zurück
Würzburg
Würzburger Hanau-Denkmal: Was ist der aktuelle Stand nach der Zerstörung?
Im Juli haben Unbekannte das Denkmal für die Opfer von Hanau am Dallenberg übersprüht. Das wollten die Initiatoren nicht auf sich sitzen lassen. Wen sie als die Täter sehen.
Blick auf das Denkmal für die Opfer von Hanau am Würzburger Dallenberg. Im Juli haben Unbekannte das Denkmal übersprüht. Die Künstler (von links) Max, Sophia Sigloch, Jonas Schneider und Pablo haben das Denkmal wieder erneuert.
Foto: Patty Varasano | Blick auf das Denkmal für die Opfer von Hanau am Würzburger Dallenberg. Im Juli haben Unbekannte das Denkmal übersprüht.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Als eine "saftige Ohrfeige für alle, die dort mitgewirkt und versucht haben, mit viel Einsatz friedlich ein sichtbares Zeichen zu setzen", benannte Michael Groha, Vorsitzender der IG BAU Mainfranken, die Tat. Unbekannte Täter zerstörten im Juli das Denkmal für die Opfer von Hanau am Würzburger Dallenberg. Weiß auf schwarz waren ihre Porträts und Namen am Treppenaufgang zur Konrad-Adenauer-Brücke neben der Straßenbahnhaltestelle am Dallenbergbad zu sehen. Groha wolle das Denkmal wieder erneuern, sagte er kurz nach der Zerstörung. Was ist nun der aktuelle Stand?

Jugendbildungsreferent IG Bau sieht Zusammenhang mit weiteren Zerstörungen

Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau aus rassistischen Gründen neun Menschen mit ausländischen Wurzeln getötet. An die Opfer sollte das Mahnmal auch in Würzburg erinnern. Dahinter stehen der Bezirksverband Mainfranken der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), der Kulturverein des Würzburger Wagenplatzes, die Bipoc-Hochschulgruppe, Antifa Würzburg und weitere engagierte Einzelpersonen. Das Mahnmal sei noch nicht komplett fertig erneuert, "beispielsweise fehlt noch das IG Bau-Logo und wir schauen uns nochmal die Details an", sagt Jonas Schneider, Jugendbildungsreferent der IG Bau Franken, auf Anfrage. Bis Ende dieser Woche soll es aber fertig gestellt werden. "Uns war wichtig, dass die Gesichter der Menschen schnellstmöglich wieder zu erkennen sind."

"Wir haben Naziterroristen in Stadt und Landkreis Würzburg leben und das wollen viele nicht wahrhaben."
Jonas Schneider, Jugendbildungsreferent IG Bau Franken

Schneider sieht einen Zusammenhang zu den Zerstörungen des Anti-Rassismus-Graffitis in der Zellerau und den Zerstörungen der Regenbogen-Markierungen in der Innenstadt. "Das sind alles die gleichen Täter, das weiß ich, weil ich diese Leute schon viel zu lange beobachte", ist er sich sicher. Zudem wisse er, dass auch das vermehrte Anbringen rechtsradikaler Sticker und Graffitis in Würzburg von dieser Gruppe verübt wird. Dass die Polizei wie bereits berichtet, kein vermehrtes Anbringen feststellen konnte, sehe er als "lachhaft" an. "Hier merkt man, wie blind die Polizei ist."

Seiner Meinung nach habe sich diese Gruppe vergrößert, seitdem der nicht zugelassene Direktkandidat der AfD, Hans-Jörg Müller, nach Würzburg gezogen ist. "Wir haben Naziterroristen in Stadt und Landkreis Würzburg leben und das wollen viele nicht wahrhaben."

Zerstörung als anti-muslimische Tat?

Währenddessen laufen die Ermittlungen des zuständigen Staatsschutz-Kommissariats weiter. Wie Philipp Hümmer, Pressesprecher der Polizei Unterfranken, jedoch auf Anfrage mitteilt, gebe es noch keine neuen Erkenntnisse. Auch auf die Frage, ob die Polizei Zusammenhänge zu weiteren Zerstörungen in Würzburg sehe, ist die Antwort undeutlich. "Im Rahmen der Ermittlungen wird stets auch ein Zusammenhang zu weiteren gleichgelagerten Fällen geprüft", so Hümmer.

Sophia Sigloch ist Teil der Bipoc-Hochschulgruppe, die ebenfalls maßgeblich die Erneuerung des Mahnmals vorangetrieben hat. Bipoc ist eine Abkürzung für Black, indigenous People and People of Color. Es ist eine selbstgewählte Bezeichnung und ein kollektiver Begriff für Menschen, die sich als nicht-weiß definieren. Sigloch sieht die Zerstörung als einen Schlag ins Gesicht. "Wir fühlen uns von strukturellem Rassismus und Faschisten bedroht. Durch die Zerstörung des Denkmals haben wir gemerkt, dass diese rechten Strukturen sehr wohl in Würzburg vorhanden sind."  Sigloch sei sich sicher, dass es sich hierbei um eine anti-muslimische Tat handelte.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Sophia Scheder
Alternative für Deutschland
Bau
Denkmäler
Faschisten
Gewerkschaften
Graffiti
IG Bauen-Agrar-Umwelt
Mahnmale
Polizei
Rechtsradikalismus
Unterfranken
Zerstörung
Zerstörungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • stefan.wolz@web.de
    Wo finde ich in Würzburg das Denkmal für das Attentat am Breitscheit Platz in Berlin?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • AlterHerr
    Oh Gott, da werden jetzt all diese woken Phrasen gedroschen. Womöglich war es ja auch ganz unpolitischer Vandalismus. Die Stelle bietet sich an, schnell mal Sch... zu bauen. Sehe ich die niedergemähten Straßenbegrenzungspfähle, dann weiss ich, dass da draussen viel zu viele Idioten unterwegs sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Franzjosef
    Man sollte auch mal nachforschen wer diese komischen antifa Sticker überall anklet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten