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Bad Neustadt
GKS Schweinfurt plant das Verbrennen von Klärschlamm
Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt wird spätestens 2030 keine Kohle mehr verbrennen. Dafür soll es künftig die Möglichkeit geben, getrockneten Klärschlamm anzuliefern. Dieser hat den gleichen Brennwert wie Müll. Das GKS Schweinfurt ist
im Bereich Nachhaltigkeit durch seine Reststoff-Verwertung  übrigens unter den Kraftwerken Deutschlands die Nummer 1.
Foto: Hanns Friedrich | Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt wird spätestens 2030 keine Kohle mehr verbrennen. Dafür soll es künftig die Möglichkeit geben, getrockneten Klärschlamm anzuliefern. Dieser hat den gleichen Brennwert wie Müll.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 26.11.2021 02:32 Uhr

Spätestens 2030 soll im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) keine Kohle mehr verbrannt werden. Ein gleichwertiger Ersatz, was den Brennwert betrifft, könnte neben dem Müllgetrockneten Klärschlamm sein. Außerdem verfolgt man aktuell ein neuartiges Konzept im Bereich einer Entsorgung der Schlacke, um diese für die Zementindustrie zu verwenden. Immerhin ist das GKS Schweinfurt im Bereich Nachhaltigkeit durch seine Reststoff-Verwertung unter den Kraftwerken Deutschlands die Nummer 1. Das sagte Dr. Ing. Ragnar Warnecke, Geschäftsführer des Schweinfurter Unternehmens, nicht ohne Stolz bei der Vorstellung des GKS im Ausschuss für Umwelt- und Naturschutzfragen.

Von Anfang habe man sich der Nachhaltigkeit, dem Umweltschutz und der Energie-Effizienz verschrieben. Kurz streifte er die Entwicklung mit der Gründung im Jahr 1986 durch neun Landkreise. Mit dabei war von Anfang an Rhön-Grabfeld. Rückblickend sagte Dr. Warnecke, dass 1990 der Bau eines Kohleheizkraftwerkes realisiert wurde, um damit umweltfreundliche Fernwärme bereit zu stellen. In das Heizkraftwerk wurde eine thermische Abfallbehandlungsanlage integriert. Seit 1994 werden die im Bereich Main-Rhön anfallenden Restabfälle hier entsorgt.

Müllmengen steigen stark

Rund 40 000 Tonnen Kohle wurden anfangs verbrannt, Höchststand mit 68 000 Tonnen Kohle war im Jahr 1992. Heute sind es gerade mal rund 31 000 Tonnen. Ganz anders bei der Müllverbrennung. Diese steigerte sich von 97 000 Tonnen im Jahr 1994 auf nunmehr 212 000 Tonnen. 2020 wurde erstmals Klärschlamm in kleineren Mengen eingesetzt. Versorgt werden in Schweinfurt drei Großbetriebe und die Stadt Schweinfurt.

Die Schweinfurter Anlage ist immer auf dem neuesten Stand und so gibt es im Turnus von 18 Monaten jeweils eine Revision. Im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt werden, allerdings nach strengen Kriterien, seit September 2021 auch Abfälle aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Grafenrheinfeld verbrannt. Das waren im Jahr 2021 rund 4600 Tonnen, geplant waren pro Jahr rund 50 Tonnen.

Mehr Recycling wäre wünschenswert

Mit einem sogenannten Radioaktivitätsmessportal und speziellen Handmessgeräten werden diese Anlieferungen überprüft. Dabei handelt es sich vorwiegend um Geräte medizinischer Herkunft. "Bis jetzt ist nichts Kritisches aufgetreten." Verbrannt werden auch Windeln aus dem Krankenhausbereich, allerdings in kleineren Mengen. Auch hier gibt es besondere Messprogramme und diese Stoffe werden besonders behandelt.

Im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt können pro Jahr 180 000 Tonnen Abfall verbrannt werden, geliefert wurden 2020 rund 200 000 Tonnen. 90 bis 99 Prozent davon sind Hausmüll. Dieser Hausmüll kommt aus dem Bereich der neun Gesellschafter des GKS Schweinfurt. 20 000 Tonnen müssen nun in einer anderen Anlage mit verbrannt werden. "Wir würden uns wünschen, dass von Müllerverbrennern mehr recycelt wird." Im kommenden Jahr rechnet man noch einmal mit der gleichen Menge.

Schlacke könnte ebenfalls verwendet werden

Ein Thema der kommenden Jahre ist auch im GKS der Kohleausstieg. Ein Ersatz wird die Verbrennung von getrocknetem Klärschlamm sein, um gemeinsam mit der Müllverbrennung den Fernwärmebedarf zu sichern. Getrockneter Klärschlamm hat nach Aussage von Dr. Ing. Ragnar Warnecke, ebenfalls einen hohen Heizwert und Klärschlamm gibt es bekanntlich genug. Das sei ein neuartiges Konzept. Allerdings gehe es um die Anlieferung von getrocknetem Klärschlamm.

Angesprochen hat der Geschäftsführer die Verwendung von Schlacke. Hier könnten 10 Prozent Eisenmetalle herausgefiltert und in der Industrie verwertet werden. 90 Prozent sind mineralisch und auch hier könnte man sich eine Verwendung vorstellen. Kontakte gibt es deshalb mittlerweile mit der Zementindustrie. Das Projekt wurde im Sommer gestartet und ist vielversprechend. Unter anderem vom Weltwirtschaftsinstitut wurde das Kraftwerk in Schweinfurt weiterhin als die Nummer 1 unter den Kraftwerken bezeichnet. Dafür gab es spontanen Beifall der Ausschussmitglieder in Bad Neustadt.

Kein Gramm Kohle mehr als nötig

Zur Frage der Verwendung von Kohle sagte Dr. Warnecke, dass man nur in der Zeit von Oktober bis April zusätzlich Kohle als Brennstoff verwendet. "Kein Gramm Kohle mehr, als wir müssen." Eberhard Räder wollte wissen, ob man daran gedacht habe, bei der Klärschlammverbrennung das Phosphat heraus zu trennen, denn das sei wichtig für die Landwirtschaft. Dazu habe man sich bereits kundig gemacht und führe entsprechende Gespräche, erfuhr er. Zurzeit gebe es nicht die notwendige Technik.

Auf die Frage von Bürgermeister Jürgen Heusinger nach dem Heizwert des Klärschlamms, sagte der Geschäftsführer, dass dieser mit dem Heizwert bei der Müllverbrennung vergleichbar sei. Ob die Abgabe von Klärschlamm durch das GKS vergütet wird, wollte der Bürgermeister noch wissen. Das sei nicht möglich. "Wir sind ein Unternehmen, das nicht auf Gewinn ausgerichtet ist."

 
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