
Als eine Frau, "die Kultur liebt und lebt" hat diese Redaktion Kathrin Jacobs bei ihrer Einführung als Kulturamtsleiterin der Stadt Würzburg im Jahr 2019 bezeichnet. Drei Jahre sind seitdem nun vergangen, drei Jahre, die geprägt waren durch die Pandemie. Kultur lebt Jacobs noch immer, doch ab nächsten Jahr nicht mehr in Würzburg. Jacobs verkündete nun, dass sie die Stadt bis zum Ende des Jahres verlassen wird. Was die Gründe sind, welche Lehren sie aus der Zeit in Würzburg zieht und was sie bewirken konnte, erklärt sie im Gespräch.
Kathrin Jacobs: Meine Zeit in Würzburg war natürlich geprägt von der Pandemie, womit zuvor keiner rechnen konnte. Gerade in dieser Zeit waren wir sehr aktiv im Bereich Kulturförderung, was sehr interessant und spannend war. Aber jetzt neigt sich die pandemische Zeit dem Ende zu und ich habe bemerkt, dass ich Lust bekommen habe, ein Haus selber zu bespielen. Organisatorisch macht das in Würzburg der Fachbereich Kultur nicht, wir machen Einzelveranstaltungen, bespielen aber kein eigenes Haus. Nun hat sich die Chance für mich ergeben, in einer anderen, kleineren Stadt genau das zu machen. In Germering bei München geht die Leiterin einer renommierten Stadthalle in den Ruhestand. Da habe ich mich dazu entschieden, dort ab nächsten Jahr anzufangen.
Jacobs: Ich habe hier unheimlich viel lernen können. In den letzten drei Jahren habe ich mich so intensiv mit der freien Szene und der Kulturförderung beschäftigt, wie noch nie. Ich habe mich nochmal ganz viel über die Bedürfnisse und Bedarfe von freien Künstlern und Kulturinstitutionen, die eben nicht städtisch oder staatlich gefördert werden, informieren können und mich in deren Lage reinversetzen können. Das war sehr spannend und sehr interessant gerade in dieser Notlage, in der sich viele befanden. Natürlich war das durchaus herausfordernd, aber ich denke, dass wir das ganz gut gewuppt haben.
Ansonsten kann ich sagen, dass Corona zwar schwierig war, aber durchaus auch neue Experimentierräume geschaffen hat. Ein Beispiel ist das Kulturpicknick, das wir als Ersatz zum ausgefallenen Hafensommer initiiert haben. Was in Würzburg außerdem interessant ist, ist die Erinnerungskultur: 1700 Jahre jüdisches Leben oder den DenkOrt Deportationen als Beispiele zu nennen. Da nehme ich sehr viel mit.
Jacobs: Nein, ganz und gar nicht. Die Stadt hat ein unheimlich engagiertes Bürgertum, was bereit ist, sich für die Kultur und kulturelle Entwicklungen zu engagieren. Vieles wird hier auf ehrenamtlicher Basis getragen, was toll ist und sehr praxisnah. Kultur wird hier nicht als etwas Elitäres gelebt, sondern es geht in die Breite rein und hat einen soziokulturellen Aspekt. Das hat mich sehr beeindruckt.
Jacobs: Wir haben insofern etwas bewegen können, dass die Coronazeit dazu geführt hat, dass wir ohnehin den Handlungsdruck hatten, der freien Szene zu helfen. Wir können als Stadtgesellschaft stolz sein, denn ich denke, dass die freie Szene und wir als Verwaltung ganz gut durch die Krise gekommen sind. Immerhin haben wir eine halbe Million Euro zusätzliche Gelder bekommen, um der freien Szene zu helfen. Das ist schon enorm, wenn man bedenkt, dass in anderen Städten die Kulturetats gekürzt worden sind. Man darf sich jedoch nichts vormachen und denken, dass diese Mittel gereicht haben, um sämtliche Institutionen zu retten. Doch es hat der freien Szene signalisiert, dass wir an ihrer Seite stehen. Da kann ich nur appellieren, das in den nächsten Jahren noch im Blick zu behalten, denn die schwierigen Zeiten sind noch nicht vorbei.
Jacobs: Schwierig zu sagen. Ich denke aber, die vielen runden Tische als die Coronazeit anfing und wir überlegen mussten, wie und wann und unter welchen Bedingungen es nun weitergeht. Das hat die Jahre sehr geprägt.
Jacobs: Es wäre altklug, wenn ich jetzt irgendwelche großen Empfehlungen machen würde. Ich fang ja nun auch an anderer Stelle wieder neu an und denke mir, dass es immer gut ist, zunächst einmal anzukommen, sich die Situation vor Ort anzuschauen und dann zu überlegen, was man ändern möchte und sollte. Doch ich glaube, dass diejenigen, die sich auf diese Stelle bewerben, das ohnehin gut wissen, die brauchen diese Ratschläge nicht (lacht).
Von Kultur-Geld-Gräbern haben wir in Würzburg wirklich genug. Da muss gespart werden.
Ob das die Welt braucht ?
Ob das alles die Welt braucht