Jahrelang musste man im Würzburger Müllheizkraftwerk (MHKW) Kapazitätseinbußen aufgrund von Reparaturen und Stillstandszeiten beklagen. Jetzt, wo die Erneuerung der ersten von drei Ofenlinien unmittelbar bevorsteht, spielen die Anlagen wieder mit. Das Ergebnis: ein um 15 000 Tonnen höherer Jahresdurchsatz, verglichen mit 2017. An den Sanierungsplänen wird deshalb natürlich nicht gerüttelt.Die Ofenlinie aus dem Jahr 1984 wird durch eine neue ersetzt. Im Juli sollen die Arbeiten an dem 30-Millionen-Euro-Projekt beginnen.
In der jüngsten Sitzung des Zweckverbands Abfallwirtschaft ging es unter anderem um die Konsequenzen aus der rund zweijährigen Bauphase. Weil eine der drei Ofenlinien nicht zur Verfügung steht, muss Müll an anderen Anlagen verbrannt oder in Zwischenlagern gebunkert werden. Für den ersten Fall besteht eine Kooperation mit benachbarten Müllverbrennungsanlagen. Man hilft sich aus, auch während den normalen Revisionsphasen. Für den zweiten Fall ist unter anderem ein Zwischenlager in der Reststoffdeponie Hopferstadt geplant, wie Geschäftsleiter Alexander Kutscher und sein Stellvertreter Helmut Schenk ausführten.
Verbrennung von Gewerbeanfällen eingeschränkt
Gleichzeitig wird die thermische Verwertung von Gewerbeabfällen stark eingeschränkt. Vornehmlich soll während der Bauphase Hausmüll aus dem Verbandsgebiet, also aus Stadt und Landkreis Würzburg und dem Landkreis Kitzingen, sowie aus den vier Landkreisen in Mittelfranken und Schwaben, mit denen der Zweckverband langfristige Verträge hat, verbrannt werden.
Bis zu 7500 Tonnen Hausmüll sollen während der Bauzeit in Hopferstadt in einer offenen Halle zwischengelagert werden können, um später im MHKW verbrannt zu werden. Der Müll wird zu Ballen gepresst und in Folie verpackt. Dass es, wie in den 1980er Jahren zu einer Selbstentzündung des lose gelagerten Mülls kommt, sei dadurch ausgeschlossen. Im Moment läuft das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt, so Helmut Schenk.
Reststoffdeponie Hopferstadt soll weiter ausgebaut werden
Die Deponie in Hopferstadt beschäftigt den Zweckverband auch in anderer Hinsicht. Bislang sind erst zwei der ursprünglich geplanten vier Verfüllabschnitte ausgebaut. Die Stadt Ochsenfurt und die beiden in der Stadt ansässigen Brauereien hatten gegen den weiteren Ausbau geklagt. Nachdem Reststoffe und Filterstäube inzwischen auf anderen Wegen entsorgt wurden und das Deponievolumen nicht mehr gebraucht wurde, ruht das Verfahren seit 2007 vor dem Verwaltungsgerichtshof und damit auch das Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Unterfranken.
Der Zweckverband hat jetzt eine Fortführung beantragt und will das Genehmigungsverfahren abschließen. Der Grund: Inzwischen ist Deponieraum für andere belastete Abfälle knapp geworden, etwa belasteten Straßenaufbruch, der ebenfalls auf der Reststoffdeponie entsorgt werden könnte. Die Sickerwasser, die aus der Deponie austreten - 2018 über 3000 Kubikmeter - werden gesammelt und in der Großkläranlage Würzburg gereinigt. Um Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, sollen auch mit Kläranlagen in Winterhausen und Kitzingen Entsorgungsvereinbarungen geschlossen werden.
Strom und Fernwärme aus Müll
Mit 212 000 Tonnen wurden im vergangenen Jahr aufgrund der guten technischen Bedingungen rund 7,5 Prozent mehr Müll verbrannt als 2017, so Alexander Kutscher in seinem Jahresbericht. Entsprechend stieg auch die Menge der daraus erzeugten Fernwärme auf 59,5 Millionen Kilowattstunden. Die Strommenge, die über den Eigenverbrauch hinaus ins öffentlich Netz eingespeist wurde, betrug 89,5 Millionen Kilowattstunden. Damit werden rund 70 Prozent der im Müll enthaltenen Heizenergie genutzt, deutlich mehr als der EU-Gesetzgeber vorschreibt.
Vorläufig auf Eis gelegt wurden die Überlegungen zum Bau einer weiteren Ofenlinie für die Monoverbrennung von Klärschlamm. Nachdem der Gesetzgeber künftig eine Rückgewinnung des im Klärschlamm enthaltenen Phosphats fordert, waren die Pläne aufgegriffen worden. Inzwischen beschäftige sich auch das Großkraftwerk Schweinfurt (GKS) mit dem Bau einer entsprechenden Anlage, die in der Lage wäre, Klärschlamm aus dem Raum Würzburg aufzunehmen, so Kutscher.
Gemeinsame Klärschlammverbrennung in Schweinfurt
Gespräche mit dem Schweinfurter Oberbürgermeister über eine Kooperation haben bereits stattgefunden und sollen weitergeführt werden, wenn das GKS im Herbst ein technisches Konzept vorgelegt hat. Der Würzburger Landrat und derzeitige Vorsitzende des Zweckverbands, Eberhard Nuß, macht keinen Hehl daraus, dass er eine Kooperation mit Schweinfurt vorziehe, allein schon wegen der Nachbargemeinden Gerbrunn und Rottendorf, die einen weiteren Ausbau des MHKW kritisch betrachten.