Seit 35 Jahren wird der Hausmüll aus Würzburg und den Landkreisen Würzburg und Kitzingen im Müllheizkraftwerk (MHKW) auf dem Würzburger Faulenberg verbrannt. Seitdem sind auch die beiden ältesten der drei Ofenlinien in Betrieb. Doch dieser Betrieb läuft seit langem nicht mehr rund. Jahr für Jahr mehren sich die Zeiten, in denen einer der Öfen wegen Reparaturen abgeschaltet werden muss. Die erste der drei Ofenlinien soll deshalb im neuen Jahr vollständig erneuert werden. Die Vorbereitung auf die rund 30 Millionen Euro teure Investition laufen bereits seit Jahren.
Der Zweckverband Abfallwirtschaft (ZVAWS) war Anfang der 1980er Jahre eigens für den Bau und Betrieb des MHKW gegründet worden. Mit zwei Ofenlinien und einer jährlichen Verbrennungskapazität von 120 000 Tonnen ging die Anlage 1984 in Betrieb. Als eine der ersten ländlichen Regionen in Bayern setzten Würzburg und Kitzingen damals auf die Verbrennung als Alternative zur damals noch üblichen Deponierung. Auch wegen der gleichzeitigen Gewinnung von Strom und Fernwärme galt die Anlage als beispielhaft.
1998 kamen eine weitere Ofenlinie mit einer Jahresleistung von 120 000 Tonnen und eine moderne Rauchgasreinigung hinzu. Heute verbrennt das MHKW rund 200 000 Tonnen Abfälle pro Jahr. Das Gros von knapp 160 000 Tonnen macht der private Hausmüll aus dem Verbandsgebiet, drei mittelfränkischen Landkreisen und dem schwäbischen Ostalbkreis aus. Der Rest besteht überwiegend aus Gewerbeabfällen zur energetischen Verwertung.
Störungen und Stillstandszeiten nahmen zu
An den technischen Anlagen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten nichts mehr grundlegend verändert, außer dass sie mit den Jahren gealtert sind und immer störanfälliger wurden. Allein im Jahr 2017 stiegen die Repartur- und Unterhaltskosten nach Angaben der Zweckverbands auf 7,2 Millionen Euro. 2015 wurde deshalb ein mehrstufiges Sanierungskonzept beschlossen. Im Abstand von mindestens fünf Jahren sollen die drei Ofenlinien schrittweise erneuert werden. Die erste Stufe ist derzeit in der Planung.
Mitte des abgelaufenen Jahres hat die Zweckverbandsversammlung dazu den Kontruktionsauftrag erteilt, berichtet Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Die Ausschreibung dazu hatte der Zweckverband bewusst offen formuliert, um den Konstrukteuren Spielraum zu geben, auch neuere Verfahren einzusetzen. Trotzdem blieb es weitgehend beim bewährten Grundprinzip. Auch der Mülldurchsatz von bis zu zehn Tonnen pro Stunde oder 60 000 Tonnen jährlich entspricht der Altanlage. "Die neue Anlage bleibt vollkommen im bestehenden Rahmen", versichert Kutscher.
Das Verfahren bleibt gleich
Der Müll wird auf einen Rost gekippt, auf dem er langsam in die Feuerungszone bewegt und dabei verbrannt wird. Die heißen Rauchgase werden durch ein System von Zügen geführt, in dem sie einerseits ihre Wärme an den Wärmetauscher abgeben, andererseits ähnlich wie in einem modernen Diesel-Katalysator von Stickoxiden befreit werden. Anschließend passieren sie mehrere Gewebefilter, in denen über die Filterstäube nahezu alle im Abgas enthaltenen Schwermetalle abgeschieden werden.
Die Filterstäube werden später zur Verfüllung alter Kalibergwerk-Stollen verwendet. Die verbleibende Verbrennungsschlacke, immerhin rund ein Viertel der ursprünglichen Müllmenge, wird weiter aufbereitet. Jährlich werden daraus rund 2300 Tonnen Eisen und Stahl, sowie 1000 Tonnen Nichteisenmetalle zurückgewonnen und recycelt.
