
Der mögliche Bau einer Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke bewegt. Das merkt man an den Reaktionen auf unsere Berichterstattung über den Sachstandsbericht von Oberbürgermeister Christian Schuchardt in der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag.
Nach einer fast einstündigen, sehr intensiven Debatte stimmten bis auf zwei Stadtratsmitglieder alle für die Bewerbung der Stadt mit dem Hallenprojekt im Rahmen des Bundesförderprogramms "Nationale Projekte des Städtebaus". Das könnte im besten Fall einen staatlichen Zuschuss von sechs Millionen Euro erbringen. Den Antrag dazu hatte Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der FW/FGW gestellt.
Die wichtigste Botschaft an diesem Tag war aber: Es wird teurer. Statt 51 Millionen Euro, wie noch 2021 veranschlagt, rechnen die Planer nun, wie berichtet, mit 82 Millionen Euro. Inflation, Ukraine-Krieg und auch die Verzögerung durch die Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen. Doch woher soll dieses Geld kommen?
14 Millionen Euro haben die Stifter der Zukunftsstiftung für Würzburg um den s.Oliver-Gründer Bernd Freier zugesagt, sie hatten das Projekt mit der Gründung der Stiftung 2017 angestoßen. Hinzu kommt ein nicht zurückzahlbarer 16-Millionen-Euro-Zuschuss der Stadt Würzburg, den der Stadtrat bereits im Herbst 2021 beschlossen hatte.
Dazu kommen laut Präsentation des Oberbürgermeisters in der Sitzung zwei Millionen Euro Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), ein Abschlag auf die zu erwartende Betreiberpacht von drei Millionen Euro sowie ein Abschlag auf den Verkauf der Namensrechte von fünf Millionen Euro. Macht zusammen 40 Millionen Euro, also die Hälfte der benötigten Summe.
Wie schon 2021 kommt man auch jetzt nicht ohne Fremdkapital aus
Wie schon 2021 kommt man auch jetzt nicht ohne Fremdkapital, also Kredite aus. Waren es damals zwölf Millionen Euro, sind es jetzt 20 Millionen. Die sollen von einem Bankenkonsortium aufgenommen werden müssen. Macht zusammen 60 Millionen Euro. Bleiben 22 Millionen, deren Herkunft bislang noch nicht feststeht. Zieht man davon die eventuelle Förderung des Bundes von sechs Millionen ab, bleibt immer noch ein Loch von 16 Millionen Euro.
Und da drängt die Zeit. Denn für die Bundesförderung, die laut Schuchardt ein wichtiger Baustein sein könne, ist "ein gesichertes Finanzierungskonzept notwendig". Die Umsetzbarkeit des Projektes müsse gewährleistet sein, betonte der Oberbürgermeister in der Sitzung. Deswegen sei es notwendig, das Finanzierungskonzept in den nächsten Monaten zu "verdichten".

Wie stellt man sich das im Rathaus vor? Zum einen werde die Stadt wohl tiefer in die Tasche greifen müssen, hatte der OB bereits am Donnerstag erklärt. Allerdings könne sie dies schon aus Gründen des Beihilferechts nicht alleine tun, heißt es nun auf Anfrage. Deshalb befänden sich die Zukunftsstiftung und die Stadt in Gesprächen mit zahlreichen Akteuren der Wirtschaft und Politik, um die Lücke zu schließen.
Stadt und Zukunftsstiftung sind gemeinsam auf der Suche nach weiteren Geldgebern
Denn es müssten auch weitere private Geldgeber gewonnen werden, heißt es weiter. Dazu habe es auch schon eine konkretere Interessensbekundung eines größeren, regionalen Unternehmens gegeben. Ein Name wird nicht genannt. Gespräche über einen Kauf oder Tausch des Baugrundstückes hätten diese Woche begonnen und würden im Juni fortgeführt, so die Auskunft. Wie berichtet war die ursprünglich angedachte Option, das Grundstück in Erbpacht zu bebauen, aus steuerlichen Gründen Ende vorigen Jahres ausgelaufen.
"Wir als Zukunftsstiftung werden gemeinsam mit der Stadt Gespräche mit weiteren Stiftern, Unterstützern und Förderern führen", versichert auch Stefan Rühling, Vorstandsvorsitzender der Zukunftsstiftung Würzburg. Denn nur mit einer Multifunktionsarena könne Würzburg seine Rolle als Kultur-, Tourismus-, Wirtschafts- und Wissenschaftszentrum erhalten und ausbauen. Und nur mit einer Multifunktionsarena werde Mainfranken im Wettbewerb der Regionen vorne mit dabei sein.
Ein Satz in der Ausschreibung für die Förderung gibt Kritikern zu denken
Ein Satz in der Ausschreibung für das 50 Millionen-Bundesprogramm gibt Kritikern zu denken. Dieser stellt den Fokus der Förderung auf "größere städtebauliche Projekte, welche die Demokratiegeschichte erzählen und den gesellschaftlichen Diskurs fördern". Allerdings, so hieß es am Donnerstag, könnten in so einer Halle ja auch größere politische Veranstaltungen abgehalten werden.
Falsch wiedergegeben fühlt sich der Fraktionsvorsitzende der ÖDP im Stadtrat Raimund Binder. Er hatte während der Sitzung gegen die Hallenpläne argumentiert, dann aber für den Antrag gestimmt. Er sei ja nicht grundsätzlich gegen die Idee der Multifunktionsarena, glaube allerdings nach wie vor, dass die Stadt sich diese nicht leisten könne, erklärt er in einer Mail. S
eine Zustimmung trotz Ablehnung begründet er damit, dass man einen solchen Antrag einfach nicht ablehnen könne. "Auch wenn ich grundsätzlich gegen eine Arena wäre, wäre ich doch nicht gegen zusätzliche Mittel, das wäre ja wahrlich verrückt", so Binder.