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Würzburg
"Würzburg ist und bleibt eine Marktstadt": Sprecher der Marktleute Baumeister zur Situation am unteren Markt
Hat der untere Markt als Konzept für die Stadt Würzburg noch eine Zukunft? Für Werner Baumeister gibt es darauf nur eine Antwort. Warum es trotzdem Probleme gibt.
Werner Baumeister ist sich sicher, dass der Würzburger Markt eine Zukunft hat. Gerade junge Menschen würden die Regionalität der angebotenen Produkte schätzen.
Foto: Daniel Peter | Werner Baumeister ist sich sicher, dass der Würzburger Markt eine Zukunft hat. Gerade junge Menschen würden die Regionalität der angebotenen Produkte schätzen.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 13.02.2024 05:06 Uhr

Die drei Schließungen am unteren Markt in Würzburg hatten in der vergangenen Woche die Frage aufgeworfen, ob der Markt als Konzept in einer modernen Innenstadt eine Zukunft hat. Für Werner Baumeister, Sprecher der Marktleute stellt sich diese Frage nicht. Ganz im Gegenteil, er beobachte eine Rückbesinnung auf die Vorzüge eines Stadtmarktes. "Bei uns zählen die Frische, die Qualität, die Beratung und die Regionalität", so Baumeister.

Das wüssten gerade auch immer mehr junge Menschen zu schätzen. "Ich merke, dass durch Corona wieder mehr Menschen kochen", die Zutaten dafür fände man auf dem Markt und bekäme dazu noch den ein oder anderen Rezepttipp. Das mache sich auch an den Besucherzahlen bemerkbar."Wir beobachten, dass die Allerheiligenmesse oder Haushaltsstände wieder stärker frequentiert werden", so der Sprecher der Marktleute.

Baumeister sieht Stadt Würzburg in der Verantwortung

Umso wichtiger sei es, dass das Angebot am unteren Markt in Würzburg vielfältig bleibe, so Baumeister. Er wünsche sich, dass für die Leerstände nun passende Nachfolger gefunden werden, die "die Angebotsvielfalt wieder erweitern." Das sei jedoch Aufgabe der Stadt, denn diese sei schließlich zuständig für die Vergabeverfahren. Was wegen der Geschäftsaufgaben nicht passieren dürfe: "dass dann in der Verzweiflung die Stände an irgendwelche Anbieter vermietet werden, bei denen die Kulinarik fehlt", sagt Baumeister.

"Man kann von den Menschen nicht verlangen, dass sie sich einen Sack Kartoffeln auf dem Markt kaufen und den dann mit dem Rollator bis zur Talavera schleppen."
Werner Baumeister, Sprecher der Marktleute in Würzburg

Er vermutet, die Ursache für die sich häufenden Geschäftsaufgaben seien demografischer Natur. Viele Inhaberinnen und Inhaber kämen in ein Alter, wo die Nachfolgesuche anstehe. Doch die sei schwierig, denn immer weniger Menschen seien bereit, die langen Arbeitszeiten und den körperlich anstrengenden Job zu akzeptieren. Und auch die wirtschaftliche Lage sei für die Marktleute aktuell nicht einfach, gibt er zu.

Franziska und Kilian Rhein, Inhaber der Brotzeitbar haben einige der Produkte des nun geschlossenen Feinkosthändlers 'Frank&Frei' in ihr Sortiment übernommen.
Foto: Thomas Obermeier | Franziska und Kilian Rhein, Inhaber der Brotzeitbar haben einige der Produkte des nun geschlossenen Feinkosthändlers "Frank&Frei" in ihr Sortiment übernommen.

"Wir haben die Erhöhung des Mindestlohns und wir bekommen kaum noch Personal." Finanziell mache sich der knappe Geldbeutel der Kundinnen und Kunden dann auch bei den Standbesitzerinnen und -besitzern bemerkbar. Hinzu komme, dass Supermärkte ihre Waren "zu Preisen verkaufen, die über unseren eigenen Einkaufspreisen liegen." Preislich könnten die regionalen Anbieter da nicht mithalten.

Er ist sich sicher, wenn die Krise erst einmal überwunden sei, werde der Markt auch wieder wirtschaftliche Erfolge feiern. Gleichzeitig müsse sich die Stadt Würzburg ihrer Verantwortung bewusst werden und dürfe die Attraktivität des Marktes nicht durch politische Entscheidungen gefährden. Gerade ältere Leute seien auf das Auto angewiesen. Die hohen Parkgebühren in der Innenstadt schreckten diese jedoch ab, so Baumeister. "Man kann von den Menschen nicht verlangen, dass sie sich einen Sack Kartoffeln auf dem Markt kaufen und den dann mit dem Rollator bis zur Talavera schleppen" macht er deutlich.

