Noch raucht der Schlot des Würzburger Müllheizkraftwerks (MHKW) unverdrossen. Doch die Zeiten, in denen mindestens einer der drei Öfen stillsteht, häufen sich seit Jahren. Stufenweise soll das MHKW deshalb in den kommenden Jahren generalsaniert werden. Als ersten Schritt bereitet man sich derzeit auf die Erneuerung der ältesten von insgesamt drei Ofenlinien vor. Der geschätzte Kostenaufwand: 30 Millionen Euro.
Für die angeschlossenen Haushalte soll die Beseitigung ihres Restmülls dadurch nicht teurer werden. Es steht aber auch die Frage nach einem grundlegend neuen Anlagenkonzept im Raum – Stichwort: Klärschlammverbrennung. Und auch die Reststoffdeponie in Hopferstadt könnte aus ihrem seit Jahren andauernden Dornröschenschlaf gerissen werden.
Dem Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Würzburg, der das MHKW betreibt, gehören die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg und Kitzingen an.
Darüber hinaus wird auf Basis langjähriger Verträge Hausmüll aus den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, dem schwäbischen Ostalbkreis sowie aus Bad Kissingen in Würzburg verbrannt. Insgesamt rund 155 000 Tonnen im Jahr. Hinzu kommen knapp 64 000 Tonnen Gewerbeabfälle. Gewonnen werden daraus knapp 90 Millionen Kilowattstunden Strom und 58 Millionen Kilowattstunden Fernwärme, die ins Netz der Würzburger Stadtwerke eingespeist wird.
In der jüngsten Zweckverbandsversammlung konnte Geschäftsleiter Alexander Kutscher auf ein ruhiges Geschäftsjahr 2018 vorausblicken, wie er im anschließenden Pressegespräch erläuterte. Die Verbrennungskosten, die die Verbandsmitglieder umgerechnet pro Tonne Hausmüll zahlen müssen, bleiben bei rund 80 Euro konstant. Im bundesweiten Vergleich zähle das MHKW somit zu den wirtschaftlichsten Anlagen, so Kutscher.
Was den Betreibern seit Jahren schon schmerzt, sind die steigenden Stillstandszeiten aufgrund technischer Störungen. Sie werden mit dem Alter der Anlagen begründet und haben zur Folge, dass Müll teuer in benachbarten Anlagen verbrannt oder zwischengelagert werden muss. Die ersten beiden Ofenlinien gingen 1984 in Betrieb. Eine davon soll ab 2020 erneuert werden.
Für die geplante 30-Millionen-Euro-Investition hat der Zweckverband bereits vorgesorgt und über Jahre hinweg Rücklagen gebildet. Der neue Ofen könnte vollständig aus Eigenmitteln bezahlt werden, sagt Geschäftsleiter Kutscher. Wirtschaftlich sinnvoller sei es, die günstige Lage auf dem Zinsmarkt zu nutzen, und einen Teil über Kredite zu finanzieren.
Nachdem der Verband schuldenfrei war, wurde bereits im laufenden Jahr eine Kreditaufnahme von 3,8 Millionen Euro eingeplant. Im nächsten Jahr sollen weitere 2,9 Millionen Euro hinzukommen. Die erste Kostentranche wird 2018 für die Planung fällig. Dazu hat der Verband bereits im Juni einen Bieterwettbewerb eingeleitet, der den Bewerbern große Spielräume hinsichtlich der technischen Ausführung lässt. Auf diese Weise will man sicherstellen, dass neueste Verfahren zur Anwendung kommen, so Kutscher.
2018 sollen die Angebote bewertet und der Konstruktionsauftrag erteilt werden. Ab Mitte 2019 ist die bauliche Umsetzung geplant. Ende 2002 soll die erneuerte Ofenlinie in Betrieb gehen. Für die fehlenden Verbrennungskapazitäten hat der Verband bereits Vereinbarungen mit benachbarten Müllverbrennungsanlagen geschlossen und Zwischenlagerkapazitäten ausgebaut. Dafür ist unter anderem eine Deponie bei Aurach in Landkreis Ansbach vorgesehen, in der der Müll – zu Ballen gepresst – gelagert und später in Würzburg verbrannt werden kann.
Engpässe bei der Beseitigung kommunaler Abfälle seien deshalb nicht zu befürchten. Nur dafür habe der Verband eine Annahmepflicht, sagt Alexander Kutscher. „Beim Gewerbemüll haben wir einen gewissen Entlastungsspielraum.“
Nach dem von der Verbandsversammlung beschlossenen Stufenplan, soll erst nach 2020 über weitere Sanierungsschritte beraten werden. Auf diese Weise will man auch weiterhin flexibel auf veränderte rechtliche Rahmenbedingungen oder ein verändertes Marktgeschehen reagieren können. Eine solche Veränderung hat die im Oktober in Kraft getretene Klärschlammverordnung mit sich gebracht. Danach muss Klärschlamm aus größeren Kläranlagen bis spätestens 2032 einer Phosphatrückgewinnung zugeführt werden, um die endlichen natürlichen Vorkommen des als Düngemittel begehrten Minerals zu schonen.
Als effektivster Weg der Phosphatrückgewinnung gilt die Monoverbrennung von Klärschlamm, in dessen Asche das Phosphat in hoher Konzentration zurückbleibt. Alexander Kutscher kann sich einen kommunalen Klärschlammverbund vorstellen, angeschlossen an eine zentrale Verbrennungsanlage. Die Anbindung ans Müllheizkraftwerk biete dafür viele wirtschaftliche und technische Synergien.
Allerdings ist die Idee noch Zukunftsmusik und findet keineswegs ungeteilten Beifall. Die Stadtratsfraktion der Würzburger Grünen hat sich vor Monaten schon kategorisch gegen eine Klärschlamm-Monoverbrennung am MHKW ausgesprochen und sieht auch die geplante Sanierung insgesamt kritisch.
Gegenwind ist auch bei einem weiteren Vorhaben zu erwarten, das der Zweckverband wieder in Gang setzen will: der Abschluss des Genehmigungsverfahrens um die Erweiterung der Reststoffdeponie in Hopferstadt. Ihr Bau war in den 80er Jahren begonnen worden, um Schlacke und schwermetallhaltige Filterstäube abzulagern. Zwei von geplanten vier Verfüllabschnitten wurden genehmigt und in Betrieb genommen. Gegen die Genehmigung der beiden verbleibenden hatten die Stadt Ochsenfurt und die beiden ortsansässigen Brauereien geklagt.
Nachdem Schlacke inzwischen zum Großteil aus Baustoff aufbereitet und Filterstäube bei der Sicherung alter Bergwerksstollen verbaut werden, hat das Interesse an neuem Deponieraum stark nachgelassen. Die Verfahren dümpelten jahrelang vor sich hin und ruht, seit sich die Kläger 2008 einem Vergleichsvorschlag der Landesanwaltschaft nicht anschließen wollten. Der Zweckverband möchte dieses Verfahren nun zum Abschluss bringen und schlussendlich doch noch eine Genehmigung für die beiden verbleibenden Verfüllabschnitte erwirken.