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Würzburg/Schweinfurt
Wie sich die Hochschule Würzburg-Schweinfurt für die nächsten 50 Jahre rüstet und was ihr neuer Name damit zu tun hat
Früher galt sie als Lehranstalt, heute zählen Wissenschaft und Forschung. Die FHWS setzt auf Praxisnähe und legt immer neue Studiengänge auf.
Studierende vor dem Altbau der FHWS in Würzburg:  1980 entstand das benachbarte neue Hörsaalgebäude in der Münzstraße, 2011 dann der Neubau am Sanderheinrichsleitenweg.
Foto: Archivbild Jonas Kron/FHWS | Studierende vor dem Altbau der FHWS in Würzburg:  1980 entstand das benachbarte neue Hörsaalgebäude in der Münzstraße, 2011 dann der Neubau am Sanderheinrichsleitenweg.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:46 Uhr

Gegenüber der Würzburger Julius-Maximilians-Universität mit ihrer 620-jährigen Geschichte ist sie ein "junger Hüpfer". Aber als solcher ist sie wendig, dynamisch und innovativ: Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg Schweinfurt (FHWS) ist 50 geworden. Pandemiebedingt feiert man das Jubiläum ein Jahr verspätet, demnächst mit einem Festakt auch am Standort Schweinfurt.

Vor allem die Entwicklung in den letzten 20 Jahren verlief rasant. Immer neue Studiengänge kamen hinzu, 22 sind es mittlerweile im grundständigen Studium (Bachelor). Dazu kommen etwa ebenso viele Masterstudiengänge. Nicht nur deshalb hat sich die FHWS längst in der Hochschullandschaft etabliert.

Zwei Drittel der Studierenden in Würzburg, ein Drittel in Schweinfurt

Internationalisierung, Digitalisierung und immer mehr Studierende: Von anfänglich knapp 1600 ist ihre Zahl auf 9300 im letzten Sommersemester gestiegen, davon 6100 in Würzburg und 3200 in Schweinfurt. Das Besondere dort: Fast die Hälfte der Studierenden in Schweinfurt kommt aus dem Ausland. Diese Internationalisierung ist gewollt und war aus Sicht von FHWS-Präsident Robert Grebner vor zehn Jahren die wohl wichtigste Weichenstellung der jüngeren Vergangenheit.

Die Hochschule hat damit auf die zunehmend globale Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft reagiert. Unternehmen brauchen heute international einsatzfähiges Personal mit entsprechenden Kenntnissen in Sprache und Kultur. 2150 ausländische Studierende aus über 100 Ländern waren im Sommersemester an der FHWS eingeschrieben. Mit fast einem Viertel ist die internationale Quote an Studierenden mehr als doppelt so hoch wie an der Uni Würzburg.

Der Informatiker Prof. Robert Grebner steht als Präsident seit 2012 an der Spitze der FHWS (hier beim Festakt in Würzburg zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule).
Foto: Stefan Bausewein | Der Informatiker Prof. Robert Grebner steht als Präsident seit 2012 an der Spitze der FHWS (hier beim Festakt in Würzburg zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule).

Für ihre deutschen Kommilitonen sind sie eine Art Türöffner zur  Welt: Durch das gemeinsame Studieren weitet sich der Horizont – auch für die Daheimgebliebenen. Die Hochschule setzt dabei unter anderem auf aktuell fünf sogenannte Twin-Studiengänge, die auf Deutsch und Englisch angeboten werden. Die Idee dahinter: Junge Leute als aller Welt sollen nicht nur zum Studium nach Mainfranken kommen, sondern hier auch Deutsch lernen und nach dem Abschluss bleiben.

Denn Unternehmen in der Region suchen händeringend nach versierten Fachkräften. Nicht selten werden FHWS-Studierende schon während ihrer Praktika von Firmen angeworben. Oder, wie der FH-Präsident berichtet: "Teilweise übernehmen Ingenieure Lehraufträge, um in Kontakt mit Studierenden zu kommen. Da entsteht eine Symbiose."

Wie sich die Hochschule Würzburg-Schweinfurt für die nächsten 50 Jahre rüstet und was ihr neuer Name damit zu tun hat

Darin liegt die Stärke der Hochschule: Die Praxis spielt eine deutlich größere Rolle als an der Universität – weshalb Absolventinnen und Absolventen ausgezeichnete Karten auf dem akademischen Arbeitsmarkt haben. Das liegt auch daran, dass seit 15 Jahren die anwendungsbezogene Forschung Einzug in die FHWS gehalten hat. Bis dahin hatte man sich fast ausschließlich über die Lehre definiert – manche sprachen verpönterweise noch von "Unterricht".

