
Das südliche Maindreieck muss sich vor benachbarten Tourismusregionen nicht verstecken. Das sagte der Ochsenfurter Bürgermeister Peter Juks bei einem Pressetermin im Rathaus von Sommerhausen. Und das sagen auch alle anderen Ortsoberhäupter der zwölf Gemeinden, die der interkommunalen Allianz (ILE) Maindreieck angehören. Dennoch kennt noch kaum ein potenzieller Feriengast den Begriff, da bislang keine gemeinschaftliche Vermarktung der Region stattfand. Das soll sich nun ändern, und zwar durch die Arbeit eines aus der ILE herausgelösten, neu gegründeten touristischen Zweckverbandes.
Dass das Gebiet zwischen Randersacker und Sulzfeld das Potenzial hat, bei Urlauberinnen und Urlaubern aus Nah und Fern Interesse zu erregen, das glaubt man in den zwölf Gemeinden schon seit geraumer Zeit. Hat doch der Blick in die unmittelbaren Nachbarregionen, etwa die Mainschleife oder das Weinparadies, deutlich gezeigt, dass die Mainlandschaft mit ihren Ortschaften, ihrer Kultur und ihrem kulinarischen Angebot durchaus punkten kann. Deshalb will nun auch das südliche Maindreieck zeigen, was es hat - und darauf aufbauen. Durch den Zulauf von Feriengästen soll Infrastruktur entstehen.
Das regionale Handwerk könnte profitieren
Wilfried Saak, Bürgermeister von Sommerhausen, findet diesen Punkt sehr wichtig. Denn von der Ansiedelung schöner Gasthäuser oder Geschäfte sowie Freizeitmöglichkeiten hätten nicht nur die Urlaubsgäste etwas, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger. Harald Kopp, der in Marktbreit auf dem Bürgermeistersessel sitzt, hat ein Beispiel parat. Wenn ihn etwa ein Frisör fragt, wie sein Geschäft denn bitteschön von Touristen in Marktbreit profitieren solle, dann sagt Kopp: Für die Gäste werde womöglich ein weiteres Wirtshaus oder ein Café eröffnet. Dort wiederum würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, die natürlich auch zum Frisör gehen wollten.

Wilfried Saak sieht das ganz ähnlich. Er kennt in seinem Ort Ladenbesitzer, die ihm bestätigen: Ohne Touristen könnten sie ihr Geschäft dicht machen. Mit der Folge, dass auch den Sommerhäuserinnen und Sommerhäusern die Einkaufsmöglichkeit dann nicht zur Verfügung stünde. Der Sommerhäuser Bürgermeister sieht im Tourismus auch einen Motor für das heimische Handwerk: Geschäfte zum Beispiel müssen renoviert und instand gehalten werden - das machen dann Firmen aus der Region.
Aber ist Sommerhausen ein repräsentatives Beispiel? Seit Jahrzehnten ist es ein gefragtes Touristenziel, nicht umsonst verfügt der Ort seit etwa 30 Jahren über eine eigene Tourist-Info. Die drei Bürgermeister sind sich einig, dass die Mitgliedsgemeinden in puncto Fremdenverkehr recht unterschiedlich sind. "Es wäre vermessen, zu behaupten, Ochsenfurt sei so bekannt wie Sommerhausen", sagt Peter Juks. Dennoch hätte bei Entscheidungen zur touristischen Entwicklung immer große Einigkeit geherrscht, auch in jenen Ortschaften, die bislang kaum bis überhaupt nicht von Urlaubsgästen besucht werden.
Ein attraktives Wohnumfeld soll neue Bürgerinnen und Bürger anlocken
Denn auch in diesen Gemeinden sieht Allianzmanager Bastian Lange Entwicklungspotenziale durch die touristische Vermarktung. Gemeinsame Vermarktung bedeute, Feriengäste in einheitlichen Prospekten, Flyern oder im Internetauftritt auf sämtliche Attraktionen im südlichen Maindreieck aufmerksam zu machen, also auch auf die kleineren und etwas abseits gelegeneren Orte. Obernbreit etwa werte gerade seinen Innenort auf, um sich für Gäste attraktiv zu machen und mit bekannteren Orten der ILE mithalten zu können, sagt Lange.
Wilfried Saak glaubt außerdem, dass das, was Urlaubern gefällt, auch potenzielle Neubürgerinnen und Neubürger anlocken werde. Die zunehmende und auch notwendige Digitalisierung erleichtere die Ansiedelung mancher Unternehmen auch in Regionen abseits großer Metropolen. Saak hält es für sehr wahrscheinlich, dass ein attraktives Wohnumfeld bei der Entscheidung für oder gegen eine Arbeitsstelle eine große Rolle spielt. Wer sich für das südliche Maindreieck als Wohn- und Arbeitsplatz entscheide, achte sicher auch auf das Angebot an Gastronomie, Kultur und Freizeitmöglichkeiten. "Die gehen abends raus und sind im Urlaub." Somit gehe mit der touristischen Aufwertung auch die Innenentwicklung einher, ergänzt Peter Juks.
Die vier Tourist-Infos bleiben bestehen
Die vier schon bestehenden Tourist-Infos in Randersacker, Sommerhausen, Ochsenfurt und Marktbreit bleiben bestehen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten aber weiterhin für die jeweiligen Gemeinden. Zumindest in der ersten Zeit wird Allianzmanager Bastian Lange auch Geschäftsleiter des Zweckverbands sein. Finanziert wird dieser aus Mitteln der Mitgliedsgemeinden, die nach einem auf vier Säulen fußenden Verteilungsschlüssel aufgebracht werden. Er richtet sich nach Einwohnerzahl, Steuerkraft und Bettenkapazität der jeweiligen Gemeinden, dazu kommt ein Sockelbetrag. Insgesamt sollen dem Zweckverband jährlich 150 000 Euro zur Verfügung stehen. Sitz des Verbandes ist Sommerhausen, sein Vorsitzender ist Wilfried Saak.
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