Viel Lob und ein wenig Kritik haben die Sprecher der Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung Unterpleichfeld - Bergtheim - Opferbaum - Eßleben“ bei einem Informationsabend bekommen. Das Engagement, das Wissen um die Fakten sowie die Informations- und Gesprächskultur ist mit Applaus bedacht worden. Kritische Stimmen gab es aber auch.
Rund 70 Personen waren der Einladung der Bürgerinitiative (BI) in den Mehrzweckraum der Willi-Sauer-Halle in Bergtheim gefolgt. Unter ihnen waren auch die beiden Bürgermeister Konrad Schlier aus Bergtheim und Alois Fischer aus Unterpleichfeld. Aber sie äußerten sich nicht in der Versammlung sondern überließen das Wort den Sprechern der BI, ihren Gemeinderäten und den Anwohnern.
Fachkundig waren alle Anwesenden.
Fachkundig waren alle Anwesenden. Das Thema Verkehrsberuhigung auf der B 19 im nördlichen Landkreis Würzburg und in Eßleben (Landkreis Schweinfurt) brennt ihnen weiterhin auf den Nägeln. Mit dem stellvertretenden Bürgermeister Klaus Stuntz als Vorsitzenden und Ortsbeauftragten von Unterpleichfeld hielt ein gewichtiger Vertreter der BI fundiert Rückblick. Er wurde unterstützt von Walter Stiller, Peter Wagner und Jürgen Heinisch als Ortsbeauftragte für Bergtheim, Opferbaum und Eßleben.
Die in der Bürgerinitiative zusammengeschlossenen Dörfer liegen wie an einer Perlenschnur aufgereiht an der B 19. Im Februar und März 2014 waren sie bei vier großen Demonstrationen buchstäblich auf die Straße gegangen. 800 LKWs und über 13 000 PKWs fahren tagtäglich durch die Dörfer. Ganz zu schweigen davon, dass die B 19 als Umleitungsstrecke bei Staus auf der parallel verlaufenden A 7 ausgewiesen ist.
Verbesserungen für die Anwohner
In den Jahren 2015 und 2016 wurden die beiden Ortsdurchfahren von Unterpleichfeld und Bergtheim saniert. Das hat zweifellos Verbesserungen für die Anwohner gegeben. Der lärmmindernde Belag, Hochbordsteine, eine zusätzliche Ampel oder größere Sichtfenster kommen gut an. Aber die Vertreter der BI sind angesichts des Straßenlärms, Gestanks, Feinstaubs und Verkehrsaufkommens längst nicht zufrieden.
Sie vertrauen zudem nicht auf Entlastungen durch die deutschlandweite Bemautung für Lastkraftwagen auf Bundesstraßen ab Juli 2018 oder den sechsspurigen Ausbau der A7. Der Baubeginn zu diesem Ausbau könne frühestens 2030 erfolgen - wenn die Strecke dann hoffentlich im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf eingestuft wird, die aktuell geschätzten Kosten von 500 Millionen Euro in der Staatskasse sind und die Wirtschaftlichkeit als gegeben erklärt wurde.
Vergeblich um „seriöse Verkehrsstudien“ gebeten
„Wer von uns hier glaubt ernsthaft, dass dann trotz der allgemeinen Verkehrssteigerung eine Reduzierung der Hälfte der jeweiligen Verkehrsstärke eintreten wird?“, fragte Vorsitzender Stuntz provokativ. Allein für den Güterverkehr sei für das Jahr 2030 ein Zuwachs von 38 Prozent gegenüber dem Jahr 2010 prognostiziert. Mehrmals habe die BI das Bundesverkehrsministerium um „seriöse Verkehrsstudien zu den Entlastungsbehauptungen gebeten“. Bisher ohne Reaktion.