Kein Wunder, war doch die FH bei ihrer Gründung 1971 aus drei Schulen hervorgegangen: dem Balthasar-Neumann-Polytechnikum des Bezirks in Würzburg und Schweinfurt, der Höheren Wirtschaftsschule und der Werkkunstschule (beide in Würzburg). Der Schulcharakter blieb lange Zeit prägend, man war eine Lehranstalt.

Bayerische Hightech Agenda bringt der Hochschule einen Schub

Mittlerweile aber hat sich die FHWS als wissenschaftliche Einrichtung behauptet und weiterentwickelt. Forschung und Transfer spielen eine deutlich größere Rolle. Allein über die Hightech Agenda des Freistaats werden 26 Stellen für Professorinnen und Professoren neu geschaffen, die sich ganz der Forschung verschreiben. "Das sind rund zehn Prozent unserer Professuren", sagt Präsident Grebner nicht ohne Stolz.

Bezahlt macht sich jetzt eine zweite wichtige Weichenstellung aus dem Jahr 2014: Damals setzte die FHWS einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung – und zwar über die Fachbereiche hinweg. Dies hat erst den Weg geebnet, dass in Schweinfurt nun ein Center für Robotik entsteht und in Würzburg ein Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO). Beide Einrichtungen hat die Staatsregierung 2018 beschlossen und über die High Tech Agenda vor drei Jahren finanziert.

Im Juni kam Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zur Eröffnung des Zentrums für Künstliche Intelligenz und Robotik an der FHWS nach Würzburg. Studierende und Lehrende zeigten verschiedene Projekte aus dem Institut.
Foto: Daniel Peter | Im Juni kam Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zur Eröffnung des Zentrums für Künstliche Intelligenz und Robotik an der FHWS nach Würzburg. Studierende und Lehrende zeigten verschiedene Projekte aus dem Institut.

Die Uni Würzburg baut gerade ein eigenes KI-Zentrum (CAIDAS) auf. Während dort die Grundlagenforschung im Mittelpunkt steht, sucht die FHWS nach konkreten Anwendungen zum Beispiel in der Robotik. Teilweise seien die Übergange fließend, eine Konkurrenz zwischen Uni und FH sieht Grebner nicht: "Wir kooperieren und ergänzen uns."

Er ist froh, dass die sechs KI-Zentren auf Hochschulen in Bayern verteilt und nicht auf die beiden Münchner Elite-Unis konzentriert wurden. Mit der Technischen Universität Nürnberg freilich – sie befindet sich im Aufbau – erwächst der FHWS neue Konkurrenz im Wettbewerb um die Studierenden. "Das werden wir spüren", glaubt Grebner. "Deshalb müssen wir unser Profil noch deutlicher machen."

 Als erstes neues Gebäude in den ehemaligen Ledward-Barracks in Schweinfurt wurde der FH-Neubau für die Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen errichtet. Hier FH-Präsident Robert Grebner bei einer Führung Anfang Februar 2020.
Foto: Oliver Schikora |  Als erstes neues Gebäude in den ehemaligen Ledward-Barracks in Schweinfurt wurde der FH-Neubau für die Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen errichtet.

Dazu gehört eine weitere Weichenstellung aus dem Jahr 2020: Neben der Internationalisierung und Digitalisierung wurde der Schwerpunkt "Zero Carbon" installiert. Als wissenschaftliche Bildungseinrichtung will man sich der Herausforderungen des Klimawandels stellen und nach Lösungen suchen. So wurde Deutschlands erster grundständiger Studiengang "Wasserstofftechnik" vor einem Jahr in Schweinfurt gestartet.

Was die FHWS zu ihrem 50. Geburtstag besonders freut: Ihr sperriger Name "Hochschule für angewandte Wissenschaften FHWS" (seit 2011) gehört demnächst der Vergangenheit an. Im Juni gab Ministerpräsident Markus Söder bei einem Besuch bekannt, dass man sich bald "Technische Hochschule" nennen dürfe. Nicht-technische Studiengänge wie Soziale Arbeit oder Medienmanagement sollen aber erhalten bleiben, versichert der FH-Präsident.

Er selbst hatte sich die Umbenennung gewünscht. Sie bringe zwar nur eine kleine Verbesserung bei Personal und Ausstattung, wohl aber eine höhere Reputation. Und, mit Blick auf die starke technische Ausrichtung: "Damit steht drauf, was drin ist." 

