschiedlicher Stimme sprechen.


Benedikt hatte sich bereits in einem umstrittenen Beitrag während der Familiensynode 2014 gegen die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ausgesprochen. Nach dem Antimissbrauchsgipfel im Vatikan im Frühjahr 2019 meldete sich Joseph Ratzinger mit einer Analyse zu Wort, in der er sexuellen Missbrauch in der Kirche letztlich auf eine „Normlosigkeit“ in den 1960er Jahren zurückführt.

Unklar ist auch das genaue Zustandekommen des Buches mit Kardinal Sarah. Benedikt XVI. ist 92 Jahre alt, geistig noch wach, aber körperlich schwach. In einem Anfang Januar ausgestrahlten Interview mit dem Bayerischen Rundfunk ist seine Stimme kaum zu verstehen. Offenbar ist das Buch unter Federführung Sarahs und in erster Linie aus gemeinsamen Gesprächen entstanden. „Wir haben Ideen und Bedenken ausgetauscht. Wir haben gebetet und in Stille meditiert“, schreiben die beiden Autoren. Ihre Warnungen seien „aus Liebe zur Einheit der Kirche entstanden.

 
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