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Würzburg
Würzburg: So kämpft das Gesundheitsamt gegen das Coronavirus
Die Belastung im Würzburger Gesundheitsamt ist immens. Dort sorgen viele Mitarbeiter für die Eindämmung der Pandemie. Doch wie genau? Fünf Menschen und ihre Aufgaben.
Die Behörden arbeiten weiter daran, dass die Pandemie sich nicht stärker ausbreitet. Das Gesundheitsamt ordnet auch die Corona-Tests an, die beispielsweise an der Teststrecke in der Zellerau erfolgen.
Foto: Daniel Peter | Die Behörden arbeiten weiter daran, dass die Pandemie sich nicht stärker ausbreitet. Das Gesundheitsamt ordnet auch die Corona-Tests an, die beispielsweise an der Teststrecke in der Zellerau erfolgen.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:47 Uhr

Die Corona-Pandemie hat Würzburg weiter fest im Griff. Restaurants sind geschlossen, viele Läden dürfen nur unter strikten Sicherheitsbestimmungen öffnen und in vielen Büros ist das Licht schon seit Wochen aus. Im Würzburger Gesundheitsamt kann davon keine Rede sein. In zahlreichen Räumen des großen Landratsamtgebäudes brennt das Licht weiter – und das auch noch bis in die späten Abendstunden hinein. Hinter den Kulissen kriegt kaum jemand mit, wie und was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort eigentlich arbeiten. Diese Redaktion hat fünf Köpfe hinter den Aufgaben getroffen und so Einblicke in die tägliche Arbeit bekommen, die sonst kaum jemand mitbekommt.

Jörn Rohde: Telefonischer Problemlöser

Das Bürgertelefon ist meistens die erste Anlaufstelle für besorgte Bürger. Sollten Fragen besonders komplex und medizinisch werden, kümmert sich Arzt Jörn Rohde um diese Anrufe.
Foto: Ulises Ruiz | Das Bürgertelefon ist meistens die erste Anlaufstelle für besorgte Bürger. Sollten Fragen besonders komplex und medizinisch werden, kümmert sich Arzt Jörn Rohde um diese Anrufe.

Es ist in der Coronakrise oft der erste Kontakt zwischen Bürger und Behörde: das Bürgertelefon im Landratsamt. Wer sich nicht sicher ist, wie er richtig reagieren soll, findet dort einen Ansprechpartner – und das von Mensch zu Mensch und nicht von Mensch zu Maschine. Zu Beginn im März sorgte eine Handvoll Mitarbeiter dafür, Anrufern erste Informationen anhand eines Fragebogens zu liefern. Die Mitarbeiter verhinderten so, dass Menschen beispielsweise massenhaft in die Notaufnahmen stürmten, weil sie es nicht besser wissen konnten.

Das Bürgertelefon ist seitdem aufgestockt worden und in einen großen Sitzungssaal gezogen. Bis zu 700 Anrufe gingen dort zeitweise täglich ein, mittlerweile sind es rund 200. Am Hörer arbeitet auch Jörn Rohde. Der 26-Jährige hat sich in eine Freiwilligenliste eingetragen und kam so zum Bürgertelefon. "Ein großer Teil besteht daraus, Tests anzuordnen", erklärt er. Denn er kommt dann ins Spiel, wenn die Fragen medizinisch und kompliziert sind. Dann übernimmt er die Anrufe von seinen Kollegen, die für die allgemeine Hilfestellung sorgen. Welche Fragen gestellt werden, kann er schwer zusammenfassen. Denn es seien viele und die Themen weit gestreut. Zum Beispiel berät er Arztpraxen bei speziellen Fragen. "Es ist eine Arbeit, aus der ich viel mitnehmen kann", findet der junge Arzt.

Marieke Wildenauer: Die Test-Managerin

Marieke Wildenauer steht in ständigem Kontakt mit der Uniklinik und sorgt dafür, dass Verdachtsfälle schnell getestet werden können.
Foto: Ulises Ruiz | Marieke Wildenauer steht in ständigem Kontakt mit der Uniklinik und sorgt dafür, dass Verdachtsfälle schnell getestet werden können.

Doch was passiert mit Personen, die von Arzt Jörn Rohde die Anordnung bekommen haben, sich testen zu lassen? Einfach so zur Teststation laufen, das geht nicht. Denn die Untersuchungen müssen geplant werden. Hier kommt Marieke Wildenauer ins Spiel. Sie steht in direktem Kontakt mit der Uniklinik Würzburg. Dort ist im März eine zentrale Teststation geschaffen worden. "Ich bin sozusagen die Schnittstelle", erklärt die 48-Jährige. Denn Test-Termine müssen organisiert werden, damit nicht zu viele Testpersonen gleichzeitig bei der Uniklinik auflaufen.

Das klappe bisher sehr gut, weiß Wildenauer. Meist würden nur ein bis zwei Personen im Wartezimmer des Gebäudes D20 sitzen. Von einer Überfüllung, die die Ausbreitung beschleunigen könnte, sei nicht die Rede. Vier Personen könnten in 15 Minuten getestet werden. "Gerade zu Beginn war die Belastung sehr hoch", erinnert sie sich. Große und kleine Dramen hätte sie dabei schon miterlebt. Mittlerweile erkenne sie eine eingespielte Routine. "Wir müssen eben aus der Krise lernen", findet sie.

