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Würzburg
Wie klimafreundlich ist das Würzburger MHKW wirklich?
Bündnis 90/Die Grünen werfen dem Zweckverband Abfallwirtschaft "Greenwashing" vor. Wie sie diesen Vorwurf begründen und was sie besser machen wollen.
Der Müllbunker des Würzburger MHKW: Nach Ansicht der Grünen könnte die Energie aus der Verbrennungsanlage noch deutlich besser eingesetzt werden. 
Foto: Patty Varasano | Der Müllbunker des Würzburger MHKW: Nach Ansicht der Grünen könnte die Energie aus der Verbrennungsanlage noch deutlich besser eingesetzt werden. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:02 Uhr

Das Müllheizkraftwerk (MHKW) in Würzburg  verbrennt nicht nur Müll, sondern produziert daraus auch Strom und Fernwärme, wodurch fossile Energieträger eingespart werden. Deshalb wird die Anlage vom Betreiber, dem Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg, gerne als klimafreundlich dargestellt. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen in der Verbandsversammlung kritisieren diese Darstellung als Schönfärberei oder "Greenwashing". Stattdessen fordern sie, die Beseitigung des Mülls stärker an der Nutzung der dabei erzeugten Energie auszurichten.

Die Diskussion hat sich an einem Bericht von MHKW-Geschäftsleiter Alexander Kutscher in der jüngsten Verbandsversammlung entzündet. Darin hatte sich Kutscher kritisch zur sogenannten EU-Taxonomie geäußert, die die Müllverbrennung bislang nicht als ökologisch nachhaltige Technologie anerkennt. Kutscher hielt dagegen, dass durch die Müllverbrennung und eine geeignete Kraft-Wärme-Kopplung fossile Energieträger eingespart werden und gleichzeitig aus den Rückständen Rohstoffe wie Metallen zurückgewonnen werden können. 

Die Müllverbrennung sei auch deshalb klimaschonend, weil der Müll zu hohen Anteilen aus regenerativen Quellen stammt, argumentiert Kutscher. Manfred Dürr, Stadtrat in Würzburg und für die Grünen Mitglied der Verbandsversammlung, widerspricht. Er hält die Müllverbrennung allenfalls für ein notwendiges Übel, um die Abfälle zu beseitigen, die nicht mehr verwertet werden können. "Dann muss man aber auch schauen, dass die Energie, die im MHKW entsteht, möglichst effizient genutzt wird", sagt Dürr – und davon sei die Anlage noch weit entfernt.

"Man muss schauen, dass die Energie, die im MHKW entsteht, möglichst effizient genutzt wird."
Manfred Dürr (Bündnis 90/Die Grünen), Verbandsrat

Die Abwärme des MHKW wird ins Nahwärmenetz der Stadt Würzburg eingespeist. In jüngerer Vergangenheit wurden auch Teile von Rottendorf, der neue Stadtteil Hubland und Teile des Gewerbegebiets Ost an die Wärmeversorgung angeschlossen. Auch zur Justizvollzugsanstalt im Friedrich-Bergius-Ring führt eine Wärmeleitung, die wird aber nicht genutzt, weil man sich in der JVA für ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk entschieden hat. "Die Folge ist, dass wir die Hälfte der Wärme gar nicht loskriegen", sagt Grünen-Verbandsrat Dürr.

Dabei ließe sich durch geeignete Technik sogar noch mehr nutzbare Wärme aus dem MHKW herausholen. Nur wohin damit? Dürr hält eine zentrale Trocknungsanlage für Klärschlamm für sinnvoll. So könnte aus den Rückständen der örtlichen Großkläranlage energiereicher Brennstoff, vergleichbar der Braunkohle, gewonnen und im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt verbrannt werden. In Schweinfurt deshalb, weil dort die Wärmeenergie sinnvoller genutzt werde als am MHKW.

Müllverbrennung an den Wärmebedarf anpassen

Auch eine Anpassung des Betriebs an den jahreszeitlich schwankenden Wärmebedarf könnte den Gesamtnutzungsgrad der Anlage erhöhen, meint Dürr. Nur wie soll das gehen, wenn der Müll zu allen Jahreszeiten anfällt? Große Zwischendeponien seien wohl nicht die Lösung, sagt auch der Grünen-Verbandsrat. Ein Steuerungsinstrument aber seien gestaffelte Verbrennungpreise, die sich am jeweiligen Wärmebedarf orientieren.

Ein weiterer Kritikpunkt der Grünen ist die CO2-Bilanz in Gegenrechnung zur Einsparung fossiler Energieträger. Nachdem Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts aus der fossilen Energienutzung aussteigen will, sei es falsch, heutige Vergleichszahlen aus der Energieerzeugung heranzuziehen. "Wir reden von einer Technik, die wir auch in den nächsten 40 Jahren noch nutzen wollen, dann müssen wir auch mit den Zahlen in 30, 40 Jahren rechnen", meint die Würzburger Stadt- und Verbandsrätin Simone Haberer.

