
Das Coronavirus sorgt in der Region zunehmend für weitere Infizierungen und auch Sorgen bei Bürgern, die unsicher sind, wie sie richtig reagieren sollen. Denn viele wissen gar nicht, wer ihr Ansprechpartner ist. Eine erste Anlaufstelle auf telefonischem Wege ist das sogenannte Bürgertelefon im Landratsamt.
Im dritten Stock des Würzburger Landratsamtes klingelt ein Telefon nach dem anderen. Das ist zwar nichts untypisches, doch gerade jetzt klingelt es noch häufiger. Denn unter hölzernen Fachwerkbalken haben die Behörden dort eine Art Call-Center eingerichtet. Acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten dort seit vergangenem Freitag Telefondienst. Am anderen Ende der Leitungen: meist besorgte Bürger, die viele Fragen zum grassierenden Coronavirus in der Region haben. Doch wer ruft dort wegen was an?
Warum ist das Bürgertelefon eingerichtet worden?
Viele Bewohner in Stadt und Landkreis sind unsicher, ob und inwiefern das Coronavirus auch sie betrifft. Normale Telefonnummern des Gesundheitsamtes waren in der Anfangsphase beispielsweise stark überlastet. Zudem gab es vermehrt Fälle von Personen, die bei Verdacht direkt in Arztpraxen oder Krankenhäuser gegangen sind. Das ist laut Experten jedoch fatal, da es neue Ansteckungen fördern kann. Das Bürgertelefon soll erste Informationen liefern, wie in einer bestimmten Situation zu handeln ist, um genau so etwas zu vermeiden und auch Kliniken zu entlasten.
Wer sitzt an den Telefonen und gibt Auskunft?
Mitarbeiter des Landratsamtes oder der Stadtverwaltung helfen dort weiter. Sie wurden zu Beginn geschult und halten sich an einen standardisierten Fragebogen, um richtige Antworten geben zu können. Dort wird anhand einer Checkliste abgehakt, ob beispielsweise ein Corona-Test in Frage kommt.

Kann das Bürgertelefon Corona-Tests beantragen?
Nein, das ist nicht möglich. Diese muss ein Arzt, beispielsweise ein Amtsarzt des Gesundheitsamtes, in die Wege leiten. Anhand der Checkliste des Bürgertelefons können die Daten des Anrufers aufgenommen und von ärztlicher Seite nochmals geprüft werden, sofern ein konkreter Verdacht besteht. Erst dann ist ein Test möglich. Dieser Weg ist notwendig, damit die Teststellen in der Uniklinik nicht überlastet werden. Dort sind täglich bis zu 60 Tests vorgesehen. Sich einfach so testen zu lassen ist also nicht möglich, sondern bedarf einer Anordnung.
Wie viele Anrufe sind es täglich?
Bereits am ersten Tag seien mehrere hundert Anrufe beim Bürgertelefon eingegangen, berichtet das Landratsamt Würzburg. Am Dienstag berichtete Wibke Schmidt, die das Bürgertelefon leitet, dass es insgesamt 600 Anrufe waren. Die Zahl steige aber weiter, sodass das Bürgertelefon mit weiterem Personal besetzt wurde. Arbeiteten anfangs vier Mitarbeiter beim Bürgertelefon, sind es mittlerweile acht.

Welche Fragen stellen die Anrufer?
Gabriele Rottmann-Heidenreich, die alleine am Dienstag 140 Anrufe entgegen genommen hat, berichtet von ganz verschiedenen Fragen. Anrufer fragen zum Beispiel, ob sie gefährdet sind, wenn sie aus Südtirol gekommen sind. Oder ob gar ein Test notwendig ist. Zum Teil rufen auch besorgte Eltern an, die nicht wissen, ob sie ihre Kinder noch zur Schule oder Kita schicken sollen. Laut Leiterin Wibke Schmidt gibt es aber auch Arbeitgeber, die unsicher sind, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Sind die Anrufer mit den Informationen zufrieden?
In den meisten Fällen ja. Das bestätigen sowohl Schmidt als auch Rottmann-Heidenreich. Zwar könne die Checkliste theoretisch auch digital von zu Hause aus ausgefüllt werden. "Die Leute sind aber unglaublich froh, eine menschliche Stimme zu hören", so Rottmann-Heidenreich, die im Gesundheitsamt als Pädagogin arbeitet. Durchaus gebe es aber auch enttäuschte Anrufer, die sich einen Arzt am anderen Ende der Leitung erhofft haben, weil sie beim Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns beispielsweise nicht durchkommen. Zum großen Teil sind die Anrufer aber sehr dankbar für die Infos der Mitarbeiter.
Unter welcher Nummer ist das Bürgertelefon zu erreichen?
Das Bürgertelefon ist von Montag bis Freitag unter der Telefonnummer 0931 8003-5100 von 8 bis 16 Uhr zu erreichen. Am Wochenende ist es von 10 bis 16 Uhr besetzt. Bürger, die für sich ein Infektionsrisiko sehen, können sich auch an den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern unter der Telefonnummer 116 117 wenden. Die Integrierte Leitstelle weist darauf hin, deswegen nicht die Notrufnummer 112 zu blockieren. Harald Rehmann, Leiter der Berufsfeuerwehr, appelliert: „Der Notruf 112 ist alleine für echte Notfälle reserviert".