Studiengänge an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

Technische Studiengänge:
● Architektur
● Bauingenieurwesen
● Elektrotechnik
● Maschinenbau
● Wirtschaftsingenieurwesen (alle seit 1971)
● Kunststofftechnik (seit 1972)
● Vermessungswesen (seit 1973)
● Informatik (seit 1975)
● Wirtschaftsinformatik (seit 2000)
● Mechatronik (seit 2002)
● Logistik (seit 2008)
● E-Commerce (seit 2011)
● Technomathematik (seit 2012)
● Geovisualisierung (seit 2015)
● Robotik (seit 2020)
● Wasserstofftechnik (seit 2021)
Nicht-technische Studiengänge:
● Betriebswirtschaft
● Gestaltung (beide seit 1971)
● Soziale Arbeit (seit 1972)
● Pflegemanagement (seit 1995)
● Medienmanagement (seit 2001)
● Fachübersetzen (seit 2006)
Quelle: FHWS
 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    "Mit der Technischen Universität Nürnberg...erwächst der FHWS neue Konkurrenz"

    Der Freistaat baut die TUN für 1,2 Mrd. auf, obwohl es dort bereits eine TH gibt und die Uni ER-N eine große techn. Fakultät besitzt. Deshalb waren beide Hochschulen geg. die TUN worauf die TH 300 Mio. und die Uni 1,5 Mrd.(!) "Entschädigungen" bekamen.

    Die FHWS hatte in SW den Studiengang Informatik, der nach WÜ verlegt wurde, obwohl dort die Uni bereits diesen Studengang hat!

    In SW entsteht ein Center für Robotik, aber es gibt keine Informatik mehr! Das passt nicht zusammen!

    Da WÜ eine große Uni hat sollte der FHWS-Standort SW mindestens genauso groß wie in WÜ sein - denn SW ist das großindustrielle Zentrum Nordbayerns und braucht dringender Fachkräfte als die Beamtenstadt WÜ und das deindustrialisierte Nbg. - SW hat noch etwas zu verlieren, was WÜ nie hatte und Nbg. längst verlor!

    Geht die Städtelobby über Fakten?

    Hoffentlich löscht die MP-Red. in WÜ nicht wieder den Komm. mit unbequemen Hinweisen!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Idee für Standort Schweinfurt

    SCHRITT 1 - sukzessive Sortierung:
    >in Campus 1
    praxisnahe Studiengänge (einschl. Wirtschaftsingenieurwesen) und anwendungsbezogene Forschung
    >in Ledward:
    Studiengänge die enger mit Forschung verknüpft sind (Wasserstofftechnik, Robotik, etc.), dazu Fraunhoferinstitut etc.

    SCHRITT 2
    >Campus 1 bleibt Teil der THWS
    >Ledward wird zur eigenständigen TU mit Sitz in SW erhoben (was Ilmenau kann, kann auch SW) mit Robert Grebner als Präsident

    Die wichtigste Industriestadt Nordbayerns braucht UNBEDINGT eine zweigleisige Hochschul-Architektur, da die Großindustrie BEIDES braucht:
    >praxisnahe Absolventen
    >zur Grundlagenforschung befähigte Absolventen & Visionäre

    An der TUM gibt es 2 Studenten-Gruppen:
    >Abiturienten
    >FH-Absolventen: z.T. über 2. Bildungsweg, z.T. bereits mit Berufserfahrung!

    Die Mischung macht's! Flexiblere Bildungschancen ohne teueren Ortswechsel sollten neben München & Nbg. auch in der wichtigsten Industriestadt Nordbayerns möglich sein!
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    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    Mainfranken braucht einen LEUCHTTURM statt technischen Hochschul-DSCHUNGEL

    "Die Uni Würzburg baut gerade ein eigenes KI-Zentrum (CAIDAS) auf. Während dort die Grundlagenforschung im Mittelpunkt steht, sucht die FHWS nach konkreten Anwendungen zum Beispiel in der Robotik. Teilweise seien die Übergange fließend."
    An der FHWS in SW ist das Center für Robotik und in WÜ das Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO)

    >Das ist Gießkannenprinzip - infolge lokalpatriotischem oder politischen Proporz?
    >Das begreift kein Außenstehender!

    Ein Leuchtturm sieht anders aus: z.B. TU Campus Garching!
    So was könnte infolge US-Konversion in Ledward entstehen, durch Zusammenlegung all dieser Forschungseinrichtungen!

    Der Münchner & Stuttgarter Erfolg beruht auf TU plus Großindustrie!
    Das geht in Ufr. NUR in SW!

    Wenn politisches Proporzdenken & Kirchturmpolitik diese einmalige Chance verhindern, wird Nordfranken technische Hochschulprovinz bleiben, als eine Art zersplitterete Kleingartenanlage.
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  • Reinshagen153@t-online.de
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