Mit der Erneuerung der ältesten von insgesamt drei Ofenlinien hat vor wenigen Wochen die erste Generalsanierung in der 35-jährigen Geschichte des Würzburger Müllheizkraftwerks (MHKW) begonnen. Bis Ende 2020 fehlt deshalb ein Viertel der Verbrennungskapazität. 30 Millionen Euro kostet die Maßnahme. Derweil beschäftigt den Betreiber der Anlage, den Zweckverband Abfallwirtschaft, ein weiteres Zukunftsthema: Was soll mit dem Klärschlamm aus dem Verbandsgebiet passieren, wenn der Gesetzgeber ab 2029 zumindest für die größeren Anlagen eine Rückgewinnung des darin enthaltenen Phosphats vorschreibt?
Neben der Stadt Würzburg gehören die Landkreise Würzburg und Kitzingen dem Zweckverband an. Außerdem wird in Würzburg Hausmüll aus drei mittelfränkischen und einem baden-württembergischen Landkreis verbrannt. Auf bis 240 000 Tonnen jährlich sind die Kapazitäten der drei Ofenlinien ausgelegt. Die tatsächliche Abfallmenge betrug im vergangenen Jahr knapp 220 000 Tonnen, wie der Geschäftsleiter des Verbands, Alexander Kutscher, in der jüngsten Verbandsversammlung mitteilte.
Strom und Wärme aus Müll
Nur 170 000 Tonnen davon stammten wirklich aus dem Haus- und Sperrmüll. 40 000 Tonnen waren Gewerbeabfälle zur thermischen Verwertung. Das MHKW gewinnt aus dem Müll Wärme und Strom. 59,5 Millionen Kilowattstunden Wärme wurden im vergangenen Jahr ins Nahwärmenetz der Stadt Würzburg eingespeist, 89,5 Millionen Kilowatt Elektrizität ins öffentliche Stromnetz. Die dadurch erzielte CO2-Einsparung gegenüber konventionellen Kraftwerken beziffert der Verband auf 41 500 Tonnen.
Seit Frühsommer läuft der Ausbau der alten Verbrennungslinie. Im Herbst soll die Montage des neuen Ofens und der zugehörigen Filteranlagen beginnen. Er habe den gleichen Durchsatz wie sein Vorgänger, weise aber eine höhere Energienutzung und eine verbesserte Abgasreinigung auf, so der technische Leiter der Anlage, Werner Grüttner. Die Demontage sei planmäßig verlaufen und auch für den weiteren Bauablauf sei derzeit nicht mit Verzögerungen zu rechnen.
Engpass für Gewerbeabfälle
Folgen hat der sanierungsbedingte Kapazitätsengpass vor allem für die gewerblichen Entsorger, die sich für ihre Abfälle in den kommenden eineinhalb Jahren eine andere Müllverbrennungsanlage suchen mussten. Hausmüll aus den angeschlossenen Landkreisen wird weiterhin verbrannt. Weil auch an den verbleibenden Anlagen Revisionen fällig sind und ungeplante Störungen auftreten können, hat der Zweckverband vorgesorgt. Neben Hilfsvereinbarungen mit benachbarten Verbrennungsanlagen zählt dazu auch die Zwischenlagerung von Hausmüll auf einem bestehenden Deponiestandort im Landkreis Ansbach und der Reststoffdeponie im Ochsenfurter Stadtteil Hopferstadt.
Dazu soll auf dem Hopferstadter Deponiegelände eine Fläche asphaltiert und überdacht werden, um bis zu 7500 Tonnen Hausmüll zwischenlagern zu können. Um eine Selbstentzündung auszuschließen, wird der Müll vorher zu Ballen gepresst und in Kunststofffolie verpackt. Der Ochsenfurter Stadtrat hatte im Mai Bedenken hinsichtlich einer Grundwassergefährdung geltend gemacht, falls es doch zu einem Brand kommt und Löschwasser aus der Deponie austritt. Inzwischen liegen die erforderlichen Genehmigungen größtenteils vor, so Helmut Schenk, zuständig für den Deponiebetrieb. Voraussetzung dafür war die Umsiedlung von Zauneidechsen, die auf dem betroffenen Deponieabschnitt vorkommen.
Phosphatdünger aus Klärschlamm
Offen bleibt, ob der Zweckverband in die Verbrennung von Klärschlamm einsteigt. Seit 2016 befasst sich der Verband mit dieser Frage, nachdem der Gesetzgeber ab 2029 eine Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm vorschreibt. Der für die Landwirtschaft unentbehrliche Dünger stammt bislang vorwiegend aus natürlichen Vorkommen in Afrika und Asien und könnte zu hohen Anteilen aus Klärschlammasche rückgewonnen werden. Das setzt aber eine Verbrennung des Klärschlamms, getrennt vom übrigen Müll in einer eigens konzipierten Anlage voraus.
Wie eine vom Zweckverband in Auftrag gegebene Studie ergeben hat, wäre im Würzburger MHKW noch Platz für eine Klärschlamm-Linie. Die jährliche Mengenuntergrenze für einen wirtschaftlichen Betrieb läge demnach bei 50 000 Tonnen. Im Mai hatten Mitglieder des Zweckverbands und Vertreter großer Kläranlagen aus dem Verbandsgebiet eine Informationsfahrt nach Ulm und Zürich unternommen, wo bereits Monoverbrennungsanlagen mit guten Erfahrungen betrieben werden.
Landrat Nuß favorisiert Kooperation mit Schweinfurt
Der Würzburger Landrat Eberhard Nuß, der derzeit den Vorsitz im Zweckverband innehat, favorisiert stattdessen eine Kooperation mit dem Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS), wo derzeit ebenfalls Überlegungen zum Bau einer Klärschlamm-Monoverbrennung angestellt werden, die einen der bestehenden Kohlekessel ersetzen soll. Nach ersten Gesprächen mit Verantwortlichen von GKS und Stadt Schweinfurt laufen derzeit Untersuchungen über die Vor- und Nachteile einer Kooperation, die im Herbst zu einer Entscheidung führen sollen, so Geschäftsleiter Alexander Kutscher.