Um die Verkehrssituation im Würzburger Norden, Ortsumgehungsstraßen in Prosselsheim, Rimpar, Unterpleichfeld und Güntersleben sowie um die Wiederbelebung der Mainschleifenbahn zwischen Astheim und Seligenstadt ging es bei einer Verkehrskonferenz in Bergtheim. Gastgeber waren Landtagsabgeordneter Manfred Ländner und der Bergtheimer Bürgermeister Konrad Schlier.
"Es war unser Anliegen, die Bürgermeister und Gemeinderäte aus der Region auf den gleichen Stand zu bringen und den Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen zur Verkehrssituation vorzubringen", beschrieben Abgeordneter Ländner und ILEk-Vorsitzender Schlier den Grund der Veranstaltung.
Die Verkehrskonferenz war breit angelegt. Im ersten Teil waren die politischen Vertreter der Mitgliedsgemeinden des "Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts Würzburger Norden" (ILEk) eingeladen. Der zweite Teil war öffentlich. Bürger konnten den Experten Fragen stellen und mit ihnen diskutieren.
Die Entlastung der Dörfer vom Durchgangsverkehr ist ein wichtiges Anliegen
Seit April 2015 arbeiten die zehn Gemeinden Bergtheim, Eisenheim, Estenfeld, Güntersleben, Hausen, Kürnach, Oberpleichfeld, Prosselsheim, Rimpar und Unterpleichfeld in der Kommunalen Allianz Würzburger Norden zusammen. Die Entlastung ihrer Dörfer vom Durchgangsverkehr und die verbesserte Anbindung durch den ÖPNV nach Würzburg ist sowohl den Verantwortlichen als auch den Anwohnern ein Anliegen.
Dass die Aktivierung der Schiene für die Mainschleifenbahn zwischen Astheim und Seligenstadt laut Bürgermeisterin Birgit Börger aus Prosselsheim "in greifbare Nähe rückt", wird von allen begrüßt. Die neue Potential-Analyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft hat ergeben, dass täglich 1400 Fahrgäste diese Bahnverbindung nutzen könnten.
Schon seit 1968 gibt es keinen Personenverkehr mehr auf der Strecke und 1994 hat die Deutsche Bahn sie endgültig stillgelegt. Dank der Studie steigen die Chancen zur Reaktivierung der Bahnlinie wieder. Wobei die Finanzierung zur Ertüchtigung der Strecke sowie der Haltepunkte und Bahnhöfe noch Kopfzerbrechen macht.
Auf einem guten Weg ist auch die Ortsumgehung Prosselsheim auf der Staatsstraße 2260 und die gleichzeitige Verlegung der Linienführung Richtung Volkach. "Die Trasse steht fest. Derzeit laufen die Baugrunduntersuchungen", weiß Abgeordneter Ländner. Danach folge die Entwässerungsplanung. Der Baubeginn könne "in zwei bis drei Jahren sein.
"Eine ganze Region wird ausgebremst"
"Wir Prosselsheimer haben noch einige Jahre Durststrecke vor uns", bedauert der stellvertretende Bürgermeister Richard Öchsner. In der kurvenreichen Durchgangsstraße müsse dringend der Kanal saniert werden und die Dorferneuerung könne nicht durchstarten. "Nicht nur wir, sondern eine ganze Region wird ausgebremst", verwies Öchsner auf die wichtige Straße zur Volkacher Mainschleife.
Immerhin sicherte Stefan Lehner, der Leiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt Würzburg, einer Verbesserung der holprigen Staatsstraße zwischen Prosselsheim und Eisenheim zu.. "Das können wir so nicht lassen, bis die Verlegung einmal fertig ist", gestand er.
Auch die Rimparer sind mit ihrer Umgehungsstraße auf einem guten Weg. Für den ersten Bauabschnitt, die Westumfahrung, werden Untersuchungen ausgewertet. "Wir hoffen, dass die Regierung noch in diesem Jahr den Planfeststellungsbeschluss erteilt und wir damit den letzten Schritt im Genehmigungsverfahren gemacht haben", meinte Bürgermeister Burkard Losert. Dann soll der zweite Bauabschnitt, die Südumfahrung, zur Prüfung vorgelegt werden.
Die Umgehung in Rimpar bietet der benachbarten Gemeinde Güntersleben neue Chancen.
"Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr mit dem Bauen der Westumfahrung anfangen", ist Losert zuversichtlich. Die Umgehung in Rimpar bietet der benachbarten Gemeinde Güntersleben neue Chancen. Sie denkt über eine Umgehungstrasse südöstlich um den Ort mit einer Trasse von Gadheim bis zum Anschluss an die künftige Rimparer Umgehung nach.
Vom Tisch ist laut Ländner die Umgehung der B 19 für die Gemeinden Unterpleichfeld, Bergtheim und Opferbaum. Schon immer habe er und die Politik auf den sechsstreifigen Ausbau der A7 zwischen Werneck und dem Biebelrieder Kreuz sowie auf die Bemautung der Bundesstraßen für LKWs gesetzt. Die Verbreiterung der maßgeblichen Brückenbauwerke auf der A 7 "werden in den nächsten Jahren abgeschlossen sein".
Während einige Anwohner wie Eugen Drescher aus Bergtheim es begrüßten, "dass diese unnötige Ortsumgehung nicht kommt", widersprach Michael Wild von der Bürgerinitiative "Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung" in Unterpleichfeld vehement den Prognosen. "Wir hätten mit der A 7 frühestens 2040 eine Entlastung", war er skeptisch angesichts des Planungsfortschritts und Geldmangels im Straßenbau.
Die Bürgerinitiative fordert eine bessere Verkehrsbeschilderung, die Herabsetzung des jetzigen LKW-Durchfahrtsverbots für über Zwölftonner auf 3,5-Tonner und höhere Strafen für Mautpreller. Ausnahmslos alle Wortmelder forderten strengere Kontrollen und das Einsetzen moderner Technik zur Überwachung. Auch der ÖPNV müsse ausgebaut und mit Anreizen versehen werden.
Ein zügiger Verkehrsfluss ist nicht mehr das wichtigste Ziel
"Wir haben erkannt, dass der Grundsatz von Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs nicht mehr passt", zog Länder Resümee. Ein zügiger Verkehrsfluss sei nicht mehr das wichtigste Ziel der Behörden, sondern der Schutz der Anwohner und deren "Erträglichkeit".
Das unterstrichen die Diskussionsteilnehmer. Sie forderten neben der verschärften Überwachung ein generelles Tempo 30 innerhalb von Ortschaften, stationäre Geschwindigkeitskontrollen besonders an den Ortseinfahrten und gesetzlichen Schutz vor lärmintensiven Fahrzeugen und aggressiven Fahrstilen.