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Würzburg
Würzburgs OB Schuchardt zu politischen Fronten und Befindlichkeiten: "Auch in einem Stadtrat menschelt es."
Wenn man in der Verkehrspolitik etwas voranbringen will, müssen alle im Würzburger Stadtrat zusammen arbeiten - meint Oberbürgermeister Schuchardt. Wie er das schaffen will.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) im Dezember 2022 im Flur vor seinem Dienstzimmer im Rathaus.
Foto: Benjamin Brückner | Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) im Dezember 2022 im Flur vor seinem Dienstzimmer im Rathaus.
Manuela Göbel
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Wer eine Sitzung des Würzburger Stadtrats besucht, kann erleben, wie unversöhnlich sich Grüne und CSU vor allem in der Verkehrspolitik gegenüber stehen. Im Interview erklärt Oberbürgermeister Christian Schuchardt, wie er diese Fronten aufweichen will und nennt Ursachen für die "Verkantung" der beiden größten Fraktionen.

Frage: Herr Schuchardt, in der Verkehrspolitik sind die Fronten zwischen CSU und Grünen seit längerem verhärtet. Im Dezember haben sich alle Fraktionen auf Ihre Einladung hin zusammengesetzt, um das Thema zu besprechen. Hat der Runde Tisch etwas gebracht?

Christian Schuchardt: Wir haben die Situation, dass einige Fraktionen das Paket "Besser leben im Bischofshut" geschnürt haben, in dem viele wichtige Themen stecken. Aber es gibt auch weitere Themen, die von anderen politischen Kräften eingebracht werden. Deshalb brauchen wir ein Format, in dem man über alle diese Themen ergebnisoffen diskutieren kann. Ich glaube, dass die Fronten damit etwas aufbrechen. Das ist auch notwendig: Im Sommer hatten wir den Bürgerentscheid zur Talavera, der bekanntlich ein klares Ergebnis gebracht hat. Und auch vor dem Hintergrund des hohen Investitionsaufwandes für die beiden geplanten Parkhäuser ist es wichtig, die Dialogfähigkeit wiederherzustellen. In der ersten Sitzung ging es erst einmal darum, wie das funktionieren könnte und was die Themen sein sollten.

Um welche Themen wird es gehen?

Schuchardt: Das sind vor allem drei Punkte: Parken in der Innenstadt sowie im weiteren Stadtbereich und Park & Ride außerhalb des Stadtgebiets. In den nächsten Sitzungen werden wir uns diesen Themen widmen. Alle Fraktionen haben ihre Bereitschaft zum Austausch erklärt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir über den Punkt hinweg kommen, bei dem eine Idee nur deshalb abgelehnt wird, weil sie aus der falschen Ecke kommt. Wenn wir etwas gemeinsam und möglichst noch in dieser Wahlperiode leisten wollen, dann müssen wir zügig und lösungsorientiert arbeiten.

Und die Bereitschaft dazu haben Sie in der ersten Sitzung wahrgenommen? 

Schuchardt: Wahrgenommen habe ich eine Bereitschaft, ergebnisoffen miteinander zu reden.

Aber müsste diese Diskussion nicht öffentlich im Stadtrat geführt werden?

Schuchardt: Keine Frage, die Debatte muss auch öffentlich im Stadtrat geführt werden. Aber zunächst mal ist es wichtig, sich auf eine Agenda zu verständigen und darüber einen ergebnisoffenen Diskurs zu ermöglichen. Ich sehe das auch als eine vertrauensbildende Maßnahme – vor dem Hintergrund der Verkantung, wie wir sie im Stadtrat erlebt haben.

Was sind die Ursache dieser Verkantung?

