Das Müllheizkraftwerk (MHKW) in Würzburg verbrennt nicht nur Müll, sondern produziert daraus auch Strom und Fernwärme, wodurch fossile Energieträger eingespart werden. Deshalb wird die Anlage vom Betreiber, dem Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg, gerne als klimafreundlich dargestellt. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen in der Verbandsversammlung kritisieren diese Darstellung als Schönfärberei oder "Greenwashing". Stattdessen fordern sie, die Beseitigung des Mülls stärker an der Nutzung der dabei erzeugten Energie auszurichten.
Die Diskussion hat sich an einem Bericht von MHKW-Geschäftsleiter Alexander Kutscher in der jüngsten Verbandsversammlung entzündet. Darin hatte sich Kutscher kritisch zur sogenannten EU-Taxonomie geäußert, die die Müllverbrennung bislang nicht als ökologisch nachhaltige Technologie anerkennt. Kutscher hielt dagegen, dass durch die Müllverbrennung und eine geeignete Kraft-Wärme-Kopplung fossile Energieträger eingespart werden und gleichzeitig aus den Rückständen Rohstoffe wie Metallen zurückgewonnen werden können.
Die Müllverbrennung sei auch deshalb klimaschonend, weil der Müll zu hohen Anteilen aus regenerativen Quellen stammt, argumentiert Kutscher. Manfred Dürr, Stadtrat in Würzburg und für die Grünen Mitglied der Verbandsversammlung, widerspricht. Er hält die Müllverbrennung allenfalls für ein notwendiges Übel, um die Abfälle zu beseitigen, die nicht mehr verwertet werden können. "Dann muss man aber auch schauen, dass die Energie, die im MHKW entsteht, möglichst effizient genutzt wird", sagt Dürr – und davon sei die Anlage noch weit entfernt.
Die Abwärme des MHKW wird ins Nahwärmenetz der Stadt Würzburg eingespeist. In jüngerer Vergangenheit wurden auch Teile von Rottendorf, der neue Stadtteil Hubland und Teile des Gewerbegebiets Ost an die Wärmeversorgung angeschlossen. Auch zur Justizvollzugsanstalt im Friedrich-Bergius-Ring führt eine Wärmeleitung, die wird aber nicht genutzt, weil man sich in der JVA für ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk entschieden hat. "Die Folge ist, dass wir die Hälfte der Wärme gar nicht loskriegen", sagt Grünen-Verbandsrat Dürr.
Dabei ließe sich durch geeignete Technik sogar noch mehr nutzbare Wärme aus dem MHKW herausholen. Nur wohin damit? Dürr hält eine zentrale Trocknungsanlage für Klärschlamm für sinnvoll. So könnte aus den Rückständen der örtlichen Großkläranlage energiereicher Brennstoff, vergleichbar der Braunkohle, gewonnen und im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt verbrannt werden. In Schweinfurt deshalb, weil dort die Wärmeenergie sinnvoller genutzt werde als am MHKW.
Müllverbrennung an den Wärmebedarf anpassen
Auch eine Anpassung des Betriebs an den jahreszeitlich schwankenden Wärmebedarf könnte den Gesamtnutzungsgrad der Anlage erhöhen, meint Dürr. Nur wie soll das gehen, wenn der Müll zu allen Jahreszeiten anfällt? Große Zwischendeponien seien wohl nicht die Lösung, sagt auch der Grünen-Verbandsrat. Ein Steuerungsinstrument aber seien gestaffelte Verbrennungpreise, die sich am jeweiligen Wärmebedarf orientieren.
Ein weiterer Kritikpunkt der Grünen ist die CO2-Bilanz in Gegenrechnung zur Einsparung fossiler Energieträger. Nachdem Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts aus der fossilen Energienutzung aussteigen will, sei es falsch, heutige Vergleichszahlen aus der Energieerzeugung heranzuziehen. "Wir reden von einer Technik, die wir auch in den nächsten 40 Jahren noch nutzen wollen, dann müssen wir auch mit den Zahlen in 30, 40 Jahren rechnen", meint die Würzburger Stadt- und Verbandsrätin Simone Haberer.
Keine Ausnahme von der CO2-Bepreisung
Dabei lasse sich schon heute der Einsatz fossiler Brennstoffe im MHKW deutlicher reduzieren, ergänzt Manfred Dürr. So seien 2020 rund 880 000 Liter Heizöl zum Anfahren der Öfen und zur Aufrechterhaltung der Verbrennungstemperatur bei schwankenden Müllqualitäten eingesetzt worden. Zumindest ein Teil davon könnte nach Dürrs Ansicht durch Biogas substituiert werden. Eine geeignete Quelle dafür könnte das unweit des MHKW gelegene Kompostwerk sein. Nur sei man dort nicht zur Gewinnung von Biogas imstande.
Sven Winzenhörlein, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Würzburger Kreistag, spricht sich deshalb dagegen aus, die Müllverbrennung von der CO2-Bepreisung auszunehmen. "Die Politik würde damit einen wirksamen Hebel für mehr Klimaschutz bei der Müllbeseitigung aus der Hand geben", sagt Winzenhörlein. "Die Verbrennung, wie wir sie heute machen, ist eine bessere Lösung als eine Deponie, aber es ist nicht die beste Lösung", sagt Manfred Dürr.
das Problem ist doch, dass "Unmengen" von Abfall produziert(!) werden, die irgendwo entsorgt werden müssen mit so wenigen negativen Auswirkungen wie möglich.
Der Ansatz muss aber schon viel, viel früher erfolgen, nämlich bereits bei der Konzeption der Produkte. Nur wenn man sich bereits da erfolgreich darum kümmert, möglichst viele "Zutaten" stofflich verwerten zu können (und nicht mit dem ausgedienten Produkt ein so ziemlich unzertrennbares Konglomerat in der Hand zu halten) kommen wir da mMn entscheidend weiter.
Was die ganzen Verpackungen angeht, frage ich mich wirklich, wie die Menschheit (auch) in Deutschland die 60-er Jahre überleben konnte, wo noch nicht jedes einzelne Schräubchen in ein eigenes Plastiktütchen eingewickelt war...
Fazit: selbst gemachte Probleme sind immer die besten, und oft genug, weil man um Geld zu "sparen" etwas anderes, (gedankenlos/ widersinnig) zu Dumpingpreisen gehandeltes verschwendet.