Seit dieser Woche können auch Betriebsärzte gegen Corona impfen. 700 000 Impfdosen gingen dafür bundesweit an Unternehmen – auch an Firmen in der Region Würzburg. Ziel sei es, schneller mit den Impfungen voran zu kommen, äußerte sich der bayerische Gesundheitsminister, Klaus Holetschek, dazu am Montag: "Möglichst alle Betriebsangehörigen sollen deshalb ohne großen Zeit- und Verwaltungsaufwand an ihrem Arbeitsplatz eine Schutzimpfung erhalten können."
In Rottendorf wurde hierfür bei s.Oliver eine eigene Impfstraße eingerichtet, um pünktlich am Dienstagfrüh die ersten Mitarbeitenden mit Impfstoff von Biontech/Pfizer zu versorgen. Die Planungen für die dortigen Betriebsimpfungen der rund 1400 Beschäftigten laufen seit drei Monaten, wie Thomas Lurz, HR Director des Unternehmens, erklärt. "Wir haben ein leer stehendes Gebäude zum Impfzentrum umfunktioniert. Dort wird unter einem eigens dafür entwickelten Hygienekonzept im Einbahnstraßensystem geimpft", so Lurz.
Impftermine waren schnell vergeben
Die Impfungen des Modeunternehmens werden vom Betriebsarzt in Kooperation mit einem Arzt aus Rottendorf sowie den Maltesern durchgeführt. Sobald die Zahl der zugeteilten Impfdosen bekannt ist, werden die Termine im Intranet in einem speziell angelegten Buchungssystem ausgeschrieben. "Die Impftermine waren nach etwa 15 Minuten ausgebucht", sagt Lurz. "Wir freuen uns über diese positive Resonanz und werden schnellstmöglich weitere Termine veröffentlichen."
Auch wenn die Resonanz in den Unternehmen groß ist – momentan steht weniger Impfstoff zur Verfügung als die Firmen bestellt haben. Betriebsärzte beziehen die Impfstoffe über die "Regelversorgung, also über den pharmazeutischen Großhandel und die Apotheken", so eine Mitteilung des Bayerischen Gesundheitsministeriums zum Impfstart in den Betrieben. Die Menge der zur Verfügung gestellten Impfdosen lege hierbei der Bund fest.
Die Betriebsärzte werden einmal wöchentlich beliefert, über die Verimpfung der Stoffe entscheiden sie selbst. Momentan stehen den Firmen bundesweit 700 000 Impfdosen pro Woche zur Verfügung, so das bayerische Gesundheitsministerium: "Rund 6100 Betriebsärzte in ganz Deutschland haben eine Bestellung abgegeben, sodass pro Arzt rund 102 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer zur Verfügung stehen." Laut Bund sollen die Mengen steigen, heißt es aus dem Ministerium.
Betriebe entscheiden über die Vergabe der Impfstoffe
"Bei Betriebsimpfungen gibt es keine Priorisierung" so Holetschek zur Thematik. Hier entscheiden also die jeweiligen Betriebsärzte, in welcher Reihenfolge geimpft wird. So zum Beispiel bei Brose. Auch die rund 1600 Beschäftigten des Automobilzulieferers am Würzburger Standort haben seit dieser Woche die Chance, in der eigens eingerichteten Impfstraße des Unternehmens mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft zu werden.
"Bei der Zuteilung des Impfstoffes unter den Mitarbeitern berücksichtigen die Betriebsärzte von Brose Vergabekriterien wie die Anzahl unvermeidbarer Kontakte, die Beschäftigte aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit haben", erläutert das Unternehmen in einer Pressemitteilung die Vergabekriterien. "Jede verabreichte Impfung ermöglicht die schrittweise Rückkehr zu gewohnten Freiheiten. Für unsere Mitarbeiter wird so ein unbeschwerter Sommerurlaub möglich", wird der Vorsitzende der Brose-Geschäftsführung, Ulrich Schrickel, in der Mitteilung zitiert.
Auch an der Universität soll geimpft werden
Einer der größten Arbeitgeber in Würzburg ist die Julius-Maximilians-Universität. Dort sind rund 4200 Personen beschäftigt, wie Pressesprecherin Esther Knemeyer Pereira erklärt. Die Uni plane am 21. Juni mit dem Impfen ihrer Angestellten zu beginnen. Dies sei jedoch von der Lieferung der Impfdosen abhängig, so die Pressesprecherin. Die Universität habe ihre Beschäftigten bereits informiert und sie gebeten, sich entsprechend zu registrieren. "Die Reaktion der Beschäftigten auf dieses Angebot ist sehr positiv", sagt Knemeyer Pereira.
Auch hier werde der Impfstoff von Biontech/Pfizer verwendet. "Die Impfung wird vom Uniklinikum Würzburg organisiert und in Räumlichkeiten der Universität durchgeführt", so die Pressesprecherin. "Die Verteilung der Impfdosen erfolgt nach Maßgabe einer Priorisierung von Alter sowie der Zugehörigkeit zu einigen besonders strukturrelevanten Tätigkeitsbereichen. Im ersten Schritt sind Personen ab 50 Jahren zur Impfung zugelassen." Abhängig von weiteren Lieferungen sei geplant, das Angebot schrittweise auszuweiten.
Auch bei Südzucker in Ochsenfurt ist Impfstoff bestellt – wie viel kommt, jedoch noch unklar. "Wir machen den Mitarbeitern ein Impfangebot über unseren betriebsärztlichen Dienst und gehen davon aus, dass wir nächste Woche mit den Impfungen starten werden", erklärt Pressesprecher Dominik Risser auf Anfrage der Redaktion.