Schuchardt: Da hat sicher auch Corona eine Rolle gespielt, die Pandemie begann ja zeitgleich mit der Kommunalwahl 2020. Viele Sitzungen fanden mit Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen statt. Lange Zeit gab es kaum die Möglichkeit, sich in der Sitzungspause mit politisch Andersdenkenden einfach mal auszutauschen. Das Atmosphärische gehört eben auch dazu: eine Kultur, des miteinander Sprechens und nicht nur des gegeneinander.

Neben dem Atmosphärischen gibt es aber deutliche inhaltliche Differenzen: beim Radverkehr, bei den Parkplätzen oder Einschränkungen für Autos in der Innenstadt unterscheiden sich die Vorstellungen enorm.   

Schuchardt: Natürlich haben Sie eine Politik und politische Grundstimmungen, die bestimmte Verkehrsmittelmittel oder bestimmte Vorhaben favorisieren. Das ist ja auch in Ordnung. Beim Bischofshut-Konzept ist dann ein breiter Kompromiss versucht worden – zwischen den beteiligten Kräften. Was man aber inzwischen feststellen konnte: Besser ist es, wenn die Themen noch mal breiter im Stadtrat verankert werden. Politik ist eben immer auch die Kunst des Konsenses und des Kompromisses, wobei es nicht um Beliebigkeit und faule Kompromisse geht.

Die Stimmung im Würzburger Stadtrat wirkte in den letzten Wochen und Monaten recht angespannt.
Foto: Benjamin Brückner | Die Stimmung im Würzburger Stadtrat wirkte in den letzten Wochen und Monaten recht angespannt.
Nehmen Sie im Stadtrat in bestimmten Fragen eine Blockadehaltung wahr?

Schuchardt: Im Frühjahr hatte ich schon diesen Eindruck, beispielsweise als ich gemeinsam mit Alexander Kolbow einen Kompromissvorschlag zu den Parkgebühren auf der Talavera gemacht hatte und das dann prinzipiell nicht goutiert wurde. Und wenn das CSU-Paket mit Vorschlägen zu Verkehr und Stadtentwicklung nicht mal zur Weiterverfolgung zugelassen wird, dann erleichtert das nicht unbedingt das Geschäft. Umgekehrt gibt es auch ein berechtigtes Interesse, dass das, was als Lösung erarbeitet wurde – Stichwort Parkhäuser Feggrube und Ludwigstraße – gründlich bewertet wird. Das ist auch legitim.

Aber manchmal scheinen auch persönliche Animositäten eine Rolle zu spielen: Wie kommen Sie mit dem angespannten Verhältnis zwischen Ihren beiden Stellvertretern Martin Heilig und Judith Jörg zurecht?

Schuchardt: Ich versuche da schon auszugleichen. Das geht nicht immer, auch in einem Stadtrat menschelt es. Das Besondere am Amt eines Oberbürgermeisters in Bayern ist ja, dass er zugleich Chef der Verwaltung und Sitzungsleiter im Stadtrat ist. Da muss man sich dann mal ein Stück zurücknehmen, andererseits aber auch eine Richtung prägen – und Mehrheiten für das politisch Machbare herzustellen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, entweder einen bestimmten Lösungsansatz zu verstärken oder, wenn es keine Mehrheiten gibt, zusammenzuführen.

Fühlen Sie sich dabei nicht auch Ihrer Fraktion verpflichtet?

Schuchardt: Als Oberbürgermeister, der direkt von der Bevölkerung gewählt wird, hat man eine andere Stellung als ein normales Mitglied des Stadtrates und ist auch nicht Mitglied einer Fraktion. Zudem habe ich auch eine eigene Meinung, die ich in den Diskurs einbringe. Nominiert worden bin ich ja außerdem nicht nur von der CSU, sondern auch von FDP und Bürgerforum, die ja Teil des Bischofshut-Bündnisses sind. Auch vor diesem Hintergrund besteht meine Hauptaufgabe darin, einen Ausgleich herzustellen. Das hat im Zweifel Vorrang vor der Parteizugehörigkeit. 

