Schon seit den 1960er Jahren werden große Teile der Würzburger Innenstadt über ein Fernwärmenetz versorgt. Nun ist der Sprung über die eigenen Stadtgrenzen gelungen: Mit dem Neubaugebiet Sand-West und dem Wöllrieder Hof ist die besonders umweltfreundliche Fernwärme in den Landkreis nach Rottendorf gezogen.
Während das Neubaugebiet mit etwa 220 einzelnen Gebäuden in den kommenden Jahren erst noch erschlossen werden soll, werden die Veranstaltungsräume auf dem Gut Wöllrieder Hof sowie die angrenzende Gärtnerei mit Gewächshaus mit Wärme zum Heizen versorgt. Insgesamt hat die neue, etwa zwei Millionen Euro teure Trasse vom Müllheizkraftwerk in der Gattinger Straße zu den Kunden eine Länge von etwa 1800 Metern.
Fernwärme als klimaschonende Energieversorgung
Das moderne Fernwärmenetz hat kaum noch etwas mit den Rohrleitungen in der untergegangenen DDR, die sich oberirdisch durch die Landschaft schlängelten und mit hohen Energieverlusten zu kämpfen hatten, zu tun: "Mit der Fernwärme haben wir heute eine besonders schonende, effektive und klimaschonende Technologie zur Verfügung um", freut sich denn auch Landrat Eberhard Nuß, Vorsitzender des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Würzburg, über den Brückenschlag in den Landkreis. Die beiden WVV-Töchtern, die Mainfranken Netze GmbH und die Stadtwerken Würzburg, haben die neue Leitung im Auftrag des Verbands gebaut.
Die in das Netz eingespeiste Energie stammt aus dem Müllheizkraftwerk, wo Müll aus der Stadt Würzburg, den Landkreisen Würzburg und Kitzingen sowie einige mittelfränkischen Landkreisen verbrannt wird. An das Fernwärmenetz ist zudem das Gas-Heizkraftwerk an der Friedensbrücke angeschlossen, das ebenfalls Energie einspeist. Beide Kraftwerke arbeiten mit Kraft-Wärme-Kopplung, wobei die Heizenergie sowohl zur Stromerzeugung als auch zur Versorgung mit Fernwärme genutzt wird.
Versorgung arbeitet künftig mit Heißwasser
Das zugehörige Wärmenetz befindet sich im Umbruch: Während früher Dampf in die Leitungen eingespeist wird, arbeitet die Versorgung künftig mit Heißwasser von etwa 80 Grad Celsius. "Dieses Verfahren hat den großen Vorteil, dass es nur geringe Energieverluste auf dem Transport gibt", erklärt Geschäftsleiter Alexander Kutscher. Das gesamte Leitungsnetz wird schrittweise auf Heißwasser umgestellt, um möglichst bald das alte Netz, das mit 400 Grad heißem Wasserdampf gespeist wurde, zu ersetzen.
Schon in den letzten Jahren wurde dazu in der Würzburger Innenstadt eifrig gebuddelt: Die alten Rohre müssen komplett ausgetauscht werden. Statt einem groß dimensionierten Rohr für den Wasserdampf und einem kleinen Rücklauf sind nun zwei gleich bemessene Rohre nötig.
Die Arbeiten für die Rottendorfer Stichleitung gingen flott voran: In rund sieben Monaten wurden die beiden Fernwärmerohre verlegt. Dazu musste die vierspurige Bundesstraße B8 unterquert und der Radweg entlang der Staatsstraße nach Rottendorf gesperrt werden. Auf seiner Trasse wurden die beiden gut isolierten Rohre verlegt.
Weitere Leitungen verlegt
Die Gelegenheit wurde zudem dazu genutzt, um Stromkabel für eine Beleuchtung zu verlegen. Die Leitung wurde bewusst so ausgelegt, dass weitere Teile Rottendorfs angeschlossen werden können. Dann könnte die neue Fernwärmeleitung ihren vollen Nutzen ausspielen: Bei einer maximal möglichen Transportleistung von 7,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, könnten in einem Jahr im Vergleich zu konventionellen Heizungen 1500 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, so Alexander Kutscher. Das entspreche dem Kohlendioxidausstoß von etwa 700 Pkw bei einer Fahrleistung von 15000 Kilometern.