Axel Hellmann ist einer der einflussreichsten und mächtigsten Menschen im deutschen Fußballgeschäft. Er ist nicht nur Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, sondern sitzt auch im Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) und im Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Im Interview spricht der 1971 in Würzburg auf die Welt gekommene Jurist über die Beziehung zu seiner Geburtsstadt.
Axel Hellmann: Meine Eltern sind mit mir nach Frankfurt gezogen, als ich im zarten Alter von sechs Monaten war. Trotzdem habe ich in Würzburg und Umland meine Wurzeln und noch einige Verwandte. Ein Teil meiner Familie lebt noch in Rimpar, ein anderer in Nordheim. Das ist hier schon Heimat für mich.
Hellmann: Klar. Ich bin für mein Jura-Studium nach Würzburg zurückgekehrt. Damals in den neunziger Jahren hat mich mal ein Freund mitgenommen, zu einem Treffen von Vertretern des Würzburger FV und der Kickers, die über eine Fusion sprechen wollten. Am Ende gab es zwischen den Klubfunktionären fast eine handfeste Schlägerei. Ich fand schon damals, dass sich Würzburg unter Wert verkauft. Hier wäre doch viel mehr möglich. Ich sehe da viel Potenzial. Auch, weil es für den Profi-Leistungssport in Würzburg inzwischen eine gewisse Tradition gibt. Wenn man mit einem Zirkel auf der Landkarte einen 50-Kilometer-Radius rund um Würzburg zieht, dann hat man eine sehr spannende Region, die eigentlich prädestiniert ist, um ein gewisses Niveau im Profi-Sport zu ermöglichen.
Hellmann: Um das dauerhaft sicherzustellen, geht es um die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Und da kommt die Infrastruktur ins Spiel. Es geht darum, dass der Spitzen-Basketball nur mit einer entsprechenden Halle eine echte Zukunft hat und nur über ein neues Stadion auch der Profi-Fußball die Chance hat, sich hier dauerhaft zu etablieren. Der Markt dafür ist da, weil die Region leistungsstark und innovativ ist.
Hellmann: Ich wundere mich schon, warum Stadion und Halle nicht weiter oben auf der Prioritätenliste der Stadt stehen. Eine gute Infrastruktur verhilft zu deutlichen höheren Einnahmen, auch Gewerbeeinnahmen. Natürlich haben wir in Frankfurt da andere Dimensionen. Wir hatten zuletzt die amerikanische Football-Profiliga NFL zu Gast. Das hat insgesamt 100 Millionen Euro in nur neun Tagen in die Stadtkasse gespült. Natürlich reden wir in Würzburg über anderen Dimensionen, die der Profi-Sport, ob Basketball oder Fußball, bringen könnte. Aber der Effekt ist doch unbestritten. Es wird Fans und Besucher nach Würzburg bringen, in eine Stadt, in der man gerne verweilt. Verstehen Sie mich richtig: Ich will hier nicht von außen schlaubergern, wie etwas zu funktionieren hat, sondern sehe mich hier eher als Mutmacher, weil ich selbst erlebt habe, welchen Schub es einer Stadt, den Profi-Klubs und dem gesamten Sport geben kann.
Hellmann: Es braucht auf Seiten der Stadt einen Treiber, ob das nun ein Oberbürgermeister oder eine Sport-Dezernentin ist. Es braucht jemanden, der versteht, dass beispielsweise ein neues Stadion der Stadt eine Investition in Wachstum und Wohlstand ist. Ich halte es sogar für eine kommunale Pflicht, die Infrastruktur für Profi-Sport zu schaffen. Die Aufgabe des Profi-Sports ist es, die Bereitschaft zur Refinanzierung mitzubringen. Es darf kein Steuergrab werden. Es muss ein nachhaltiges, austariertes Modell sein. Wenn das nicht passiert, dann muss man wissen, dass Würzburg in Zukunft weder im Basketball noch im Fußball im deutschen Spitzensport eine Rolle spielen wird. Denn sonst liegt es im Mäzenatentum einiger weniger, die den Sport zu ihrer Sache machen. Nur stehen viele dieser Unternehmen heute eben auch unter Druck. Mit einer entsprechenden Infrastruktur holen sie viel mehr Firmen und Partner ins Boot und legen den Profi-Sport auf breite Schultern. Das ist, wenn sie wollen, auch eine Form von Standort- und Wirtschaftsförderung. Das ist für mich moderne Stadtentwicklung.