 
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  • schuema@web.de
    Gerade selbst erlebt, was Verkehrspolitik in WÜ bedeutet. Wenn man ein Auto ummelden will, bekommt man ENDE FEBRUAR erst einen Termin. Wenn man im Bürgerbüro nachfragt, heißt es nur Händler kriegen kurzfristig Termine, ansonsten sei das politisch gewollt!!!! Wie bitte?
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  • marent1@hotmail.de
    Herr Schuchardt ist nicht nur Sitzungsleiter und Chef der Verwaltung , sondern eben auch CDU Mitglied und dadurch der CSU sehr nahe. Diese erwartet natürlich von ihm Loyalität und Unterstützung, die er aber ja nicht öffentlich geben kann. Das ist doch ein Dilemma das sich gar nicht auflösen lässt, wie soll das gehen?? Deswegen wirken seine Vermittlungsversuche nach aussen auf mich immer eher halbherzig oder verzweifelt, weil er ja im Wort steht (und auch wiedergewählt werden will??) und gleichzeitig die beiden fast gleichgroßen Fraktionen vor sich hat.... Ich möchte da nicht in seiner Haut stecken!
    Dass sich Herr Heilig und Frau Jörg nicht verstehen, verstehe ich nicht... haben die sich nihct gegenseitig zum Amt verholfen? da sollte doch ein gewisser Konsens bestehen?
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  • Radler15402510
    Wenn man das ganze einfach nüchtern betrachtet, blockieren sich hier nicht 2 Fronten, sondern eine größere und eine kleinere Gruppe. Die kleinere Gruppe kann logischerweise gar nicht den Bischofshut blockieren.
    Ich habe die erwähnte Sitzung im Januar gesehen. Stadtrat Roth gab zu bedenken, das z.B. in der Feggrube bautechnisch schwierig wird das Parkhaus zu realisieren und man dann in einem Jahr neu diskutiert. Der Sprecher der Bürgerinitiative meinte auch, dass der ganzheitliche Ansatz eine gute Idee ist, aber das Konzept nicht im Detail ausgearbeitet ist. Wenn man dann, wie im Januar jede Anmerkung niederbügelt, mit dem Argument "wir haben hier die Mehrheit", kommt man natürlich genau dahin, wo wir jetzt sind.
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  • letsgo101
    Teil2: Man hätte ja die Möglichkeit gehabt den Willen der Bürger sofort anzuerkennen. Man wollte jedoch die Abstimmung der Würzburger. Man hat auch mit unlauteren Mitteln und Hilfe der Medien versucht die Stimmung zu drehen. Doch die Würzburger haben bei der Abstimmung gezeigt das man einen eigenen Willen hat und sich diesen nicht aufdrängen läßt ! Das Ergebnis war so etwas von eindeutig (über 75 % für den Bürgerentscheid) und ist als ordentliche Ohrfeige zu sehen ! Nach dem Entscheid konnte man schon einen Meinungsumschwung im Bündnis feststellen ! Wie die Diskussion um die Parkhäuser begann, die CSU sich die Bürgerinititive Talavera mit ins Boot holte, das einige Räte nicht mehr so die grünen Meinungen vertreten konnte. Aber es ist traurig das noch immer die Parteienkonkurenz herrscht und nicht die Sache(n) um die es geht. Aber so lange das anhält wird auch kein Konzept entstehen die alle Parteien mittragen werden.
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  • @letsgo101
    > Aber so lange das anhält wird auch kein Konzept entstehen die alle Parteien mittragen werden.

    Es gibt ein schlüssiges Konzept. Den Verkehrsentwicklungsplan 1993/95. Der wird gerade "geupdated". Nur: Einige wollen die Umsetzung nicht. Beispiel gefällig? "P+R an den Bahnhöfen nutzt nur der Stadt" Das ist fast O-Ton aus der Sitzung des IKA stadt.land.wue. Und daß die CSU mehrheitlich eine "Autofahrerpartei" ist ist kein Staatsgeheimnis.