Keine Ausnahme von der CO2-Bepreisung

Dabei lasse sich schon heute der Einsatz fossiler Brennstoffe im MHKW deutlicher reduzieren, ergänzt Manfred Dürr. So seien 2020 rund 880 000 Liter Heizöl zum Anfahren der Öfen und zur Aufrechterhaltung der Verbrennungstemperatur bei schwankenden Müllqualitäten eingesetzt worden. Zumindest ein Teil davon könnte nach Dürrs Ansicht durch Biogas substituiert werden. Eine geeignete Quelle dafür könnte das unweit des MHKW gelegene Kompostwerk sein. Nur sei man dort nicht zur Gewinnung von Biogas imstande.

Sven Winzenhörlein, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Würzburger Kreistag, spricht sich deshalb dagegen aus, die Müllverbrennung von der CO2-Bepreisung auszunehmen. "Die Politik würde damit einen wirksamen Hebel für mehr Klimaschutz bei der Müllbeseitigung aus der Hand geben", sagt Winzenhörlein. "Die Verbrennung, wie wir sie heute machen, ist eine bessere Lösung als eine Deponie, aber es ist nicht die beste Lösung", sagt Manfred Dürr.

MHKW Würzburg

Betreiber des Müllheizkraftwerks (MHKW) ist der Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg, dem die Stadt Würzburg und die Landkreise Würzburg und Kitzingen angehören. Darüber hinaus wird Müll aus drei mittelfränkischen Kreisen und dem schwäbischen Ostalbkreis verbrannt, insgesamt rund 215 000 Tonnen pro Jahr.
Aus der Abwärme werden jährlich 60 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme und 90 Millionen kWh Strom produziert und in öffentliche Netze eingespeist.
Quelle: ZVAWS
 
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  • marent1@hotmail.de
    wieso schreibt hier nie jemand von den Emissionen udn Giftstoffen, die nachwievor bei der Verbrennung von MÜll entstehen?? Als käme da nur Veilchenduft aus den Kaminen....
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  • letsgo101
    Jetzt geht es richtig los. In der letzten Stadtratssitzung haben die einzelnen Tochtergesellschaften der Stadt ihren Bericht in Sachen Umweltschutz abgegeben. Auch über die Müllverbrennung wurde dort gesprochen. Es stellte sich dabei heraus das das MHKW Fernwärme erzeugt und zwar mehr als verbraucht wird. Als Verbesserung wurde angegeben das mehr Wärmeleitungen vorhanden sein müßten um mehr Abnehmer zu bekommen. Jetzt frage ich mich ja warum dies z.B. nicht Richtung Hubland geschehen ist wo doch dort viele Neubauten entstanden sind. Weiterhin in Sachen Abfall wurde bekannt gegeben das man nun auch die Abfälle aus Stadt und Kreis Ansbach dort verbrennt um damit Kostendeckender zu wirtschaften. Ebenso wurde auch erwähnt das man ja mit den Grünabfällen ein Biokraftwerk betreiben könnte, doch auch dies wurde vom Stadtrat nicht genehmigt. Also was soll jetzt dieser Aufmarsch ? Die größte Schuld liegt ja wohl bei der Stadt Würzburg !
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Das Dilemma wird im Artikel bereits umrissen -

    das Problem ist doch, dass "Unmengen" von Abfall produziert(!) werden, die irgendwo entsorgt werden müssen mit so wenigen negativen Auswirkungen wie möglich.

    Der Ansatz muss aber schon viel, viel früher erfolgen, nämlich bereits bei der Konzeption der Produkte. Nur wenn man sich bereits da erfolgreich darum kümmert, möglichst viele "Zutaten" stofflich verwerten zu können (und nicht mit dem ausgedienten Produkt ein so ziemlich unzertrennbares Konglomerat in der Hand zu halten) kommen wir da mMn entscheidend weiter.

    Was die ganzen Verpackungen angeht, frage ich mich wirklich, wie die Menschheit (auch) in Deutschland die 60-er Jahre überleben konnte, wo noch nicht jedes einzelne Schräubchen in ein eigenes Plastiktütchen eingewickelt war...

    Fazit: selbst gemachte Probleme sind immer die besten, und oft genug, weil man um Geld zu "sparen" etwas anderes, (gedankenlos/ widersinnig) zu Dumpingpreisen gehandeltes verschwendet.
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  • Mainheini
    Müll ist in gewisser Weise auch erneuere Energie. Müllverbrennung reduziert unbestritten den Einsatz von fossiler Energie. Das Fernwärmenetz, in das auch das MHKW einspeist, wird zunehmend ausgebaut. Der ganze neue Stadtteil Hubland ist oder wird angeschlossen. Dort wird den Häuslesbauern im Bebauungsplan ein Primärenergiefaktor vorgeschrieben, den sie mit herkömmlichen Heizungen (auch nicht mit der "umweltfreundlichen" Stromheizung) nicht einhalten können, den aber wiederum das MHKW erreicht, weil Müll als erneuerbar angesehen wird. Ohne gelben Sack und Grünen Punkt gäbe es sicher noch mehr thermisch verwertbaren Müll, so dass dann noch weniger Anheizenergie benötigt würde. Und das man im Sommer in den Häusern weniger Heizenergie benötigt, ist sicher bekannt. Andernorts gibt es z. B. Erd- oder Betonaktivierung. Aber auch im Sommer soll die Stromerzeugung im MHKW funktionieren, also wird die erzeugte Heizenergie eben vernichtet, wenn man sie nicht unterbringt. Na und?
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