Er war im vergangenen Jahr in Würzburg ein beliebter Anlaufpunkt: der Biergarten am Hubland, oberhalb des Wasserspielplatzes. Ratskeller-Wirt Kurt Schubert und Frank Kulinna von den Juliusspital-Weinstuben hatten auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau-Terrassengärten ihre Weindorf-Hütten aufgestellt und einen Pop-Up-Biergarten mit 250 Plätzen betrieben. Nun ist der Platz nach wie vor leer, obwohl die Biergarten-Saison bereits in vollem Gange ist. Wird es in diesem Sommer noch einen Biergarten-Betrieb am Hubland geben?
Eine Nachfrage dieser Redaktion beim bisherigen Betreiber ergibt: Bei der Stadt Würzburg hatte man den Platz für einen Biergarten erneut ausgeschrieben, der Ratskeller und die Juliusspital-Weinstuben bekamen gemeinsam erneut den Zuschlag. In diesem Jahr sei das Ganze jedoch nicht mehr umzusetzen, sagt Erik Leukert, Assistent der Geschäftsführung beim Ratskeller: "Der Beschluss der Stadt war sehr kurzfristig."
Personalmangel und logistische Schwierigkeiten
Der Aufbau des Pop-Up-Biergartens im vergangenen Jahr sei aus logistischer Sicht relativ einfach gewesen, da man Teile des Würzburger Weindorfs am Hubland aufbauen konnte. Ein Biergarten, der auf längere Zeit betrieben werden soll, brauche aber auch feste Gebäude, wie etwa eine Küche, erklärt Leukert. Zudem stelle die personelle Situation ein Problem dar: "Es fehlt die Manpower." Den Personalmangel in der Gastronomie bekäme auch der Ratskeller stark zu spüren.
Schließung des Biergartens um 21 Uhr nicht wirtschaftlich
Zudem sei man sich mit der Stadt noch nicht in allen Teilen des Baugenehmigungsverfahrens einig. "Wir wollen den Biergarten wirtschaftlich betreiben", sagt Leukert. Beschränkungen von Seiten der Stadt hinsichtlich der zugelassenen Personenzahl und der Öffnungszeiten würden dies nach aktuellem Stand aber nicht möglich machen. Eine Schließung um 21 Uhr etwa sei nicht machbar, so Leukert. "Wir sind dabei, Lösungen für einen Biergartenbetrieb im kommenden Jahr zu finden, dafür wäre aber ein kleines Entgegenkommen von Seiten der Stadt nötig", sagt Leukert. Die Menschen am Hubland würden sich über ein zusätzliches gastronomisches Angebot freuen, ist er überzeugt, "wir werden aber nicht auf Biegen und Brechen etwas umsetzen."
Von Seiten der Stadt Würzburg hält man den Ausgang der Biergarten-Frage offener: Ob es in diesem Jahr noch einen Biergarten-Betrieb am Hubland geben wird, hänge davon ab, wann das Baugenehmigungsverfahren dafür abgeschlossen ist, sagt Pressesprecherin Petra Steinbach auf Nachfrage dieser Redaktion. "Der Bauantrag wird geprüft. Wenn er abgelehnt werden würde, wäre dies ein Grund dafür, dass es keinen Biergarten gibt", so Steinbach.
Gegenstand des Baugenehmigungsverfahrens ist neben Sicherheitsvorkehrungen wie Fluchtwegen und Brandschutz auch der Lärmschutz. "Da geht es um die Dezibelzahl und um Uhrzeiten", erklärt Stadt-Pressesprecher Christian Weiß. Besonders betroffen vom Lärm des Biergartenbetriebes wären die drei ehemaligen Mannschaftshäuser der US-Army in direkter Nachbarschaft des Geländes, in denen aktuell 108 neue Wohnungen entstehen. "Der Biergarten war Teil der Planung des Geländes, die Bauherren der Mannschaftshäuser wussten, was kommt", betont Leukert. Von Seiten des Ratskellers sei man dennoch nach wie vor "hochinteressiert" am Projekt, "wir haben schon viel Zeit und Energie reingesteckt".
EssWerk im Skyline-Hill-Center war auch interessiert
Ausgeschrieben worden war der Biergarten von der Stadt Würzburg; die Bewerberzahl habe sich im einstelligen Bereich bewegt, heißt es von Seiten der Stadt. Den Biergarten-Betreiber erwartet ein Fünfjahresvertrag, mit der Option, um weitere fünf Jahre zu verlängern. An dem Projekt interessiert war auch das "EssWerk", das im Skyline-Hill-Center am Hubland ein Restaurant führt. Per Mail habe man Mitte März die Absage erhalten, sagt Konstantin Lünz, einer der drei EssWerk-Betreiber. "Für uns wäre die Nähe des Biergartens zum EssWerk interessant gewesen", so Lünz, "wir hätten so schnell hin- und her switchen können."
Auch die Tatsache, dass der Biergarten direkt oberhalb des Wasserspielplatzes liegt, sei in Sachen Familienfreundlichkeit ein Plus. Dass gerade zahlreiche weitere Neubauten am Hubland entstehen, macht das Ganze für Lünz noch attraktiver: "Die ersten Jahre könnten schwierig sein, bis man den Biergarten richtig in Gang bekommt – es ist aber ein Objekt mit Zukunftsaussicht", so seine Einschätzung. Dass in diesem Jahr dort noch ein Biergarten errichtet wird, hält er für sehr unwahrscheinlich: "Das macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn mehr", so Lünz.