Im November hat Geschäftsleiter Alexander Kutscher den benachbarten Gemeinden Gerbrunn und Rottendorf in einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung die geplanten Veränderungen erläutert, auch um Bedenken gegen die geplante Maßnahme zu zerstreuen. Der stündliche Mülldurchsatz entspricht dem der alten Ofenlinie. Durch den technischen Fortschritt und die bessere Ausnutzung der Abgaswärme steigt die Leistung von 27,9 auf 29,2 Megawatt und in gleichem Ausmaß auch die Ausbeute an Strom und Fernwärme. Die Gewebefilter werden ebenfalls um das Eineinhalbfache größer und dem heutigen Stand der Technik angepasst. Dadurch werden die Abgase noch besser gereinigt, verspricht Kutscher.
Im Moment läuft das Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Unterfranken. Alexander Kutscher geht davon aus, dass es bis März abgeschlossen sein wird. Im April will der Zweckverband den Werkauftrag vergeben. Der Baubeginn ist für Juli geplant. Ende 2020 soll die erneuerte Ofenlinie wieder in Betrieb gehen. Die geschätzten Gesamtkosten: rund 30 Millionen Euro.
MHKW nimmt weniger Gewerbeabfälle an
Während dieser Bauphase stellt die fehlende Verbrennungskapazität von rund 5000 Tonnen im Monat die größte Herausforderung für den MHKW-Betreiber dar, sagt der Geschäftsleiter. Die Entsorgungssicherheit für die angeschlossenen Städte und Landkreise müsse auf jeden Fall aufrecht erhalten werden. Und schließlich sei auch bei den verbleibenden beiden Ofenlinien mit Stillstandszeiten zu rechnen. Den gewerblichen Entsorgern hat der Zweckverband deshalb vorsorglich mitgeteilt, dass Gewerbeabfälle während der Sanierungsphase nur in stark eingeschränktem Maße verwertet werden können.
Außerdem steht in Aurach im Landkreis Ansbach eine Deponiefläche zur Verfügung, auf dem zu Ballen gepresster Müll zeitweise zwischengelagert werden kann. Ein solches Ballenlager will man auch auf der Reststoffdeponie in Hopferstadt einrichten. Der Müll wird dazu, ähnlich wie Heu auf den Feldern, zu runden Ballen gepresst und in Kunststofffolie verpackt. Vor dem Bau der dritten Ofenlinie war in Hopferstadt Müll lose zwischengelagert worden. Dabei kam es hin und wieder zu Bränden auf der Deponie. Durch das Verpressen und Verpacken der Abfälle sei diese Gefahr nicht mehr gegeben, so Alexander Kutscher.
Müll-Zweckverbände helfen sich aus
Letzte Sicherheit, dass der Müll dem Würzburger MHKW nicht über den Kopf wächst, bringt schließlich die Kooperation mit benachbarten Müllverbrennungsanlagen in Schweinfurt, Schwandorf und Ingolstadt. Seit Jahren gibt es Aushilfevereinbarungen, in denen sich die Zweckverbände verpflichtet haben, sich übergangsweise auszuhelfen und Müll der Nachbarverbände anzunehmen.
Offen bleibt, wie es mit dem Müllheizkraftwerk nach der geplanten Wiederinbetriebnahme der Ofenlinie im Januar 2020 weitergeht. Nach dem Stufenplan sollte dann die Vorbereitung für die Erneuerung der zweiten Linie beginnen. Alexander Kutscher will aber nichts überstürzen.Die Entsorgungswirtschaft sei starken wirtschaftlichen und gesetzgeberischen Veränderungen unterworfen, auf die man flexibel reagieren müsse. Da lohne es sich, mit einer Entscheidung noch abzuwarten.