    Mit Verlaub: Ihr habt den Schuß immer noch nicht gehört. Bürgerentscheid hin oder her.
    Sorgt lieber dafür, daß der Landkreis nicht ständig ÖPNV-Maßnahmen torpediert - wie zuletzt den oben genannten.

    A propos Bürgerentscheid: Die "Talavera muß kostenlos bleiben"-Fraktion hat ja mit gezinkten Karten, faulen Argumenten, geködert: "Die Teilzeitangestellte muß 9 Euro zahlen!" Blöde nur, daß genau das ja nicht stimmt. Bei 60 Cent / halbe Stunde komme ich bei 5 Stunden auf sechs Euro. Oder behauptet hier jemand ich wäre zu doof zum Rechnen?
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  • Radler15402510
    In einem Artikel bei der Mainpost steht der Begründungstext. Da steht diese Aussage nicht drin.
    Finde auch nichts, dass diese Initiative von Teilzeitkräften geredet hat.
    Aber sie können gerne die Antwort auf den Sanstsgabrief von Martín Heilig in dieser Zeitung lesen.
    Der Techniker ohne weg zur Arbeit und ohne Pause.
    Ach ja, die durchschnittlichen Arbeitsstunden, die er als Basis nimmt, sind aus dem Coronajahr 2020.
    soviel zu ihrem Beitrag.
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  • Radler15402510
    *er rechnet ohne weg zur Arbeit und ohne Pause
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  • letsgo101
    Oh da wird aber so was von widersprochen ! Wenn es ein schlüssiges Konzept gibt warum wird das nicht umgesetzt ? Um so ein ÖPNV-System wirksam zu betreiben muß die Taktung und auch der Preis passen. Aus dem Landkreis ist das aber nicht ein Problem von der Stadt ! Das die Talavera kostenlos bleiben soll ist nicht nur den Pendlern geschuldet. Hier gibt es viele Anwohner und Anlieger die auch einen Parkplatz benötigen. Der Bürgerentscheid war ja eine Abstimmung der Bewohner Würzburgs und nicht der Landkreis-Bewohner ! Für die Anlieger, für die ein Anwohnerparkschein erworben werden muß sollte es dann auch einen Parkplatz geben ! Wer mit falschen Karten gespielt hat ist ja eindeutig, das Ratsbegehren hat ja mit Allem gespielt nur nicht mit der Talavera ! Man hat ja damit gedroht nur eine City-Zone einzuführen wenn die Bewirtschaftung der Talavera kommen würde ! Also xyz12 einmal die Füsse still halten und bei der Wahrheit bleiben !
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  • letsgo101
    Ich würde die Geschichte Stadtrat etwas anders beurteilen. Nach der Wahl war die Enttäuschung gross, als Grüne, nicht die Mehrheit im Rat zu haben. Ebenso die OB-Wahl, die H. Heilig nicht gewinnen konnte. Dies hat man ja auch gemerkt,wo H.Heilig alleine bestimmen wollte und vom OB seine Rüge erhielt. Im Stadtrat hat man schnell versucht eine Stimmen-Mehrheit herzustellen. Dies hat man mit dem Bündnis " Besser leben im Bischofshut " erreicht. Doch das Thema Bewirtschaftung der Talavera hat das Bündnis auf eine Probe gestellt. Schließlich haben die Bürger dann ein Bürgerbegehren ins Leben gerufen und gezeigt das es so nicht geht ! Das Bürgerbegehren hat schon Online eine große Unterstützung erfahren, das aber Bürgermeister Heilig ignoriert hat. Das Bürgerbegehren hatte mehr als nötig Unterschriften geliefert und wurde so vom Stadtrat zum Bürgerentscheid angenommen. Jedoch haben der Zusammenschluss der Parteien gemeint ein Ratsbegehren dagegen stellen zu müssen .
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