Hellmann: So würde ich das nicht sagen. Die jeweiligen Klubs müssen Ideen entwickeln, müssen attraktiv für Geldgeber sein. Es braucht dazu einen Schulterschluss von Sport und Wirtschaft. Aber auch die Stadt muss einen Plan haben, wie sie Spitzensport-Infrastruktur gestalten und ansiedeln will. Einen übergeordneten Entwicklungsplan kann kein Verein und auch kein Investor schaffen. Eine Stadt braucht eine Vision, wo sie hinwill. Das Geld muss dann von Partnern, Sponsoren und Investoren kommen, um die nachhaltige Tragfähigkeit sicherzustellen. Da kommen dann die Industrie- und Handelskammer IHK und die regionale Wirtschaftsförderung ins Spiel. Die können den Impuls setzen, Partner zusammenbringen, mitunter auch als objektiver Sachwalter den Weg ebnen. Den Nutzen aus einer Fortentwicklung im Spitzensport zieht am Ende vor allem der Wirtschaftsstandort Würzburg. Was in Mainz oder Freiburg möglich war und ist, kann in Würzburg auch gelingen. In Frankfurt haben wir mit dieser Herangehensweise in den letzten 20 Jahren auch sehr gute Erfahrungen gemacht.
Hellmann: Wir hatten das Glück, dass Frankfurt Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war. Hätte sich mit diesem Ereignis die Infrastruktur nicht massiv nach vorne entwickelt, wäre Eintracht Frankfurt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Verein irgendwo zwischen erster und zweiter Liga geblieben. Durch dieses Stadion können wir Umsatzerlöse in den Profi-Fußball stecken, die uns eine hohe Wettbewerbsfähigkeit erlauben. Nur dadurch und durch die gute Arbeit drumherum sind wir europäisch wettbewerbsfähig. Natürlich ist das eine andere Hausnummer. Für Würzburg gelten letztlich aber die gleichen Schwerkräfte. Die Frage ist: Wie lassen sich die Leute, die bereit sind für Spitzensport mehr zu bezahlen, aktivieren. Menschen und auch Firmen haben immer die Bereitschaft, in lokalen Spitzensport zu investieren. Man muss ihnen nur das entsprechende Umfeld bieten. Ein Umfeld, das professionelle Begegnungen erlaubt, das emotionalisiert und das Ambitionen hat. Ein gutes Beispiel ist Heidenheim! Das Stadion dort liegt sicherlich nicht besser als das in Würzburg. Im Gegenteil. Aber dort funktioniert vieles sehr gut, weil es diesen Schulterschluss zwischen Klub und Wirtschaft gibt und bei den Verantwortungsträgern in der Stadt die Bereitschaft besteht, das Ganze umzusetzen.
Hellmann: Würzburg ist ein Standort, an dem sie die Beteiligung am Profi-Sport breiter aufstellen müssen. Auch wir in Frankfurt haben Anteile an der Profi-Fußball-Gesellschaft abgegeben – zum Beispiel die "Freunde der Eintracht". Das ist ein Zusammenschluss vieler größerer, regionaler Unternehmen. Die glauben alle daran, dass die Region insgesamt und damit auch sie vom Profi-Sport profitieren, weil der auch den Zusammenhalt in einer Region stärkt, Ausdruck der Kraft einer Region ist. Ich glaube, das könnte auch in Würzburg so funktionieren.
Hellmann: Ich hatte als Student in Würzburg die schönste Zeit meines Lebens. Ich komme gerne hierher zurück und habe noch einige sehr enge Freundschaften hierher. Es gibt also eine sentimentale Seite. Ich sehe aber auch mit sehr professionellem Blick, was hier alles möglich ist. Beruflich liegt meine Zukunft aber weiter in Frankfurt. Bei Eintracht Frankfurt gibt es genug zu tun.
da sind wir in der Sache unterschiedlicher Meinung , kann vorkommen und ist in Ordnung
unabhängig davon :
- bitte nächstes mal meinen Namen korrekt schreiben
- Ich bin Bürger der Stadt Würzburg und habe unabhängig von meiner beruflichen Position das Recht auf eine private persönliche Meinung zu interessanten Würzburger Themen
- deshalb unterschreibe ich hier transparent und als Privatperson und nicht in meiner Funktion als GmbH - Geschäftsführer der Stadtbau
Hans Sartoris
deshalb ist die gemeinsame Nennung von Baskets und Kickers ein verständliches aber leicht durchschaubares Manöver
Wenn es mit den Kickers irgendwann (?) in Richtung 2.Liga geht könnte das Thema auf Wiedervorlage - wie derzeit zum Beispiel in Ulm
Hans Sartoris