Die Entscheidung über die Beibehaltung der Einbahnstraßen-Regelung in der Zeller Straße ist noch nicht gefallen: Einigen Mitgliedern des Ausschusses für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) des Stadtrats waren die vom Tiefbauamt vorgelegten Verkehrszahlen nicht aussagekräftig genug. Auf Antrag von SPD-Stadtrat Udo Feldinger wurde die Entscheidung vertagt, bis die Verwaltung die Auswirkungen des Probebetriebs auf weitere Straßen im Stadtgebiet vorgelegt hat.
Der Lärmaktionsplan der Stadt sieht dort schon seit 2017 eine Tempo-30-Zone vor
Begründet wurde der Einbahnstraßen-Test mit dem Lärmschutz für die Bewohner. Durch die Anfang September 2020 eingerichtete Einbahnstraße stadtauswärts zwischen Burkarder Straße und Nigglweg habe sich das Verkehrsaufkommen in der Zeller Straße um zwei Drittel reduziert. In den darum herum liegenden Straßen seien die Verkehrszahlen trotzdem nicht so stark gestiegen, dass die Anwohner dort mit zusätzlichem Lärm über Gebühr belastet würden, sagte Stadtbaurat Benjamin Schneider. Deswegen empfiehlt die Verwaltung, die Einbahnstraße beizubehalten, und Schneider sieht dabei wegen der Lärmschutz-Vorschriften nach eigenen Worten auch "keinen großen Entscheidungsspielraum".
Beabsichtigter Nebeneffekt sind die Verbesserungen für den Radverkehr in der Zeller Straße und eine größere Sicherheit für Schülerinnen und Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums. Für die Dreikronenstraße wird unabhängig davon Tempo 30 vorgeschlagen: Dort hat das Verkehrsaufkommen zwar um 600 bis 800 KfZ in 24 Stunden zugenommen, die gesetzlich vorgeschriebenen Lärm-Grenzwerte wurden aber bereits vorher nicht eingehalten. Der Lärmaktionsplan der Stadt sieht dort schon seit 2017 eine Tempo-30-Zone vor.
Tiefbau-Chefin Annette Messerer: "Das sind überzeugende Daten"
Bei den Kritikern der Einbahnstraße ist das Misstrauen gegenüber den vorgelegten Verkehrszahlen groß. "Wir haben komplett andere Erkenntnisse", betonte der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. Auf den umliegenden Straßen haben sich seiner Ansicht nach die Verkehrsverhältnisse deutlich verschlechtert. FWG-Stadtrat Josef Hofmann glaubt dem Zahlenwerk vor allem deshalb nicht, weil der Probebetrieb "von ein paar Wochen abgesehen komplett in der Coronazeit war".
Tiefbau-Chefin Annette Messerer widersprach: "Das sind überzeugende Daten und eine bestmögliche Zahlengrundlage, wie wir sie an anderer Stelle noch niemals hatten." Auch die Verwaltung war vor dem Probebetrieb skeptisch und hatte im Sommer 2020 dem Stadtrat die Ablehnung empfohlen. "Wir wurden durch die Zahlen aber eines Besseren belehrt", so Messerer.
Gezählt wurde der Verkehr in der Wörthstraße, Luitpoldstraße und Dreikronenstraße
Gezählt wurde der Verkehr in der Wörthstraße, Luitpoldstraße und Dreikronenstraße durch Induktionsschleifen in der Fahrbahn und die im ganzen Stadtgebiet installierten Traffic-Eye-Sensoren des Verkehrsmanagement-Systems, die seit Anfang 2020 tagesgenaue Daten liefern. Die entscheidenden Ergebnisse stammen aus dem Zeitraum Mitte September bis Ende Oktober 2021, als das Verkehrsaufkommen im gesamten Stadtgebiet nach Erkenntnissen der beauftragten Büros annähernd das Volumen des Jahres 2019 erreicht hatte.
Udo Feldinger genügten die vorgelegten Zahlen trotzdem nicht: Vor einer Entscheidung müssten erst auch die Verkehrsverlagerungen in weitere Straßen und auf die andere Mainseite untersucht und entsprechende Daten vorgelegt werden, beantragte der SPD-Mann. Damit waren auch die Befürworter der Einbahnstraße einverstanden, der Puma beschloss die Vertagung mit nur einer Gegenstimme.
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Wötzel