Nach gut eineinhalb Jahren Probebetrieb steht das Ergebnis fest: Die Umwandlung der Zeller Straße in eine Einbahnstraße hat für die Anwohnerinnen und Anwohner zu einer spürbaren Reduzierung des Lärms geführt, während der Verkehr auf den Ausweichstrecken nur leicht zugenommen hat. Der städtische Fachbereich Tiefbau wird dem Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) des Stadtrats in seiner Sitzung am Dienstag daher vorschlagen, die Einbahnstraße stadtauswärts zwischen Burkarder Straße und Nigglweg dauerhaft einzurichten. Außerdem soll die Dreikronenstraße aus Lärmschutzgründen zur Tempo-30-Zone werden.
Die Testphase lief wegen des Corona-Lockdowns länger als geplant
Der Einbahnstraßen-Test ist seit der Einführung heftig umstritten. Gegen den Willen der Verwaltung hatte im Sommer 2020 auf Antrag von ÖDP-Stadtrat Raimund Binder zunächst der Puma den Probebetrieb mit 11 zu 6 Stimmen beschlossen. Nach heftiger Kritik aus der Zellerau ließ die CSU-Fraktion das Thema im Stadtrat auf die Tagesordnung setzen, der sich dann auch mit 29 zu 21 Stimmen dafür aussprach. Die Testphase begann Anfang September 2020 und sollte ursprünglich ein Jahr dauern, wurde aber wegen der im Corona-Lockdown gesunkenen Verkehrszahlen verlängert.
Durch die Reduzierung auf eine Pkw-Fahrspur konnten am Zeller Berg auf beiden Seiten der Straße Schutzstreifen für Radfahrende eingerichtet werden. Das war auch die ursprüngliche Idee hinter der Einbahnstraßen-Regelung, die aus rechtlichen Gründen aber mit dem Lärmschutz begründet werden musste, nachdem die Regierung von Unterfranken als höhere Straßenverkehrsbehörde zunächst Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme angemeldet hatte.
Auch in Leserbriefen und Online-Kommentaren zu den Berichten dieser Redaktion wurde die Maßnahme unterschiedlich bewertet. Zahlreiche Kritikerinnen und Kritiker berichteten von einer Zunahme des Verkehrs und längeren Staus und Wartezeiten auf dem Umweg von der Zellerau über die Wörthstraße, Luitpoldstraße und Dreikronenstraße.
Nur geringe Zunahme des Verkehrs auf den Umgehungsstraßen
Die vom Tiefbauamt vorgelegten Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache: Während in der Zeller Straße die Zahl der Kraftfahrzeuge um zwei Drittel von 9000 auf 3000 pro 24 Stunden zurückgegangen ist, wurde in den Umgehungsstraßen eine deutlich geringere Zunahme festgestellt als erwartet.
Überwacht wird der Verkehr nicht nur durch einzelne Induktionsschleifen in der Fahrbahn, sondern seit Anfang 2021 auch durch die in der gesamten Stadt installierten Sensoren des Umweltorientierten Verkehrsmanagement-Systems (UVM). Die der Beschlussvorlage zugrunde liegenden Zahlen wurden im Herbst 2021 erhoben, nach den Sommerferien und vor den neuerlichen Corona-Beschränkungen.
Eine unzumutbare Zunahme der Lärmbelastung konnte dabei nicht festgestellt werden, so das Ergebnis von zwei Abschlussberichten des VMZ Berlin und des Würzburger Büros Wölfel Engineering. Laut Beschlussvorlage für den Puma hat der Verkehr in der Wörthstraße lediglich um 200 KfZ in 24 Stunden zugenommen, das ist bei einer Gesamtbelastung von 21.200 Fahrzeugen weniger als ein Prozent. In der Luitpoldstraße sind es 900 KfZ pro 24 Stunden weniger als vorher (16.200). In der Dreikronenstraße, die in einzelnen Abschnitten von bis zu 14.000 KfZ in 24 Stunden genutzt wird, wurde eine Zunahme von 600 bis 800 KfZ-Fahrten festgestellt.
Das Fazit der Verwaltung: In der Zeller Straße hat sich die Lärmbelastung für rund 200 Anwohner deutlich reduziert, in der Wörth- und in der Luitpoldstraße ist sie nicht gestiegen. In der Dreikronenstraße war die Lärmbelastung bereits vor dem Einbahnstraßen-Probebetrieb zu hoch, so dass unabhängig von der Zeller Straße dort Tempo 30 eingeführt werden soll, um künftig die Lärmgrenzwerte einzuhalten.
Dafür weicht der Verkehr über den Schottenanger aus, der zwar teilweise Einbahnstraße in Richtung Nigglweg ist, was aber in 2 Jahren nur 2 mal (von mir beobachtet) von der Polizei kontrolliert wurde. Als Falschfahrer entgegen der Einbahnstraße zu fahren ist somit kein Risiko für die Autofahrer, was im 5-Minuten-Takt praktiziert wird.
Wie bei Corona setze ich auf Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer. Zuviel verlangt?
Interessant wäre ob sich schon Spuren in der Gewerbesteuer zeigen den die Autofeindliche Politik geht schon ein paar Jahre!
Interessant wäre auch ob es Verlagerungen von Patienten von städtischen Ärzten zu jenen in den Randstadtteilen und dem Umland…
Die Einwohnerzahlen von Würzburg sind in den letzten 10 Jahren eher gestiegen. Die angeblich "Autofeindliche Politik" scheint die Einwohner nicht zu stören. Vermutlich ist den Einwohnern Lebensqualität und Gesundheit wichtiger.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/466945/umfrage/entwicklung-der-gesamtbevoelkerung-in-wuerzburg/
2011 124.449
2021 129.437
Macht fast 5000 Einwohner mehr und nicht weniger.
https://www.wuerzburg.de/buerger/statistikstadtforschung/bevoelkerung/31501.Bevoelkerung.html
Das sieht eine aktuelle Umfrage etwas anders:
https://www.wuerzburgerleben.de/2019/12/09/befragung-lebensqualitaet-meinung-wuerzburger-ziemlich-zufrieden/
P.S.: von der Zellerau fährt die Buslinie 7 zur Leistenstraße (und dazu noch die Straßenbahn mit einmal umsteigen), das geht auch mit Kindern und Gepäck. Einfach mal in den ÖPNV reinschauen, wird rege genutzt.