
Die drei Schließungen am unteren Markt in Würzburg hatten in der vergangenen Woche die Frage aufgeworfen, ob der Markt als Konzept in einer modernen Innenstadt eine Zukunft hat. Für Werner Baumeister, Sprecher der Marktleute stellt sich diese Frage nicht. Ganz im Gegenteil, er beobachte eine Rückbesinnung auf die Vorzüge eines Stadtmarktes. "Bei uns zählen die Frische, die Qualität, die Beratung und die Regionalität", so Baumeister.
Das wüssten gerade auch immer mehr junge Menschen zu schätzen. "Ich merke, dass durch Corona wieder mehr Menschen kochen", die Zutaten dafür fände man auf dem Markt und bekäme dazu noch den ein oder anderen Rezepttipp. Das mache sich auch an den Besucherzahlen bemerkbar."Wir beobachten, dass die Allerheiligenmesse oder Haushaltsstände wieder stärker frequentiert werden", so der Sprecher der Marktleute.
Baumeister sieht Stadt Würzburg in der Verantwortung
Umso wichtiger sei es, dass das Angebot am unteren Markt in Würzburg vielfältig bleibe, so Baumeister. Er wünsche sich, dass für die Leerstände nun passende Nachfolger gefunden werden, die "die Angebotsvielfalt wieder erweitern." Das sei jedoch Aufgabe der Stadt, denn diese sei schließlich zuständig für die Vergabeverfahren. Was wegen der Geschäftsaufgaben nicht passieren dürfe: "dass dann in der Verzweiflung die Stände an irgendwelche Anbieter vermietet werden, bei denen die Kulinarik fehlt", sagt Baumeister.
Er vermutet, die Ursache für die sich häufenden Geschäftsaufgaben seien demografischer Natur. Viele Inhaberinnen und Inhaber kämen in ein Alter, wo die Nachfolgesuche anstehe. Doch die sei schwierig, denn immer weniger Menschen seien bereit, die langen Arbeitszeiten und den körperlich anstrengenden Job zu akzeptieren. Und auch die wirtschaftliche Lage sei für die Marktleute aktuell nicht einfach, gibt er zu.

"Wir haben die Erhöhung des Mindestlohns und wir bekommen kaum noch Personal." Finanziell mache sich der knappe Geldbeutel der Kundinnen und Kunden dann auch bei den Standbesitzerinnen und -besitzern bemerkbar. Hinzu komme, dass Supermärkte ihre Waren "zu Preisen verkaufen, die über unseren eigenen Einkaufspreisen liegen." Preislich könnten die regionalen Anbieter da nicht mithalten.
Er ist sich sicher, wenn die Krise erst einmal überwunden sei, werde der Markt auch wieder wirtschaftliche Erfolge feiern. Gleichzeitig müsse sich die Stadt Würzburg ihrer Verantwortung bewusst werden und dürfe die Attraktivität des Marktes nicht durch politische Entscheidungen gefährden. Gerade ältere Leute seien auf das Auto angewiesen. Die hohen Parkgebühren in der Innenstadt schreckten diese jedoch ab, so Baumeister. "Man kann von den Menschen nicht verlangen, dass sie sich einen Sack Kartoffeln auf dem Markt kaufen und den dann mit dem Rollator bis zur Talavera schleppen" macht er deutlich.
Brotzeitbar übernimmt Ziegenkäse- und Ziegenwurst-Produkte
Die von Baumeister angesprochene Angebotsvielfalt vermisst auch Franziska Rhein, Inhaberin der Brotzeitbar, auf dem Markt. Nach der Schließung des Feinkosthändlers "Frank&Frei" hat sie, zusammen mit ihrem Mann, deren Ziegen- und Wurstprodukte übernommen. "Die Produkte ergänzen unser bestehendes Sortiment optimal", so Rhein. Die Resonanz sei bereits spürbar, denn viele neue Kundinnen und Kunden würden aufgrund der Übernahme nun zu ihnen kommen.
Und auch die Anbieterin der Käse- und Wurstprodukte sei froh, dass sie mit der Brotzeitbar einen neuen Vertriebsweg gefunden habe, sagt Rhein. Den nun leerstehenden Stand am Markt zu übernehmen, komme für das Ehepaar allerdings nicht infrage, trotz der Übernahme einiger Produkte. Ein Stand am Markt passe nicht zum Konzept der Brotzeitbar. Dennoch ist Rhein davon überzeugt, dass der Markt auch bei jungen Kundinnen und Kunden gut ankomme, denn: "Regionale Produkte sind gefragt."
Für ihren Geschmack fehle es am Würzburger Markt allerdings an vielfältigen Angeboten. Vor der Eröffnung ihres Geschäftes habe sie sich häufig Inspiration auf Märkten geholt und sei mit Lieferanten ins Gespräch gekommen. Dabei sei ihr aufgefallen, dass "viele andere Märkte im Umkreis attraktiver sind, als der Würzburger Markt."
Die Tiefgarage ist direkt unter dem Markt!
Allerdings empfiehlt sich dann auch der Besitz eines Gemüsekellers, ansonsten handelsübliche Mengen am Marktstand.