
Die Entscheidung sorgte weltweit für Schlagzeilen: Wenige Stunden nach seiner Vereidigung hat der neue US-Präsident Donald Trump den Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen auf den Weg gebracht. Für den Klimawandel sei das fatal, warnt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Joschka Wanner.
Wanner ist Juniorprofessor für Quantitative International and Environmental Economics an der Universität Würzburg und hat untersucht, wie Politik und Handel die Umwelt beeinflussen. Im Gespräch erklärt der 35-Jährige, welche Gefahren Trumps Klimapolitik für Unterfranken birgt.
Prof. Joschka Wanner: Auf jeden Fall. Der Austritt der USA ist der schlimmste Fall, den wir uns vorstellen können. Kein anderer Austritt würde die Wirksamkeit des Abkommens so sehr mindern. Insofern hat diese Entscheidung direkt Auswirkungen auf den Klimawandel – er wird ohne die Amerikaner schneller voranschreiten.
Wanner: Ganz so weit würde ich nicht gehen. Die meisten Länder sind nach wie vor Teil des Abkommens und verpflichtet, ihre Emissionen zu senken. Aber wir haben anhand eines Modells errechnet, welche Auswirkungen der Austritt einzelner Staaten auf den Klimaschutz hat und das Ergebnis zeigt deutlich: Ohne die Amerikaner geht mehr als ein Drittel des Gesamteffekts des Pariser Abkommens verloren.
Wanner: Dafür sind drei Faktoren entscheidend: Zum einen die Größe eines Landes und die Masse an ausgestoßenen Emissionen, zum anderen, was ein Land im Rahmen des Pariser Abkommens versprochen hat. Hinzu kommt, dass in den USA ohne Klimaschutzvorschriften der Anreiz steigt, auf energieintensive Industrien zu setzen.
Wanner: Ja. Wenn sich ein so wichtiger Player wie die USA aus der Klima-Verantwortung stiehlt und sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschafft, belastet das die Wirtschaft weltweit. Dadurch dass energieintensive Industrien in den USA dann keinen CO₂-Preis mehr bezahlen müssen und billige fossile Brennstoffe nutzen können, wird es für unsere Unternehmen im Vergleich schwieriger. Das trifft Branchen wie die Stahl- und Metallindustrie oder die chemische Industrie, aber auch Industrien, die energieintensive Vorprodukte nutzen. Klimaschutz darf nicht zum Wettbewerbsnachteil werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir international gegenhalten.

Wanner: Das ist die große Hoffnung, dass die Bundesstaaten weiter eigene Klimapolitik machen. Schon während Trumps erster Amtszeit gab es da Auseinandersetzungen, etwa mit Kalifornien. Interessant ist, dass die Energiewende mittlerweile selbst in republikanischen Bundesstaaten wie Texas in Gang gekommen ist. Dort besteht keine Akzeptanz dafür, wenn Trump die erneuerbaren Energien wieder abräumt. Allerdings hat er bereits angekündigt, die Förderung von fossilen Brennstoffen massiv anzuschieben. Das wäre eine aktive Anti-Klimapolitik.
Wanner: Das ist die Hoffnung und es ist die richtige Reaktion, zu sagen, jetzt erst Recht. Es gibt keine Alternative zum Klimaschutz. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass andere Länder dem US-Beispiel folgen.
Wanner: In erster Linie wird sich die Klimaerwärmung bemerkbar machen, natürlich mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Aber das ist kein abstraktes Ding weit weg von uns, sondern wir werden hier mit Hitzewellen, Starkregen, Dürren kämpfen. 2024 haben wir zum ersten Mal die 1,5 Grad gerissen. Gerade Unterfranken als Weinregion wird das spüren. Noch schlimmer ist: Bei schweren Hitzewellen können Menschen sterben, besonders alte Menschen, besonders in Städten. Das ist kein Phänomen heißer Länder. Sicher ist eine Hitzewelle in Delhi anders als in Würzburg, aber Klimawandel tut allen ehrlich weh.

Wanner: Das ist schwierig, aber jedes einzelne Unternehmen kann sich klimafreundlich aufstellen. Zudem ist auf lokaler Ebene die Klimawandel-Anpassung wichtig.
Wanner: Wir können nicht nur verhindern, sondern werden uns anpassen müssen. Städte müssen so gestaltet werden, dass sich Hitze nicht aufstaut, dass Menschen während Hitzewellen nicht leiden. Da geht es um vermeintliche Kleinigkeiten wie öffentliche Wasserspender, mehr Grünflächen oder darum, versiegelte Flächen zu reduzieren. Das muss und kann lokal vor Ort passieren.
Wanner: Die Anpassungsmaßnahmen haben unmittelbaren Nutzen. Der CO₂-Ausstoß von Würzburg macht global wenig aus, aber der CO₂-Ausstoß von vielen Städten wie Würzburg macht einen Unterschied. Richtig ist aber auch: Wir brauchen politische Lösungen und die ganze Welt muss daran arbeiten. Deutschland und Europa dürfen sich nicht zurückziehen, sondern müssen das Ziel verfolgen, dass der Klimawandel zumindest nicht ganz so schlimm wird. Dafür kann jeder Einzelne etwas tun und bei der Wahl in wenigen Wochen entscheiden, ob es wirklich klug ist, Klimaleugner zu wählen.
die EU hat ja schon signalisiert, es soll weniger Umweltschutz geben, um die Wirtschaft zu entlasten, und wenn Merz erst Bundeskanzler ist, wird ihn die AfD in dieser Frage sicher gerne unterstützen.
Ich frage mich, ob die alle eine Studie in der Tasche haben, dass sie Zeit ihres Lebens noch machen können was sie wollen, da die Folgen ihres Handelns sie nicht mehr (ernsthaft) betreffen werden, sondern "nur" die Nachwelt (vulgo "nach mir die Sintflut") - darf halt bloß nix passieren womit die Studie nicht gerechnet hat...