Brotzeitbar übernimmt Ziegenkäse- und Ziegenwurst-Produkte

Die von Baumeister angesprochene Angebotsvielfalt vermisst auch Franziska Rhein, Inhaberin der Brotzeitbar, auf dem Markt. Nach der Schließung des Feinkosthändlers "Frank&Frei" hat sie, zusammen mit ihrem Mann, deren Ziegen- und Wurstprodukte übernommen. "Die Produkte ergänzen unser bestehendes Sortiment optimal", so Rhein. Die Resonanz sei bereits spürbar, denn viele neue Kundinnen und Kunden würden aufgrund der Übernahme nun zu ihnen kommen.

Und auch die Anbieterin der Käse- und Wurstprodukte sei froh, dass sie mit der Brotzeitbar einen neuen Vertriebsweg gefunden habe, sagt Rhein. Den nun leerstehenden Stand am Markt zu übernehmen, komme für das Ehepaar allerdings nicht infrage, trotz der Übernahme einiger Produkte. Ein Stand am Markt passe nicht zum Konzept der Brotzeitbar. Dennoch ist Rhein davon überzeugt, dass der Markt auch bei jungen Kundinnen und Kunden gut ankomme, denn: "Regionale Produkte sind gefragt."

Für ihren Geschmack fehle es am Würzburger Markt allerdings an vielfältigen Angeboten. Vor der Eröffnung ihres Geschäftes habe sie sich häufig Inspiration auf Märkten geholt und sei mit Lieferanten ins Gespräch gekommen. Dabei sei ihr aufgefallen, dass "viele andere Märkte im Umkreis attraktiver sind, als der Würzburger Markt." 

 
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  • D. E.
    Warum nicht ein Bonuschip-System einführen, dass für KundInnen der Marktstände die Gebühren in der Tiefgarage verringert? Beim Kauf an einem Markstand wird der Chip/ die Magnetkarte ausgehändigt, beim Bezahlen der Parkkarte ein entsprechender Rabatt abgezogen. Technisch ist das keine große Herausforderung.
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  • K. F.
    Tja Herr Englert, muß ich Ihnen vollkommen Recht geben. Wenn man denn mal Glück hat an der Juliuspromenade nen Parkplatz zu ergattern und man ist 5 bis 10 Minuten zu spät, da nicht alles so geklappt hat wie man wollte, hängt dann bestimmt ein Brieflein von der Polizei mit mindestens 30 euro am Auto. Es gibt genügend Einkaufsmöglichkeiten auf dem Land, auch mitlerweile Biohöfe, bei denen man wirklich frische und gute Ware was Obst, Gemüse bzw. Kartoffeln betrifft. Billiger sind sie allemal wie auf dem Marktplatz. Klar, für ältere Herrschaften in der Stadtmitte ist wohl der Gemüsemarkt noch ein Zugpferd, aber Menschen in meinem Alter so um die 60 und viele Jüngere kaufen bestimmt ihr Gemüse nicht extra in Würzburg an der Marienkapelle ein.
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  • H. M.
    Ich kaufe oft und gerne am Markt ein. Es bleibt meist auch ein wenig Zeit für ein Schwätzchen. In der derzeitigen Krisenzeit sollte die Stadt vielleicht überlegen, ob es nicht ein guter Zug wäre, die Mieten für die festen Marktstände etwas abzusenken. Dann finden sich vielleicht auch schneller neue Leute für leerstehende Buden. Übrigens: Es gibt vergleichbare Städte, in denen die Parkgebühren erheblich höher sind als in WÜ.
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  • G. Z.
    Ich stimme ihn ja in allen Punkten zu, aber niemand fährt auf den Markt um sich einen 19Kg Kartoffelsack zu kaufen
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  • H. M.
    Doch! Ich z.B.!
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  • M. K.
    Keiner muss die Kartoffeln zur Talavera tragen.
    Die Tiefgarage ist direkt unter dem Markt!
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  • H. S.
    Das sind aber teure Kartoffeln inklusive der Parkgebühren.
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  • G. A.
    Den Sack Kartoffeln kauft man/frau/d am "Land"beim Bauern, Hofmarkt.
    Allerdings empfiehlt sich dann auch der Besitz eines Gemüsekellers, ansonsten handelsübliche Mengen am Marktstand.
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  • M. E.
    "Die hohen Parkgebühren in der Innenstadt..", ich wiederhole hier nicht nochmal, weshalb ich die WÜ Innestadt meide. Nur gut, daß dies mal ein Gewerbetreibender anspricht.
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