Die BI sieht in der Änderung der aktuellen Beschilderung eine „wirkungsvolle und leicht umzusetzende Maßnahme“. Ein generelles Durchfahrtverbot für LKWs mit dem Zusatzschild „Lieferverkehr frei“ sollte her. Dadurch könnten Mautpreller besser geahndet werden. Außerdem soll die Strecke zu einer Staatsstraße herabgestuft werden. Dadurch erhofft sich die BI „die einzige Chance, zu einer Umgehungsstraße zu kommen“.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“
„Es ist nicht unsere Aufgabe, dafür eine Trasse zu finden“, meint Michael Wild von der BI auf Rückfragen, wo eine Umgehung denn noch verlaufen könnte. Diese Planung sei die Aufgabe der Behörden und „wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Michael Wild und seine Mitstreiter finden es nicht gerecht, dass etwa um Prosselsheim eine Umgehungsstraße gebaut wird, obwohl dort „nur“ 600 PKWs und 200 LKWs pro Tag fahren. Ohne ausgewiesene Umleitungsstrecke für die Autobahn in diesem Bereich. „Wir sind ein Spielball der Behörden und werden aktuell vom Bund zum Freistaat Bayern hin und her geschoben“, ärgert sich Wild.
In großer Zahl zur Versammlung gekommen
Unzufrieden sind auch die Dorfbewohner von Opferbaum und Eßleben, die in großer Zahl zur Versammlung gekommen waren. Vom versprochenen Ausbau der Ortsdurchfahrten dort höre man nichts mehr. Und es sei ein Unding, dass Radiosender bei Staumeldungen auf der A7 sogar auf ein Ausweichen auf die die B 19 und damit durch ihre Dörfer machen. Darüber hat sich die BI schon direkt beschwert.
„Wo ward Ihr als BI denn, als die neuen Baugebiete in Unterpleichfeld und Bergtheim direkt an der B19 beschlossen worden sind?“, fragte Eugen Drescher aus Bergtheim. Das würde doch zusätzlichen Verkehr bedeuten. Hier wies Gemeinderat Robert Wild auf die Verbesserungen der Infrastruktur hin. „Die LKWS, die für unsere Nahversorgung sorgen, haben mit unserem Protest nichts zu tun. Wir wollen die rauskriegen, die hier nichts verloren haben“, konterte Wild.
Scannen von Nummernschildern
Vorschläge zu Verbesserungen der Navigationssoftware, weiteren Ampeln, Zebrastreifen, Fahrbahnteilern, Kreisverkehren oder dem Versetzen der Ortsschilder nach draußen kamen zu Wort, genauso wie den Ausbau des ÖPNV, der Radwegenetze oder das Bilden von Fahrgemeinschaften. Technische Möglichkeiten sollten eingesetzt werden wie das Scannen von Nummernschildern zur Überprüfung des Anliegerverkehrs und fest installierte Blitzer.
Landtagsabgeordneter Hans Jürgen Fahn will sich in München weiterhin für eine Machbarkeitsstudie einsetzen, um konkrete Zahlen und Trassenvorschläge auf dem Tisch zu haben. Michael Imhof von der Bürgerinitiative „Brummis weg vom Stadtring“ in Würzburg und Harald Mager-Gock von der Bürgerinitiative „Weniger Lärm - mehr Lebensqualität“ in Kleinrinderfeld setzen auf eine enge Vernetzung miteinander.
Auf aktuell 99 Mitglieder gewachsen
Seit ihrer Gründung im Oktober 2013 mit damals 78 Mitgliedern ist die BI „Verkehrsberuhigung und Ortsumgehung“ auf aktuell 99 Mitglieder konstant gewachsen. Robert Wild bat die Anwesenden darum, doch ebenfalls Mitglied zu werden, denn „es ist wichtig, dass eine große Zahl hinter unterem Anliegen steht“. Zu den regelmäßigen Sit-ins an der B 19 sowie den Versammlungen seien alle eingeladen.
„Wir hören nicht auf. Wir geben nicht nach. So kann es nicht weitergehen“, war das Fazit des Info-Abends.