
Seit knapp zwei Monaten ist sie nun im Amt: Kathrin Jacobs trat in die Fußstapfen von Sybille Linke und ist die neue Leiterin des Kulturamts der Stadt Würzburg. Aber auch privat ist sie eine echte Kulturliebhaberin. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Affinität zum Kulturwesen, lässt den ersten Sommer in Würzburg Revue passieren und erklärt, weshalb Würzburg mehr Geld in die Kultur investieren sollte.
Kathrin Jacobs: Das stimmt. Aufgrund der Vielfalt, die sich in der kommunalen Arbeit ohnehin stellt, kommt es mir zu Gute, dass man gute Vergleichsmöglichkeiten hat und überall etwas mitnehmen kann. Das macht es einfacher, verschiedene Positionen zu verstehen. Es ist gut, dass man mal im Theater gearbeitet hat, oder mal im Museum – so kann man nachvollziehen, was es überhaupt heißt, beispielsweise eine Ausstellung zu organisieren oder ein Theaterstück zu produzieren.
Jacobs: Ich bin tatsächlich reingewachsen. Meine Eltern haben mich immer gefördert und gefordert, angefangen mit der musikalischen Früherziehung in der Musikschule, wo ich Klavier und Saxophon gelernt habe. In der Schule waren dann Kunst und Deutsch meine Lieblingsfächer. An der Uni musste man eine Aufnahmeprüfung mit Mappe machen und das hat glücklicherweise im ersten Anlauf sofort geklappt. Und so waren dann die Weichen für den Kulturbetrieb gestellt. Ob ich dann in der kommunalen Kulturarbeit oder in der praktischen Arbeit lande, das war natürlich zum früheren Zeitpunkt noch nicht klar. Aber dass es irgendwas mit Kultur wird, das war mir schon früh bewusst.
Jacobs: Kultur bedeutet alles für mich. Kultur ist meine Arbeit, aber gleichzeitig auch mein Hobby. Das hat manchmal seine Tücken, weil der Berufsalltag vom Privaten oft schwer zu trennen ist. Aber Kultur ist meine absolute Leidenschaft in allen Bereichen.
Jacobs: Die gibt es. Allerdings gebe ich ganz bewusst keine Auskunft darüber, weil fälschlicherweise geglaubt wird, dass private Interessen Einfluss auf berufliche Entscheidungen haben. Gerade im Kulturamt, wo man einen breiten Bereich bedient, ist es wichtig, unabhängig zu sein.
Jacobs: Erst einmal sehr positiv. Ich sehe Würzburg als absolut quicklebendige und sehr junge, dynamische Stadt an. Ich bin beeindruckt von der Kulturszene hier vor Ort, die aus teilweise schwierigen Bedingungen tolle Ergebnisse erzielt. Doch das ist auch der Punkt, an dem ich ein bisschen Salz in die Wunde streuen muss. Die Bedingungen hier in Würzburg entsprechen zum Teil nicht mehr den aktuellen Standards. Insbesondere bei der Raum- und Etat-Situation sind wir ausbaufähig.
Jacobs: In den vergangenen Wochen hatte ich die Möglichkeit, mich in anderen Städten umzuschauen. Unter anderem war ich ein paar Tage in Würzburgs Partnerstadt Dundee in Schottland und habe mir das wunderbare Victoria and Albert Museum angeschaut, welches für 70 Millionen Euro neu gebaut worden ist. Im globalen Wettbewerb muss man sagen, dass Würzburg zu wenig Geld in die Kultur investiert. Es wird immer darüber gesprochen, dass man mehr Geld in Bildung investieren möchte. Ich wünsche mir, dass das endlich getan wird und dass man dort auch nicht kleckert, sondern endlich mal klotzt.
Jacobs: Ich bin natürlich nicht die Politik, im Endeffekt müssen dies die politischen Entscheidungsträger bestimmen. Ich sehe es aber als meine Aufgabe an, die Kulturszene mit dem Kulturamt zusammen zu schließen und deutlich zu machen, dass auch wir Bedürfnisse haben, um eine vernünftige Kulturszene bilden zu können. Das geht nicht umsonst, also muss man investieren. Nichtsdestotrotz bin ich guter Hoffnung, vor allem wegen unseres Kulturreferenten und unseres sehr ambitionierten Oberbürgermeisters.
Jacobs: Nein, noch nicht. Aber mir sind schon einige Dinge aufgefallen. Beispielsweise, dass Würzburg, als eine Stadt mit einer Hochschule für Musik, keinen großen städtischen Musiksaal hat. Da können wir, glaube ich, noch mehr tun. Und auch bei Ateliers oder Bandprobenräumen kann die Raumsituation noch deutlich verbessert werden.
Jacobs: Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Kulturarbeit ist sehr saisonal geprägt. Das heißt, in der Zeit, in der wir zum Beispiel den Hafensommer machen, sieht die Arbeit ganz anders aus, als in der Zeit, in der Haushaltsanmeldungen anstehen. Ich muss mindestens ein Jahr durchlaufen, um eine ungefähre Gewichtung nennen zu können. Ich denke, in einem gut geführten Kulturamt sollte die Verwaltungsarbeit nicht zu groß sein – aber auch nicht zu klein. Ich sehe uns in gewisser Weise als Schnittstelle und Sprachrohr der Kulturszene in die Verwaltung und Politik hinein.

Jacobs: Die beiden Städte sind in vielen Bereichen schwierig zu vergleichen: das Eine ist eine Kleinstadt in einer eher ländlichen Region, das Andere eine Universitätsstadt. So gibt es auf der einen Seite in Würzburg ganz andere Möglichkeiten, auf der anderen Seite muss die Stadt aber auch einen ganz anderen Anspruch an sich selbst stellen. Neuburg ist im Verhältnis zu der Stadtgröße sicherlich gut bestückt was Räumlichkeiten, Institutionen und Etat angeht. Hat aber andererseits nicht diese freie Kulturszene und die vielfältigen Initiativen, die Würzburg hat.
Jacobs: Ehrlich gesagt war der Umzug nach Würzburg ein Blindflug für mich. Ich kannte die Stadt im Vorfeld nicht wirklich, habe nur während der Vorstellungsgespräche einen kleinen Eindruck gewinnen können. Ich habe aber den Vorteil, dass ich ohne Kinder relativ frei entscheiden kann, wo ich hingehen und was ich machen möchte. Ich habe keine Verpflichtungen und kann so die Dinge ausprobieren, ohne dass ich im Detail weiß, was auf mich zukommt. Ich war sehr überrascht, auf wie viel Liebenswürdigkeit ich hier getroffen bin. Vorab wurde mir gesagt, dass die Franken etwas griesgrämig und nicht sehr extrovertiert seien. Das kann ich absolut nicht bestätigen, die Menschen hier sind offen, herzlich und ich habe mich sofort gut aufgenommen gefühlt. Vielleicht liegt das aber auch an der Szene, in der ich mich hauptsächlich bewege.