Nach der Absage der Frankenfestspiele Röttingen im April 2020 aufgrund der Pandemie hat sich auch knapp ein Jahr später die Corona-Lage nicht wirklich entspannt. Doch in Röttingen zeigt man sich zuversichtlich: "Wir planen den Festspiel-Sommer 2021", sagt Evelyn Fischer, Leiterin des Festspielbüros, mit Nachdruck.
Im Herbst hatten die Organisatoren beschlossen, die für 2020 geplanten Stücke aufs Folgejahr zu verschieben – und so sollen das Musical "Sugar" nach Billy Wilders Filmkomödie "Manche mögen's heiß", die Operette "Orpheus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach und die Komödie "Ziemlich beste Freunde", bekannt durch die Kinoverfilmung von 2011, in diesem Sommer stattfinden. Als im Dezember der Kartenvorverkauf für die Festspiele 2021 begann, seien innerhalb kürzester Zeit die ersten Bestellungen eingetroffen, so Fischer: "Eine Dame hat am Telefon fast geweint vor Freude."
Viele der als Ersatz für die ausgefallenen Vorstellungen ausgegeben Gutscheine seien inzwischen für die diesjährigen Termine eingelöst worden; selbst Gruppenbestellungen würden getätigt. "Ob sich die Leute beim Bestellen zurückhalten oder nicht, hängt auch von den jeweils geltenden Corona-Regelungen ab", hat Fischer beobachtet. Die meisten Karten würden im Mai und Juni verkauft, aktuell gebe es noch für alle Vorstellungen Tickets.
Die erste Premiere soll am 17. Juni über die Bühne gehen – bis dahin gibt es für die Organisatoren viel zu tun. Unter welchen Bedingungen die Festspiele genau stattfinden werden, ist unklar – klar ist dagegen, dass es Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen sein werden. Durch die Abstandsregelung etwa reduziert sich die Zahl der Sitzplätze im Hof von Burg Brattenstein von 600 auf 200.
Da jedes Ticket beim Kauf personalisiert werden muss, um im Nachhinein Kontakte verfolgen zu können, sind auch die Plätze personalisiert. "Eine freie Platzwahl an den Tischen ist nicht möglich", so Fischer. Die Sitzplätze im Burghof werden paarweise ausgewiesen, im Abstand von je eineinhalb Metern. Für Einzelpersonen oder Familien mit mehr als zwei Personen wird die Sitzordnung jeweils angepasst. Auf der Tribüne bleiben zwei Reihen komplett frei.
Beim Hygienekonzept richten sich die Organisatoren nach dem aktuellsten vom Bayerischen Gesundheitsministerium herausgegeben Hygienekonzept für Kulturveranstaltungen – es stammt aus dem Juli 2020. "Für uns als Veranstalter ist es schwierig, ins Ungewisse zu planen, wir müssen aber jetzt organisieren und Lösungen finden, die wir dann anpassen", sagt Fischer. Ihre Hoffnung: eventuelle Sonderregelungen für den Freiluftbereich.
Wie würde man mit Corona-Fall im Ensemble umgehen?
Spezielle Hygienekonzepte sind auch für die Proben der Schauspieler und Musiker nötig. "Der Grundstock steht bereits von Veranstaltungen wie dem Kulturherbst 2020 oder dem Musical-Workshop im Sommer – nun brauchen wir ein etwas detaillierteres Konzept", so Fischer. Dieses betreffe zum Beispiel die Umkleiden, den Bereich der Technik und den hinter der Bühne. Wie werden die Mikrophone der Schauspieler desinfiziert, wo ist es räumlich zu eng?
Zentral sei auch die Frage, wie man mit einem Corona-Fall innerhalb des Ensembles umgehen würde, "alle Rollen sind nur einfach besetzt", sagt Fischer. Und: Müsste in diesem Fall das gesamte Ensemble in Quarantäne – oder könnte man mit einem negativen Testergebnis weiterproben?
Auch die Proben an sich bergen Fallstricke: Das professionelle Ensemble der Frankenfestspiele wird seit Jahren vom sogenannten Extra-Ensemble unterstützt, das aus Laiendarstellern aus der Umgebung besteht. Doch zu Corona-Zeiten dürfen Laientheater im Gegensatz zu Profis lediglich Einzelproben abhalten. Seit Januar würde das Extra-Ensemble normalerweise bereits proben, so Fischer, doch in diesem Jahr sei man noch dabei, zu klären, ob musikalische Proben in Kleingruppen überhaupt möglich sind. "Das Extra-Ensemble ist essentiell, damit die Inszenierungen stattfinden können", betont Fischer. "Wir hoffen auf eine Sondergenehmigung."
Bei allen Unsicherheiten sollte eines gleich bleiben: das Profi-Ensemble. Die komplette Besetzung von 2020 sei gefragt worden, ob sie auch im Folgejahr mit von der Partie sei. Bei 80 bis 90 Prozent sei dies der Fall, so Fischer. Ein Ersatz gesucht werden musste für den im Juli 2020 verstorben Pavel Fieber, der eine Rolle als Millionär im Musical "Sugar" hatte.
Während das Abendprogramm unter Corona-Bedingungen stattfinden soll, ist das Junge Theater der Frankenfestspiele zum Teil erneut abgesagt. Die Aufführungen von "Am Samstag kam das Sams zurück" müssen um ein Jahr verschoben werden, bedauert Fischer. Das Musical von Rainer Bielfeldt nach der Geschichte von Paul Maar sollte als Projekt mit 26 Kindern im Grundschulalter für die Röttinger Festspielbühne einstudiert werden. Die ersten Proben hätten bereits im Winter starten sollen, doch dann kam der Lockdown.
"Da Kinder in dieser Altersgruppe meist noch keine oder nur geringe Bühnenerfahrungen haben, ist für sie eine ausreichende Probenzeit besonders wichtig", heißt es in einer Presseerklärung des Festspielbüros. Weil sich der Probenstart aufgrund der aktuellen Corona-Lage weiter hinziehe, sei abzusehen, dass bis zur geplanten Premiere Anfang Mai nicht genug Zeit bliebe, um die Kinder verantwortungsvoll und ausreichend für die große Bühne vorzubereiten.
Eine Aussicht gibt es für die beteiligten Kinder dennoch: Die Proben starten so bald wie möglich, so dass die Grundschüler eventuell im Rahmen des "Festspiel-Aperitif" am 20. Mai 2021 einen Vorgeschmack auf das Sams präsentieren können. Ausführlichere Proben sollen im Herbst 2021 starten – für die Aufführungen im Mai 2022.
Festspiel-Macher aus Leidenschaft
Auch das Kindermusical "Die Olchis" von Erhard Dietl wurde auf 2022 verschoben. Das Gastspiel des "Theater auf Tour" finde nicht statt, da aufgrund von Absagen anderer Veranstalter in diesem Jahr die komplette "Olchi"-Tour entfalle, heißt es aus dem Festspielbüro.
"Die Planungsunsicherheit ist das Schwierigste an der aktuellen Situation", so das Fazit von Evelyn Fischer. "Man plant etwas, das morgen vielleicht schon wieder umsonst ist." Ihre Motivation, trotzdem weiterzumachen, liege unter anderem in der Erkenntnis: "Wer nicht plant, kann auch nichts machen." Und: "Man hängt an den Festspielen und macht es aus Leidenschaft", sagt Fischer. Ihr Wunsch für diesen Festspiel-Sommer: "Zusammen mit den Zuschauern einen schönen und unbeschwerten Abend erleben."