Doch die unklare Lage erschwere die Planung. "Wir wissen nicht, wie viele Mitarbeiter sich impfen lassen wollen und wie viel Impfstoff wir überhaupt bekommen", so Risser. Da es Unternehmen rechtlich nicht möglich sei, Gesundheitsabfragen, wie nach dem Stand der Impfung, durchzuführen, habe man im Ochsenfurter Werk anhand anonymer Karten abgefragt, bei wem von den rund 330 Mitarbeitenden Interesse an einer Impfung besteht. "Aber wir sind bereit und freuen uns, wenn wir impfen können und unseren Mitarbeitern so einen Weg aus der Pandemie bieten können", sagt Risser.
Impfungen im Zentralgebäude von XXXLutz
Auch das Möbelhaus XXXLutz startet in dieser Woche mit innerbetrieblichen Impfungen, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt gibt. Die ersten Impfungen der in Würzburg tätigen rund 1100 Mitarbeitenden sollen in dieser Woche im Zentralgebäude in der Delpstraße am Würzburger Heuchelhof stattfinden.
Doch nicht alle Unternehmen, die ihren Angestellten ein Impfangebot unterbreiten wollen, haben überhaupt Impfstoff bekommen, wie eine Nachfrage beim BAD zeigt. Das Unternehmen für Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik betreut auch Firmen in Würzburg bei der betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es aus dem Unternehmen, dass unter anderem aus "datenschutzrechtlichen Gründen" die BAD nicht nennen könne, welchen ihrer in der Region ansässigen Firmenkunden sie bereits ein Impfangebot machen konnte.
Wie eine Sprecherin mitteilt, könne das Unternehmen jedoch nicht all seinen "Kunden gleich zu Anfang ein Impfangebot machen". Bei der Auswahl orientiere sich die BAD "an der Effizienz der Prozesse und dem Interesse der Kunden", so die Antworten auf die Anfragen der Redaktion. "Finanzielle Aspekte spielen keine Rolle", heißt es weiter.
Gesundheitsminister Holetschek kündigte am Montag zudem an, kleinen und mittleren Unternehmen bei den Betriebsimpfungen mit mobilen Impfteams und Verwaltungskräften zu helfen. Er freue sich über die hohe Impfbereitschaft der Menschen, stellte aber auch klar: "Gleichwohl ist durch die Betriebsimpfungen nicht mehr Impfstoff verfügbar. Das heißt: Der Bund muss dafür sorgen, dass schneller mehr Impfstoff nach Bayern und Deutschland kommt."
Es war der Hausarztverband der sagt sie wollen loslegen und es liegt am Versagen in der Politik so früh auszuscheren. Die Hausärzte kennen nur das Alter und das Krankenbild Ihrer Patienten. Sie kennen aber nicht die Berufe derer Patienten, die jetzt eigentlich dran wären (wie z. B. Kritischen Infrastrukturen und Handel). Auch die Ärzte nehmen den Impfzentren für diese Berufsgruppen jetzt die wenigen Impfstoffe auch noch weg. Impfzentrum Miltenberg – zeitweise geschlossen! Impfzentrum Wü und KT – mit Mühe nur noch Zweitimpfungen. Die Ver- und Entsorgung und der Lebensmittelhandel haben ohne Homeoffice bisher alles aufrecht erhalten, die bleiben auf der Strecke!
An kleine Firmen, kleine Läden haben Politiker kein Interesse bzgl. Arbeitsplätze und Impfung.
Es ist bisher noch nicht gelungen die Menschen zu impfen die seit über einem Jahr die Versorgungssicherheit gewährleisten. Ich meine damit die Menschengruppe die in den Kraftwerken, in den Ver- und Entsorgungsleitstellen, in der Müllabfuhr, an der Aldi/Norma-Kasse und dergl. ohne Homeoffice ihren Dienst tun und unsere Grundversorgung sicherstellen. Ein Trauerspiel!
Änderungen der Impfreihenfolge oder zusätzliche Impfstellen bei Hausärzten, in Supermärkten, Betrieben etc. verstärken das Problem für diese Gruppe da den Impfzentren dadurch der Impfstoff entzogen wird und dies dient nur dem aktuellen Wahlkampf und lenken vom Grundübel des Versagens bei der Impfstoffbeschaffung ab.
Ich hoffe aus dem Blickwinkel einer echten Pandemiebekämpfung, dass wir von der indischen Mutation des Coronavirus verschont bleiben bevor die Versorgungsgruppe (Prio3) geimpft ist. Ohne Ver- und Entsorgung sehen wir bald alt aus.
Bei den Hausärzten konnte man zumindest unterstellen, dass sie im Sinne des tatsächlichen Bedarfs impfen (auch wenn man immer wieder anderes hört).
Wenn jetzt aber Betrieben die Impfreihenfolgende freigestellt wird ist ja wohl klar, dass zuerst die Chefetagen mit ihren "vielen unvermeidbaren Kontakten" geimpft werden.
Egal von welcher Seite man es betrachtet.
Und wann bzw mit was werden wir andere geimpft?
Allmählich fühlt man sich vera***...
Wir bekommen keinen Impftermin und in diesen Betrieben werden wahrscheinlich 30 - 50 jährige geimpft.
Ich kann nicht sagen, dass mich diese Aktion freut-als 67-jähriger habe ich, angemeldet seit 4 Monaten, noch kein Impfangebot bekommen. Und rechne auch nicht damit, dass ich dieses Jahr noch eines bekommen werde.