"Gerade zu Beginn war die Belastung sehr hoch."
Marieke Wildenauer

Tonia Ebner: Die Ermittlerin

Sie leistet Detektivarbeit in der Coronakrise: Tonia Ebner gehört zum Ermittler-Team und kümmert sich mit ihren Kollegen darum, mögliche Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen.
Foto: Ulises Ruiz | Sie leistet Detektivarbeit in der Coronakrise: Tonia Ebner gehört zum Ermittler-Team und kümmert sich mit ihren Kollegen darum, mögliche Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen.

Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, könnte möglicherweise auch andere angesteckt haben. Doch wie findet man diese Personen heraus? Das weiß Tonia Ebner. Eigentlich war sie vor der Coronakrise für die Gesundheitsförderung  und -prävention zuständig. Jetzt ist sie telefonische Ermittlerin. Was wie ein Beruf bei der Polizei klingt, hat auch ähnliche Züge. Die 38-Jährige und ihre Kollegen ermitteln am Telefon, mit welchen Menschen ein Corona-Patient Kontakt hatte. "Da kommen schon mal 20 bis 25 Leute zusammen", berichtet sie. Ein Gespräch dauere dann nicht selten 30 Minuten. "Die Personen sollen erst einmal in Ruhe nachdenken, manchmal sprudelt es auch aus ihnen heraus, zu wem sie Kontakt hatten", weiß Ebner.

Sie werden darüber informiert, eine sogenannte Kontaktperson der Kategorie I zu sein – dabei bleibt anonym, zu wem sie Kontakt gehabt haben sollen. Grund zur Freude hat Ebner trotz der schwierigen Arbeit. Denn sie merkt die positiven Folgen der Ausgangsbeschränkungen. Denn seit diese greifen, sei die Liste von Kontaktpersonen geschrumpft.

Dr. Barbara Finkenberg: Die Koordinatorin

Im Gesundheitsamt laufen viele Fäden zusammen. Dr. Barbara Finkenberg behält dabei den Überblick und koordiniert.
Foto: Ulises Ruiz | Im Gesundheitsamt laufen viele Fäden zusammen. Dr. Barbara Finkenberg behält dabei den Überblick und koordiniert.

Während der Coronakrise arbeiten viele Abteilungen im Gesundheitsamt noch stärkter zusammen. Doch wie behält man dabei den Überblick? Das weiß Dr. Barbara Finkenberg. Sie ist eine der stellvertretenden Leiterinnen des Gesundheitsamtes. Einen klassischen Tagesablauf gibt es momentan nur bei einer Sache. "Der Tag fängt mit E-Mails an und er hört mit E-Mails auf", sagt sie. Sie koordiniert alle Schritte im Gesundheitsamt mit und kümmert sich dabei auch um viele Anfragen, die intern, aber auch von außen gestellt werden.

Ein großes Thema ist beispielsweise die Situation in den Pflegeheimen oder die sogenannten Allgemeinverfügungen. Mit diesen wird neben der Dauer der häuslichen Quarantäne beispielsweise bestimmt, dass Kontaktpersonen der Kategorie I während dieser Zeit die Wohnung ohne ausdrückliche Zustimmung des Gesundheitsamtes nicht verlassen dürfen. Darüber hinaus meldet sich das Gesundheitsamt stichprobenartig bei den betroffenen Personen, um den Gesundheitszustand abzufragen, aber auch, um die Einhaltung der häuslichen Quarantäne zu kontrollieren. Diese Koordination fällt auch in die Zuständigkeit von Finkenberg. Die Krise habe das Gesundheitsamt zwar "heftig" getroffen, wie die 42-Jährige sagt. Aber durch die Solidarität vieler Kollegen sei es schnell möglich gewesen zu handeln. "Viele, die mit diesem Thema nichts zu tun hatten, haben sich sofort bereit erklärt zu helfen", sagt sie.

Miriam Meder: Expertin der Paragrafen

Wenn es rechtlich kompliziert wird, kommt Miriam Meder ins Spiel. Sie ist Geschäftsbereichsleiterin Jugend, Soziales und Gesundheit und Ansprechpartnerin für alle juristischen Fragen.
Foto: Ulises Ruiz | Wenn es rechtlich kompliziert wird, kommt Miriam Meder ins Spiel. Sie ist Geschäftsbereichsleiterin Jugend, Soziales und Gesundheit und Ansprechpartnerin für alle juristischen Fragen.

Alleine das Bayerische Katastrophenschutzgesetz hat 20 Artikel mit jeweils mehreren Absätzen. Mit dem Infektionsschutzgesetz kommen elf Artikel hinzu. Bei den rechtlichen Angelegenheiten den Überblick zu behalten, ist nicht einfach. Auch im Gesundheitsamt gibt es dazu immer wieder viele Fragen, die einen juristischen Hintergrund haben. Hier beginnt die Arbeit von Miriam Meder. Früher hatte sie viel mit dem Datenschutz und Planfeststellungsverfahren zu tun, heute kümmert sie sich beispielsweise um Allgemeinverfügungen oder rechtliche Fragen, die das Gesundheitsamt über das Bürgertelefon erreichen.

Als Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit ist ihr das Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Würzburg unterstellt. Sie ist zudem Teil der Doppelspitze der Führungsgruppe Katastrophenschutz am Landratsamt (kurz: FüGK). Dort entscheiden Experten verschiedener Bereiche (Ärzte, Bundeswehr , Vertreter der Behörden und mehr) in täglich zwei Sitzungen über die nächsten Schritte. Meder koordiniert dabei die Arbeit innerhalb der FüGK mit.

 
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