"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" hatten die Verantwortlichen der Röttinger Frankenfestspiele bei Absage der Spielzeit 2020 versprochen - und halten nun Wort. In dieser Woche begann der Vorverkauf für die Festspiele 2021 unter Corona-Bedingungen. Wie diese Bedingungen bei der ersten Premiere am 17. Juni genau aussehen werden, steht allerdings noch in den Sternen. Es bleibt bei den für 2020 geplanten Stücken: dem Musical "Sugar" nach Billy Wilders Filmkomödie "Manche mögen's heiß", der Operette "Orpheus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach und der Komödie "Ziemlich beste Freunde", bekannt durch die Kinoverfilmung aus dem Jahr 2011.
Die Absage traf vor allem die Profi-Schauspieler wie ein Tiefschlag. Die meisten von ihnen sind freiberuflich tätig. Die Absage der Frankenfestspiele und anderer Theaterveranstaltungen kam für sie einem Berufsverbot gleich. Die Nachricht, dass man das Programm einfach um ein Jahr verschieben wolle, hätten sie mit Erleichterung aufgenommen, sagt Evelyn Fischer, Leiterin des Festspielbüros. Alle Mitglieder des Ensembles stehen auch dieses Jahr auf der vorläufigen Besetzungsliste. Gegenwärtig sei Intendant Lars Wernecke dabei anzufragen, wer in Röttingen dabei sein kann und wer womöglich inzwischen ein anderes Engagement eingegangen ist. Auch die Verlage, die die Rechte an den Stücken halten, seien sehr entgegenkommend gewesen, sagt Fischer.
Tiefschlag für das neue Konzept von Intendant Lars Wernecke
Ein Tiefschlag war die Absage auch für die Frankenfestspiele an sich. Im Jahr zuvor war Lars Wernecke als Intendant mit einem neuen Konzept angetreten und dem Ziel, die Festspiele, die der Stadt Röttingen alljährlich einen Fehlbetrag von über 100 000 Euro bescherten, attraktiver und wirtschaftlicher zu machen. Die Rechnung schien aufzugehen. Der Vorverkauf war 2020 besser angelaufen als in den Vorjahren, so Evelyn Fischer - bis zum Lockdown. Wer schon eine Karte gekauft hatte, konnte sich nun zwischen der Rückerstattung des Preises oder einem Gutschein für 2021 entscheiden. Diese Regelung gelte auch in diesem Jahr für den schlimmsten anzunehmenden Fall, dass die Festspiele erneut abgesagt werden müssen.
Dass die meisten den Gutschein gewählt haben, wertet Evelyn Fischer als gutes Zeichen. "Wir haben sehr viel positives Feedback dafür erhalten, dass wir die Stücke 2021 doch noch spielen wollen", sagt sie. Anders ist die Regelung für die beiden Konzerte des Heeresmusikkorps Veitshöchheim und von Willy Astor mit Freunden und seinem Musikprojekt "Sound of Islands". Die Karten aus dem Vorjahr gelten weiterhin. Allerdings sind die beiden Konzerte vom Vorverkauf ausgenommen, bis klar ist, wie viele Zuhörer überhaupt möglich sind.
Stückeauswahl und Besetzungsliste waren also nicht das Problem für den Intendanten. Umso mehr hat er sich mit Evelyn Fischer den Kopf über die Frage zerbrochen, wie die Festspiele 2021 unter besonderen Hygiene- und Abstandsregeln aussehen könnten. Die Lösung sind paarweise ausgewiesene Sitzplätze im Burghof, im Abstand von eineinhalb Metern zueinander. Für Einzelpersonen oder Familien mit mehr als zwei wird die Sitzordnung jeweils angepasst. "Es ist zwar ein enormer Aufwand, aber es ist machbar", sagt Evelyn Fischer. Dieser Mehraufwand fängt schon beim Ticketverkauf an. Jedes Ticket muss nun vorab personalisiert werden, um im Nachhinein eine Kontaktverfolgung zu ermöglichen.
Weitere Karten bei gelockerten Hygieneregeln
Durch die Abstandsregeln ist die Zahl der Sitzplätze beschränkt. Statt 600 haben nur rund 200 Gäste im Burghof Platz. Wer einen Gutschein aus dem letzten Jahr hat, wird bei der Vergabe der Karten bevorzugt, so Evelyn Fischer. Deshalb lohne es sich, frühzeitig eine Karte zu sichern. Auf ein Hintertürchen hofft man noch: Wenn sich bis ins Frühjahr die Corona-Lage so weit entspannt haben sollte, dass auch die Abstandsregeln gelockert werden können, will man weitere Kartenkontingente freigeben. Die Entscheidung darüber falle allerdings frühestens im Mai. "Wir planen mit allen Optionen, um kurzfristig auf Änderungen reagieren zu können", sagt Evelyn Fischer.
Vor einer besonderen Herausforderung stehen die Regisseure der drei Hauptstücke. Neben Lars Wernecke (Sugar) selbst, werden Matthias Kaiser (Orpheus) und Thomas Rohmer (Ziemlich beste Freunde) für die Inszenierungen verantwortlich sein. Und die haben es in sich: Schließlich müssen auch auf und hinter der Bühne Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, sagt Evelyn Fischer. Also auch beim Tanz des Cancan, einer der bekanntesten Szenen der Offenbach-Operette. Fischer ist zuversichtlich: "Für alles wird es eine Lösung geben", sagt sie.
Die Spielzeit der Frankenfestspiele 2021 dauert vom 17. Juni bis 22. August . Karten sind ab sofort erhältlich beim Festspielbüro, Tourist-Information, Marktplatz 1, 97285 Röttingen, Tel. (0 93 38) 97 28 -55, E-Mail: karten@frankenfestspiele.de sowie in Internet und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Nähere Infos und Termine unter www.frankenfestspiele.de.